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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ich doch Hunger! Ober, wo bleibt die Speisekarte?«
    Ron tuckerte mit dem kleinen Beiboot hinüber zur Yacht, holte vier Dosen Nudeln mit Gulasch und brachte auch den Propangaskocher mit. In einem großen Flechtkorb transportierte er Geschirr, Bestecke, Gläser und zwei große Kochtöpfe.
    Staunend und verständnislos sahen Tama'Olu und ihre Brüder zu, wie Ron den Gaskocher entzündete, die Dosen aufschnitt, die Nudeln mit Gulasch heiß werden ließ, sie auf die Teller häufte und dann mit einer Gabel aß. Willmore fraß wie ein Ausgehungerter, so hastig, daß er rülpsen mußte und sich mit einem Blick bei Ron entschuldigte.
    »Iß du auch etwas«, sagte Ron zu Tama'Olu. »Versuch es – es ist ganz einfach.« Er schob ihr einen Teller hin, und sie machte es Ron nach, spießte Fleisch und Nudeln auf die Gabel und lachte dann, als sie den ersten Bissen gegessen hatte. Auch die drei Brüder griffen zu und grinsten, nachdem es ihnen gelungen war, mit den Gabeln zu hantieren. Sie hatten das schon einmal gesehen, bei dem Händler Gilbert Descartes, aber als er ihnen dieses Gerät verkaufen wollte, hatten sie lachend den Kopf geschüttelt. Sie aßen alles mit einem geschnitzten Holzlöffel.
    Am Abend dann gingen Tama'Olu und Ron im Mondschein am Strand spazieren, Hand in Hand, wie jeden Abend. Später saßen sie auf der Bordkante des kleinen Beibootes und sahen hinüber zur Yacht.
    »Fahren wir hin?« fragte Ron und legte den Arm um Tamas Schulter.
    »Wenn du willst, Ovaku.«
    »Hast du schon einmal so ein Schiff gesehen?«
    »Nein. Schiff von Descartes ist viel kleiner.«
    »Dann komm!« Sie schoben das Boot gemeinsam ins Wasser. Ron hob Tama'Olu hinein, warf den Motor an und tuckerte durch die Lagune. »Gleich wirst du staunen, mein Engel.«
    Was wird sie sagen, wenn sie das große runde Bett sieht, bespannt mit Seide, die weißen Schränke mit den goldenen Zierleisten, die Kristallampen, die Spiegel, die Teppiche? Sie wird nicht wagen, sich auf das Bett zu legen, sie wird keinen Schritt in die Kabine hinein tun. Sie wird wie erstarrt dastehen und nicht begreifen, daß man es sich in diesen Möbeln bequem machen kann.
    Er sah sie an, wie sie im Boot vor ihm saß: wunderschön, eingehüllt in ein großgeblümtes Tuch, das Descartes ihr verkauft hatte, die Haare im Fahrtwind flatternd und mit einem schimmernden Glanz in den Augen.
    Tama'Olu, du bist ein wahrgewordenes Märchen, dachte er und wußte, daß er sie auf seine Arme nehmen und zum Bett tragen würde, daß er sie küssen und an ihrem Mund sagen würde: »Mein Engel … ich liebe dich unendlich!«

14.
    Ron wurde nur langsam wach. Er hielt die Augen noch geschlossen und tastete mit der Hand neben sich, wo Tama'Olu schlief, sicherlich wie immer zusammengerollt wie eine Katze. Nur hatte sie jetzt auf dem großen Rundbett mehr Platz als in dem mit Palmstroh gefüllten Kasten, den Pater Richards sich selbst zusammengezimmert hatte.
    Aber dort, wo Tama'Olu liegen sollte, griff er ins Leere. Noch einmal streckte er den Arm aus, dehnte sich. Sie ist ganz an den Rand gerutscht, dachte er, aber der Platz an seiner Seite war leer. Mit einem Ruck setzte er sich auf, nun auf einmal hellwach. Er knipste die Deckenlampe an, die Kristalleuchter flammten auf und verwandelten den Raum wieder in eine Traumkulisse.
    Tama'Olu war nicht mehr da. Aber der großgeblümte Stoff, in den sie sich eingewickelt hatte, lag noch über dem mit gelber Seide bezogenen kleinen Barocksessel.
    Mit einem Satz sprang Ron aus dem Bett und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die vom Schlaf zerzausten Haare. Oben an der Decke summte leise die Klimaanlage und blies eine angenehme Kühle in das ganze Zimmer.
    »Tama'Olu!« rief Ron. »Was ist denn los? Wo bist du?«
    Aus dem Badezimmer kam keine Antwort, dort war sie also nicht. Ron riß seinen weißen Bademantel an sich, schlüpfte hinein und stürzte aus der Kabine. Im großen Salon mit dem breiten Rundsofa brannten die Wandlampen, die Pantry war dunkel, und im oberen Salon mit dem Innensteuerstand fiel nur das Licht des Mondes durch die breiten Fenster.
    »Tama'Olu!«
    Ron raste den Niedergang hinauf – ängstlich, besorgt und völlig verständnislos.
    Was ist denn los, dachte er. Was habe ich falsch gemacht? Hat das alles hier, dieser fremde, für sie märchenhafte Luxus Tama'Olu so erschreckt, daß sie vor ihm geflüchtet ist? Er fuhr sich wieder mit beiden Händen durch die Haare und starrte hinüber zum Dorf und dann zu seiner Hütte. Alles

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