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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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überhaupt noch nichts gegessen haben? Wir sind seit gestern nüchtern.«
    »Nüchtern ist gut.« Willmore grinste müde. »So wie gestern habe ich seit Jahren nicht mehr gesoffen. Ich verspüre auch nicht den geringsten Hunger.«
    »Aber ich … und wie!«
    Eine halbe Stunde gönnte sich Ron als Verschnaufpause, dann stand er wieder auf und blickte zu Willmore hinüber. »Sie bleiben also hier, Jack?« fragte er. »Ich für meinen Teil ziehe los.«
    »Sie wollen mich in der Wildnis allein lassen?«
    »Wer hier schlappmacht, sind Sie.«
    »Ich kann keinen Muskel mehr bewegen.«
    »Die Muskeln werden vom Gehen wieder locker. Aber wie Sie wollen! Goodbye, Jack.«
    Er wandte sich ab, nahm das Beil und ging auf die Mauer aus Buschwerk, Dornen, jungen Palmen und hohen Farnen zu. Willmore schob sich an seiner Steinsäule hoch und versuchte, ein paar schwankende Schritte vorwärtszugehen.
    »Ron«, murmelte er dabei. »Sie verdammter sturer Hund! Warten Sie doch! Ich muß mich erst wieder einlaufen! Kennen Sie überhaupt die Richtung, in der das Dorf liegt?«
    »Ja.« Ron zeigte auf die bizarren Felsen in der Ferne, hinter denen das Dorf lag. »Diese Granitklötze sind der beste Wegweiser. Wenn wir parallel zu ihnen gehen, kommen wir unter Garantie an den Strand. Und dann müssen wir uns ostwärts halten. Hier kann man sich doch nicht verlaufen. Auf einer Insel kommt man immer ans Meer, ganz gleich, wohin man läuft.«
    Die erste Strecke, vielleicht tausend Meter, mußten sie sich einen Weg durch das Gestrüpp schlagen, Schritt um Schritt. Sie wechselten sich ab mit dem Beil; während der eine die Äste abhieb, säbelte der andere mit dem geschärften Spatenblatt die dünnen Zweige von den Stämmen.
    »Das ist tierisch!« stöhnte Willmore einmal. »Ron, das schwöre ich Ihnen: Wenn wir wieder in Ihrer Hütte sind, werfe ich mich aufs Bett und verlasse es für drei Tage nicht mehr. Suchen Sie sich mit Tama'Olu ein anderes Plätzchen. Was heißt suchen? Sie haben ja Ihre fabelhafte Yacht in der Lagune liegen. Bestimmt mit Luxuskabinen. Warum wohnen Sie eigentlich noch in dieser miesen Hütte?«
    »Wir werden sie jetzt zu einem richtigen Haus ausbauen.«
    »Der Millionär Ron … besitzt eine Yacht und einen Landsitz, aber zu fressen gibt's nur gebratene Bananen und Maisbrei.«
    »Beides ist gesund. Los, Jack, nicht die Zeit vertrödeln mit dummem Geschwätz. Sie sollen für kurze Zeit mein Bett haben. Aber wenn Sie sich einbilden, Sie könnten sich nachts wegschleichen und mit Ihrer Hummel abfliegen … Irrtum! Die drei Brüder werden bei ihrem Vater wachen, und an denen kommen Sie nicht vorbei. Weiter!«
    Nach einem Marsch von vier Stunden hatten sie die Wildnis hinter sich gelassen. Sie kamen in einen lichteren Palmenwald und dann zu den ersten Feldern der Insulaner. Rons Orientierungssinn war vorzüglich … sie stießen direkt auf den Kultplatz mit den geschnitzten Götterstatuen, die aus riesigen Augen zu ihnen hinabschauten. Zwischen ihnen hockte der Medizinmann auf der Erde, nun ohne Federschmuck und Bemalung. Jetzt erst sah Ron, daß es ein älterer Mann war, mager, ja knochig. Es schien, als esse er nur gerade so viel, um sich am Leben zu erhalten.
    »Malo e lelei ki he efiafi ni«, grüßte Ron. (Guten Abend)
    Der Medizinmann antwortete nicht; er bedeckte sein Gesicht mit den Händen, als sei der Anblick der weißen Männer für ihn Gift oder entehre ihn. Er hatte Tápana nicht retten können, aber die Fremden konnten es. Sie hatten die Götter verspottet, ohne deren Willen nichts auf dieser Erde geschah. Ohne ihn aufzuhalten, hatte sein Stamm ihn in den Wald gehen lassen – ein Geschlagener, an dessen Zauberkraft man zu zweifeln begann.
    Ron wartete einen Augenblick, dann wandte er sich ab und ging zu Willmore zurück. »Jetzt haben wir einen Todfeind«, sagte er ernst.
    »Das Männlein ist doch froh, daß es lebt.«
    »Für ihn hat der Tod keinen Schrecken. Deshalb sollten wir höllisch auf uns aufpassen.«
    »Was kann er uns schon antun?« fragte Willmore geringschätzig.
    »Vergiften etwa. Das genügt. Die Medizinmänner kennen eine Menge sofort wirkender Gifte. Sie sind die wahren Giftbrauer. Jack, nehmen Sie ab sofort nichts an, was Ihnen die Insulaner an Essen und Trinken anbieten. Religiöser Fanatismus zerstört alles Menschliche.«
    Sie gingen weiter, schleppten sich mit schweren Beinen bis zum Waldrand und liefen dann auf Rons Haus zu.
    In der Lagune schaukelte die Yacht an den Ankerketten, die Sonne

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