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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Monaten hatten sie das Tauchen wieder aufgenommen. Mit der Yacht fuhr Ron in die Bucht der Schwarzen Perlen, warf dort am Rand der Muschelbänke die Anker und stieg nun bestens ausgerüstet hinab in die Tiefe. Er hatte modernste Tauchgeräte mitgebracht: Neoprenanzüge, Preßluftflaschen, Bleigürtel, Harpunen, batteriebetriebene Meißel, Unterwasserscheinwerfer, Drahtkörbe und Schwimmflossen.
    Zuerst hatte sich Tama'Olu geweigert, diese Ausrüstung anzulegen. Wie immer tauchte sie nackt ins Meer, schwamm elegant wie ein schlanker brauner Fisch zu den Muscheln und hackte sie mit ihrem Messer ab.
    Aber dann sah sie, daß Ron sich mit einer gelben Stahlflasche auf dem Rücken auf die Klippen hockte und der ratternde Meißel die Muscheln abschlug, so daß er sie nur einzusammeln brauchte.
    Fünfmal tauchte sie auf, holte tief Luft und stieß wieder zu ihm hinunter, und er saß noch immer auf den Felsen und winkte ihr übermütig zu. Sie sah sein lachendes Gesicht hinter dem ovalen Glas der Brille und konnte einfach nicht begreifen, warum er es so lange unter Wasser aushielt. Er erntete die Muscheln, als hole er Maniokwurzeln aus dem Feld.
    »Das muß ich auch lernen, Ovaku«, sagte sie, als Ron wieder an Bord geklettert war und drei große Stahlkörbe voller Muscheln aus dem Wasser zog. »Warum brauchst du keine Luft mehr?«
    »Ich nehme die Luft auf dem Rücken mit. Und mit den Bleigürteln kann ich dreißig und mehr Meter tief tauchen. Da, wo du nie hinkommst – und wo vielleicht die schönsten Perlen wachsen.«
    »Das will ich auch können.« Und gelehrig, wie sie war, hatte sie das neue Tauchen nach drei Tagen begriffen und ließ sich neben Ron von der Reling rücklings ins Meer und in die Tiefe fallen.
    Bevor sie wieder zurück zum Riff fuhren und Ron die Yacht vorsichtig durch die schmale, flache Einfahrt steuerte, saßen sie jeden Abend unter dem Sonnensegel, öffneten die Muscheln, warfen die tauben zurück ins Wasser und lösten die Perlen aus dem glitschigen Fleisch. Hellgraue, dunkelgraue und schwarze Perlen von einem matten, seidigen Glanz kamen zum Vorschein. Perlen, bei deren Anblick Charles Bouchet die Hände zusammengeschlagen hätte. So etwas Schönes gab es nicht wieder!
    In diesen zwei Monaten waren auch drei Perlen dabei, die die Faszination der ›Königin des Meeres‹ besaßen – jenes Juwels, das Myers von Degrelle in Papeete gekauft und das Pandelli so aufgeregt hatte.
    Als Ron 323 Perlen zusammenhatte und diesmal in einem schonenden Samtsäckchen aufbewahrte, glaubte er, daß es nun an der Zeit sei, mit Tama'Olu die Fahrt in die große weite Welt anzutreten.
    Auch Willmore mußte unterrichtet werden. Er hatte sein schönes Haus bezogen, eingerichtet mit Möbeln der Yacht, die Ron in Papeete dann ersetzen wollte.
    Willmore hatte die Wartung des ›Elektrowerkes‹ übernommen, aß als Familienmitglied bei Ron und hielt in der ›Poliklinik‹ jeden Morgen Sprechstunde ab wie ein richtiger Doktor. Sogar einen weißen Kittel trug er dann, was allen Ehrfurcht einflößte.
    An Kranken mit kleinen Wehwehchen gab es genug, aber viele kamen auch nur, um sich von ihm untersuchen zu lassen und um zu sehen, was er mit ihnen tun würde. Vor allem die jungen Frauen und Mädchen standen wartend vor seiner ›Ordination‹, wie er den abgeteilten Raum im hinteren Teil des Hauses nannte. Er brauchte gar nichts zu sagen, die Mädchen kamen ins Zimmer und warfen sofort ihre Röcke ab. Zuerst war Willmore verwirrt gewesen, aber Ron erklärte ihm: »Die Menschen hier haben eine andere Beziehung zu ihrem Körper als wir. Für sie ist Nacktheit etwas ganz Natürliches. Niemand wird dadurch sexuell erregt.« Und mit der Zeit gewöhnte sich Willmore tatsächlich an den Aufmarsch der schönen ebenmäßigen Frauenkörper.
    Krank war auch Tama'Olus jüngste Schwester Lanei'ta, die fast jeden Tag kam und mal über Rückenschmerzen, mal über Bauchdrücken klagte. Mal war's der Hals und ein andermal ein Stechen in der rechten, zugegeben schönen Brust. Willmore untersuchte sie stets sehr geduldig, fand jedoch nichts, was auf eine Krankheit hingedeutet hätte und gab ihr ein Pulver, das er selbst anrührte und verschieden färbte, von Gelb bis Rot und Violett. Eine Mischung aus Mehl und Zucker oder aus Reis, den er im Mixer zermahlen hatte.
    »Ich bin genauso ein Halunke wie Nomuka'ta«, sagte er einmal zu Ron. »Nur habe ich andere Möglichkeiten. Der Medizinmann sollte mal bei mir in die Lehre gehen!«
    »Du kannst ihm

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