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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mitgebracht in der Erwartung, daß es trotz der Anwesenheit von Madame Edwards zu einer kräftigen Sauferei kommen würde, denn über 500.000 Dollar mußten begossen werden – das war man einer solchen Summe einfach schuldig.
    Ron beobachtete vom Fenster des großen Salons, wie der dicke Perlenhändler ausstieg, seinem Fahrer einige Anweisungen gab und der Wagen gleich darauf davonfuhr. Dann nahm Bouchet die ›Paradies‹ in Augenschein, spitzte die Lippen und ging auf die Gangway zu.
    Neben Ron stand Tama'Olu in einem traumhaft schönen Abendkleid, das sie kurz zuvor in einem Modesalon mit den neuesten Kreationen aus Paris gekauft hatten. Eng anliegend, den Körper modellierend, schulterfrei … und darüber flossen aufgelöst Tamas lange schwarze Haare wie ein seidener Schleier.
    »Du siehst hinreißend aus«, hatte Ron gesagt, und selbst ihm war vor Bewunderung für einen Augenblick die Luft weggeblieben. Soviel Schönheit auf einmal, bei einem einzigen Menschen, kann es eigentlich gar nicht geben.
    Mit Tama'Olu war in den ersten Stunden in Papeete nicht zu reden gewesen.
    Zum erstenmal sah sie die breiten Boulevards, die hohen Steinhäuser, die Treppen und Gärten, Plätze und Straßen, von denen ihr Ron erzählt hatte. Sie sah diese Fahrzeuge, die er Autos nannte, und andere, offene, bunt bemalte große Autos voller Menschen – Ron sagte, man nenne sie hier Trucks. Sie sah Menschen auf knatternden Sitzen, die zwischen zwei Rädern hingen. Lichter zuckten an den Hauswänden und über Geschäften, und sie gingen inmitten eines Gewimmels von Menschen in noch nie gesehenen Kleidern, die Frauen in Schuhen mit hohen Absätzen, die Männer in merkwürdigen Hemden. In großen Fenstern lagen Dinge, die sie nicht kannte, und überall herrschte ein Lärm, der ihr in den Ohren schmerzte. Es war wirklich eine andere Welt, faszinierend, aber auch abstoßend, voller Hetze und Lärm. Und die Menschen sahen alle aus, als flüchteten sie vor etwas oder jagten wilden Tieren hinterher. Doch ihre Augen waren merkwürdig leer, selbst die der Menschen, die ihre Hautfarbe hatten.
    Ergeben, fast betäubt, ließ sie sich in dem Modesalon die Kleider anpassen. Sie stieg in die hochhackigen Schuhe, in denen sie nicht gehen, sondern nur balancieren konnte, ließ sich in einem Spiegel- und kristallblitzenden Salon ein diskretes Make-up machen, weil Ovaku es so wollte, und glaubte dann, im Spiegel eine fremde Frau zu sehen, die ein wenig Ähnlichkeit mit ihr hatte. Nur die Haare rührte keiner an … und schon darüber war sie glücklich.
    Nun stand sie also neben Ron im Salon und sah, wie der kleine rundliche Mann in einer weißen, schönen Jacke und schwarzen Seidenhosen die Gangway hinaufging und dabei einen riesigen Strauß gelber Teerosen schwenkte.
    Sie schaute zu Ron hinüber. Wie der dicke Mann trug auch er so einen weißen Anzug mit einer lustigen Fliege unter dem Kinn, nickte ihr jetzt zu, sagte: »Liebling, dein erster großer Auftritt!« und stieg die Treppe hinauf an Deck.
    Sie folgte ihm, was etwas schwierig war mit den hohen Absätzen, in kurzem Abstand. Dann blieb sie unter dem Sonnensegel stehen und wartete.
    Bouchet umarmte Ron wie einen zurückgekehrten Sohn, küßte ihn auf beide Wangen, was Tama'Olu sehr komisch fand. Wieso küssen sich Männer? Beide klopften sich bei der Umarmung kräftig auf die Schultern und schrien sich an, als müßten sie einen Gegner erschrecken.
    »Ron! Willkommen! Welche Freude! Wie geht es Ihnen? Blendend sehen Sie aus! Über ein halbes Jahr ist es her, seit wir uns gesehen haben.«
    »Auch Sie sehen fabelhaft aus, Charles. Mann, Sie werden ja immer jünger! Kein Fältchen im Gesicht.«
    »Das ist der Trost der Dicken: Da ist kein Platz für Falten. Haha!«
    Bouchet riß das Papier von seinem Rosenstrauß und blinzelte Ron zu. »Wo ist Ihre Wunderfrau?«
    »Dort.« Ron gab den Blick auf Tama'Olu frei.
    Bouchet riß den Mund auf, starrte Tama'Olu wie eine Erscheinung an und schluckte mehrmals. Er war nicht hingerissen – er war wie erschlagen.
    »Sie ist wirklich ein Wunder«, flüsterte er. »Gratuliere, Ron. Sie ist hundertmal schöner als Ihre Perlen.«
    Er riß den Rosenstrauß hoch und wurde dann stumm vor so viel Schönheit.
    »Liebling, darf ich dir Monsieur Charles Bouchet vorstellen«, sagte Ron und nahm Tama'Olu an die Hand. »Der beste Perlenhändler von Tahiti und der größte Gauner.«
    »Madame …« Bouchet beugte sich formvollendet über Tamas Hand und hauchte einen Kuß

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