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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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schwarzen Perlen geschmückt.
    Vor allem die Frauen waren vollzählig zum Geleit gekommen, die Hälfte der Männer fischte in der Lagune oder auf offener See. Vier Insulaner waren im Inneren der Insel unterwegs und suchten eine wilde Ziege. Ein Schwein war bereits geschlachtet worden, der Erdofen war ausgelegt, angezündet und abgedeckt worden – die Rückkehr des genesenen Tápana war ein neuer Anlaß für ein großes Dorffest.
    Obwohl er von all den Köstlichkeiten nichts essen durfte und nur den Hirsebrei mit Ziegenmilch oder zu Brei gestoßenes, gekochtes Hühnerfleisch schlürfte, nahm der Stammesfürst an der allgemeinen Freude teil. Und er hatte auch im Takt der Lieder mitgeklatscht, als seine Söhne und Willmore ihn an der Lagune entlang zum Dorf trugen.
    Willmore hatte sich in den vergangenen vierzehn Tagen erstaunlich gut mit seinem Schicksal abgefunden und schnell auf der Insel eingelebt. Es war so gekommen, wie er angedroht hatte: Er schlief in Rons Hütte, beanspruchte sie ganz für sich, während Tama'Olu und Ron auf dem Schiff wohnten.
    Dort lehrte Ron seine Geliebte, wie man auf dem Elektroherd kocht, wie man mit dem Entsafter umgeht und mit der Universalküchenmaschine zerkleinert, hackt und rührt.
    Tama'Olu begriff das alles sehr schnell, hatte es – wenigstens nach außen hin – aufgegeben, sich über alles zu wundern und zunächst an Zauberei zu glauben. Sie überraschte Ron eines Mittags mit ihrem ersten in der Pfanne gebackenen Pfannkuchen aus Maismehl, den sie mit Erdbeermarmelade gefüllt hatte. Stolz servierte sie den Pfannkuchen auf einem großen Teller, setzte sich nackt an den Tisch und sah zu, wie Ron ihr Meisterwerk verzehrte.
    Wenn sie allein auf der Yacht waren, lief Tama'Olu immer ohne Kleid herum. Nur wenn Willmore in dem kleinen Beiboot herübertuckerte, zog sie ihren mit großen Mohnblumen bedruckten Bademantel an oder eins von den komischen Dingern, die aus einem Höschen und einem schmalen Tuch bestanden, das man um die Brüste binden mußte. Ron nannte das einen Bikini. Bequem war dieses Ding nicht, aber weil Ron es wollte, band sie sich das komische Kleidungsstück um.
    Getaucht hatten sie noch nicht wieder. Erst mußte alles an Land gebracht werden, was Ron in Papeete eingekauft hatte, vor allem das gesamte Material für die Herstellung von Elektrizität. Die Kabelrollen, die Benzinfässer, die Schalter und Steckdosen und das vielfältige Kleinmaterial machten keine Schwierigkeiten, Ron brachte alles mit dem Tender auf die Insel. Nur die Transformatoren und Generatoren, die in Papeete mit einem Kran an Bord gehievt worden waren, bereiteten Ron Kopfzerbrechen. Sie ließen sich zwar über Deck rollen, aber wie sollte man sie über die Bordwand in den Tender bringen?
    Ron zimmerte mit Willmores Hilfe einen starken hölzernen Tragebalken, hing seinen neuen Flaschenzug daran, legte dicke Nylonseile um die Kisten und ließ sie hinunter auf den Tender schweben. Dort standen die drei Brüder Tama'Olus und nahmen sie in Empfang. Die Inselbewohner hatten schnell begriffen, wie man mit den modernen Geräten umgehen mußte. Sie waren äußerst gelehrig und freuten sich wie die Kinder, als Ron ihnen an Land die zunächst per Batterie betriebene Kreissäge vorführte und mit der Kettensäge im Ruckzuck dicke Palmen fällte. Die Qual des Hackens mit dem Beil war vorbei.
    Als Fai'fa später seinen ersten Baum mit der Kettensäge umlegte, in wenigen Minuten und mit einem sauberen, geraden Schnitt, warf er die Arme hoch in die Luft, wie er es sonst tat, wenn er draußen vor dem Riff einen der lauernden Haie abgestochen hatte.
    Vom Tender schleppten dann zehn kräftige Männer die schweren Kisten auf Traghölzern an Land und stapelten alles rund um Rons Hütte.
    »Wahnsinn, was Sie da alles mitgeschleppt haben!« sagte Willmore, nachdem sie einen ganzen Tag lang nur ausgeladen hatten. »Kühlschrank mit Eisbereiter, elektrische Nähmaschine, Stichsägen … Sie haben einen Knall, Ron! Sie suchen das Paradies, und wo Sie's gefunden haben, katapultieren Sie es ins 20. Jahrhundert. Und wieder ist es Scheiße mit dem Paradies.«
    »So habe ich auch erst gedacht. Aber dann sagte ich mir: Ich mache ihnen das Dasein leichter, sie werden von nun an ein weniger mühsames Leben führen können. Sie werden elektrisches Licht haben, Maschinen für die Feldarbeit, die zermürbende Knochenarbeit ist vorbei. Haben Sie nicht gesehen, wie Fai'fa sich über die Kettensäge gefreut hat? Er hat sie sogar

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