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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und Beschwörungen behandeln.«
    »Und ich warte auf seine Rache. Ein verdammt unangenehmes Gefühl. Können Sie mir nicht eine Pistole oder ein Gewehr geben? Ich bringe Sie nicht um, Ron. Ich will nur ruhiger schlafen.«
    »Auf Sie wird aufgepaßt, Jack. Sie merken das bloß nicht. Nomuka'ta kann sich nicht unbeobachtet anschleichen, und wenn Sie mal in den Wald gehen, sind immer zwei oder drei Männer in Ihrer Nähe.«
    »Das ist mir aufgefallen. Trotzdem – ich wäre lieber wieder in Pangai.«
    In den Palmenwald hinein setzten sie die Generatoren und den Trafo. Die Kabel zogen sie hoch durch das Geäst: ein Hauptkabel zum Dorf, eines zu Rons und Willmores Haus. An einen dicken Holzpfahl hinter Tápanas Haus schraubten sie die Panzersicherung und die Verteiler für das Dorf an. Die zweite Panzersicherung legten sie in Rons Haus in einem großen Blechkasten voller Einzelsicherungen an. Sogar Sicherheitsautomaten hatte Ron mitgebraucht.
    Trotzdem sagte Willmore nach einem Monat: »Wenn das ein Elektriker sieht, reißt er sich alle Haare aus. Wann wollen Sie die Generatoren anwerfen?«
    »Sobald alles verkabelt ist, Jack. Und das wird ein Volksfest, wie es Tonu'Ata noch nicht erlebt hat, das schwöre ich.«
    Alles, vor allem Willmores Hausbau, war einfacher geworden. Mit der Kreissäge konnte man jetzt Bretter zurechtsägen und mit großen Nägeln befestigen. Es gab Zangen, Bohrer, Schrauben und Schraubenzieher, Handsägen und Hämmer, Hobel und Stecheisen. Und es war für Ron eine Freude zu sehen, wie schnell sich die Insulaner mit diesen Werkzeugen anfreundeten, wie geschickt sie damit umgingen. Sie besaßen eine unwahrscheinliche Lernfähigkeit. Wenn man ihnen einmal die Funktion eines Gerätes erklärt hatte, begriffen sie es sofort, und ihre Gesichter glänzten vor Eifer.
    Ein neuer Festtag wurde es für das Dorf, als Tápana zum erstenmal allein und ohne auf seine Frau gestützt vor die Hütte trat und langsam hinüberging zu Ron und Willmore. Die drei Söhne und Tama'Olu begleiteten ihn. Auf einen dicken Ast gespießt, trugen sie ein gebratenes Ferkel hinter Tápana her.
    Willmore faßte Ron am Arm.
    »Die bringen uns ein Spanferkel!« sagte er. »Sehen Sie sich den Alten an, wie er geht … Sieht so ein Todeskandidat aus? Ich hätte vor vier Wochen keinen Penny mehr für ihn gegeben.«
    »Das ist Ihr Schwein, Jack. Das ist der höchste Dank der Dörfler. Gleich wird Tápana den Braten anschneiden und Ihnen das erste Stück geben. Damit sind Sie in die Gemeinschaft aufgenommen. Mr. Willmore, ich begrüße Sie in Tápanas großer Familie.«
    »Danke. Ob Sie's glauben oder nicht – ich fange an, mich an Ihr Paradies zu gewöhnen.«
    Wie schnell ein halbes Jahr herumgehen kann, entdeckte Ron erst, als er auf der Yacht in einem Kalender blätterte.
    Willmores Haus war längst fertig, der Sendemast stand, Rons Hütte war um das Doppelte erweitert worden. Mit dem Motorpflug hatten sie neue Felder angelegt, und ihre Ernte verdreifachte sich. Ein kleines Wunder aber war es für das Dorf, als Ron die Generatoren anwarf. Willmore faltete die Hände. Sein Gesichtsausdruck wirkte angespannt.
    »Wenn du jetzt am Schalter drehst und fliegst nicht mit einem elektrischen Schlag durch die Luft, haben wir gewonnen«, sagte er. Irgendwann hatten sie mit einer Flasche Montrachet Brüderschaft getrunken. Sie fanden es beide blöd, sich jetzt noch immer zu siezen. »Hast du ausgerechnet, wie lange das Benzin reicht?«
    »Im Dorf gibt es täglich von 11 bis 13 Uhr und von 18 bis 20 Uhr Strom. Nur bei uns wird es auch nachts brennen – und bei Bedarf auf den Baustellen.«
    »Dann gib mal das Startzeichen für die Zukunft!«
    Ron hatte den Haupthebel heruntergedrückt, flog nicht durch die Luft, aber über seiner Eingangstür und zunächst im Haus von Tápana leuchteten flackernd die Glühbirnen auf.
    Welch ein Abend!
    Die Frauen des Dorfes begannen zu singen, und die Männer, mit Blütenketten und kunstvoll geflochtenem Stroh geschmückt, tanzten ihre uralten Ritualtänze, allen voran die drei Brüder Tama'Olus. Es waren Tänze voller Grazie und Kraft. Nur Tama'Olu gab sich überlegen und unbeeindruckt. Sie kochte und briet, backte und siedete ja bereits seit sechs Monaten auf dem Elektroherd der Yacht. Für sie war helles Licht aus der Decke oder aus der Wand nichts Neues mehr, und sie hatte sich aus den herrlichen Baumwollstoffen aus Tahiti auf der elektrischen Nähmaschine bereits vier Kleider genäht.
    In den letzten zwei

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