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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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geküßt.«
    »Und von jetzt ab werden diese Wilden faul werden, Ron. Die Maschinen tun ja die meiste Arbeit. Ich kenne das von Pangai her. Je mehr Fortschritt ins Land kommt, um so unzufriedener werden die Menschen. Und die Kriminalität steigt. Lernen die Leute dann noch Whisky und Brandy kennen, ist bald der Teufel los. Ich bin gespannt, wann's hier den ersten Totschlag gibt.«
    »Mit unserer Art Alkohol werden sie nicht in Berührung kommen, Jack.«
    »Das können Sie gar nicht verhindern.«
    »Wieso nicht? Was ich an Alkohol aus Papeete mitgebracht habe, ist auf der Yacht verschlossen. Und den Schlüssel habe nur ich. Die Männer hier kennen nur ein Bier aus Mais, Kokosmilch und Bananen, ein gegorenes Gebräu, von dem man einen elefantendicken Schädel bekommt, sonst nichts. Und dabei wird's bleiben.«
    Er blickte über die Kisten, Kartons, Säcke und Fässer, die um sein Haus herum lagen, und klopfte Willmore auf die Schulter. »Mein Lieber, jetzt werden wir in die Hände spucken und endgültig mit der Kultivierung Tonu'Atas beginnen.«
    »Und womit fangen wir an?«
    »Was ist das Wichtigste, Jack, um alles aufbauen zu können?«
    »Energie. Elektrizität.«
    »Sie sind ein kluges Kerlchen. Also bauen wir erst das Elektrizitätswerk ›Tonu'Ata‹. Wenn die erste Glühbirne brennt, haben wir gewonnen.«
    »Verstehen Sie etwas von dieser Materie.«
    »Gar nichts«, gab Ron zu. »Aber wozu gibt es Gebrauchsanweisungen?«
    »Wer Sie hört, muß sich an den Kopf fassen und an Ihrem Verstand zweifeln. Ron, Sie stecken kein Messer in die Erde, sondern wollen mit Generator und Trafo arbeiten! Ein Glück für Sie, daß ich was davon verstehe …«
    »Da sagen Sie ein wahres Wort, Jack.« Ron lachte Willmore an. »Da habe ich doch den richtigen Griff getan, als ich Sie für immer mit der Insel verheiratete.«
    »Abwarten, Ron. Sie haben mich übrigens nie gefragt, ob ich verheiratet bin.«
    »Wären Sie's, hätten Sie längst von Ihrer Frau und Ihren Kindern erzählt.«
    »Eine umwerfende Logik! Was wollen Sie übrigens mit den langen Stahlstangen?«
    »Sie zusammensetzen und einen Mast errichten.«
    »Und daran die Flagge von Tonga hissen, was?«
    »Witzbold. Wir bauen einen Kurzwellensender …«
    »… und senden flotte Tanzmusik von 10 bis 12 und 20 bis 22 Uhr. Sender KWK … Kurz-Welle Kokosnuß … Ron, Sie haben wirklich 'ne Macke!«
    Willmore, das gab Ron ganz offen zu, war eine wertvolle Hilfe. Und das nicht nur auf technischem Gebiet. Was er für Tápana tat, konnte in einer modern eingerichteten Klinik nicht sorgfältiger geschehen. Er legte neue Drains an, verband den Kranken, verhinderte Wundinfektionen und weitere Entzündungen. Schließlich zog er sogar die Operationsfäden und wusch mit Hilfe Tama'Olus den wieder kräftiger werdenden Körper Tápanas, rieb ihn mit Franzbranntwein ein und regte so die Durchblutung an. Sehr sorgfältig überwachte er das Essen. Wegen der Darmverklebungen mußte Tápana lange Zeit Brei essen und den Organismus behutsam wieder an feste Nahrung gewöhnen. Nach drei Wochen sagte Willmore selbstzufrieden:
    »Sie können mir gratulieren, Ron – der Alte ist über dem Berg. Die Operation von Dr. Rudeck war hervorragend, aber auch auf die Nachbehandlung kommt es in einem solchen Fall an.«
    »Sie sehen ja, wie dankbar die Insulaner Ihnen sind. Auch Sie sind bereits in den Stamm eingegliedert.«
    »Soll ich deswegen einen Freudentanz vollführen? Mir wäre lieber, Sie ließen mich ziehen.«
    »Jetzt noch? Das ist unmöglich geworden. Was wollen Sie sagen, wo Sie die ganze Zeit über gewesen sind? Und dann kommt schließlich doch noch raus, daß es Tonu'Ata gibt.«
    »Damit müssen Sie so oder so rechnen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Insel entdeckt wird.«
    »Hundert Jahre scheint es gutgegangen zu sein. Noch mal hundert Jahre genügen mir.«
    Auf der Insel begann man nun, Hand in Hand zu arbeiten. Die Dankbarkeit der Eingeborenen zeigte sich darin, daß sie ein Haus für Willmore bauten. Es war ein großes, langgestrecktes Haus aus Plamholzbrettern und Flechtwerk, das an der Rückseite einen zweiten Eingang bekam. Dieser führte zu einem Raum, in dem die medizinische Einrichtung untergebracht werden sollte.
    »Was wollen Sie mehr, Jack«, lachte Ron eines Tages. »Da entsteht eine Poliklinik, in der Sie bestimmt genug Arbeit bekommen werden. Der Medizinmann ist entmachtet und abgeschoben. Nur die ganz Alten lassen sich noch von ihm mit Salben, Zaubersprüchen, Gerassel

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