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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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alles noch wie unwirklich. Das feudale ›Trocadero‹ mit den Kellnern im weißen Dinnerjacket, das Essen mit Kaviar, Hummer und weißer Trüffelsuppe, der Wein, der ihr gar nicht schmeckte, denn der trockene Sancerre Le Grand Che marin 1983 war ihr zu sauer, das Dessertbuffet mit Eis-Parfaits, Mousse de chocolaté, Torten und Fruchtsalaten mit verschiedenen Likörsorten, die eleganten Frauen und die meist gutaussehenden Männer, die verstohlen zu ihr herüberblickten, dieses quirlige Leben auf den Straßen, die Neonreklame mit zuckenden Bildern und Laufschriften … alles schlug über ihr zusammen und nahm ihr schier die Luft zum Atmen.
    »Oh, Ovaku«, sagte sie, als sie endlich wieder allein auf der Yacht waren und sich im Schlafzimmer auszogen. »Gefällt dir das?«
    »Was, mein Liebling?«
    »Dieses andere Leben. Alles ist so laut! Alle Menschen rennen herum, als würden sie verfolgt.«
    »Sie werden auch verfolgt, mein Schatz, verfolgt zum Zwang, Erfolg zu haben. Wer zu langsam ist, wird von den anderen überholt und kommt immer zu spät. Das Leben ist ein ständiger Kampf um Positionen.«
    »Auf Tonu'Ata nicht.«
    »Darum ist es auch ein Paradies.« Er küßte sie auf Mund und Busen, und wie immer, wenn er sie berührte, bog sie sich ihm entgegen. »Du warst die Schönste von ganz Tahiti. Die Männer haben dich angestarrt, als wärst du von einem anderen Stern gefallen.«
    Sie setzte sich auf die Bettkante, zog die Beine an und stützte das Kinn auf die Knie. Ihre samtbraune Nacktheit glitzerte im Kristallicht der venezianischen Lampen. Sie schlief nur nackt, sie wollte Rons Körper an ihrer Haut spüren. »Sind die Perlen wirklich so teuer, Ovaku?«
    »Hier ja, weil sie so selten sind.«
    »Kannst du meine Ketten auch verkaufen?«
    »Nein. Die behältst du.«
    »Wenn sie dir helfen können …«
    »Deine Ketten kann niemand bezahlen. Sie müßten in New York im Schaufenster liegen, bei Bulgari, Cartier, Tiffany …«
    »Was ist New York?«
    »Eine große Stadt, Engelchen. Eine der größten Städte der Welt.«
    »So groß wie Papeete?«
    »Papeete wäre noch nicht mal ein Stadtteil von New York.« Ron legte sich ins Bett und zog Tama'Olu zu sich herüber. Sie schmiegte sich in seine Arme. »Auch New York werde ich dir zeigen. Nächstes Jahr. Wir werden von Tongatapu über Hawaii und San Francisco nach New York fliegen.«
    »Mit Jacks Hubschrauber?«
    »O nein … mit einem Riesenflugzeug, in dem fast vierhundert Menschen Platz haben.«
    »Und das fliegt hoch in der Luft? Vierhundert Menschen?« Sie lächelte und boxte ihn gegen die Brust. »Du lügst, Ovaku! So etwas gibt es nicht.«
    Sie küßten sich, und Tama kuschelte sich in seine Arme und schlief schnell ein.
    Ron aber lag noch lange wach, streichelte ihren glatten, warmen Körper und war unendlich glücklich. Mehr als ich kann ein Mensch nicht besitzen, dachte er. Mehr vom Schicksal zu verlangen wäre Vermessenheit und Untergang.
    Es gibt noch Paradiese … auch auf dieser Welt.
    Bouchet war, das mußte man anerkennen, ein cleverer Geschäftsmann, vor allem war er pünktlich. Genau um 10 Uhr vormittags stieg er wieder die Gangway zur Yacht hinauf, einen Aktenkoffer aus Schweinsleder an ein Handgelenk gekettet, als transportiere er geheimes Diplomatengepäck.
    Sein erster Blick fiel auf den gedeckten Tisch unter dem Sonnensegel. Kaffee, Gebäck und Früchte standen bereit, und mittendrin sah er in einer geschliffenen Vase seine gelben Teerosen stehen.
    Die Bar in der Bordwand war herausgeklappt, die Flasche Absinth leuchtete ihm förmlich entgegen. Ron, Sie sind ein wirklicher Freund, dachte er.
    Tama'Olu empfing ihn in einem umwerfenden Strandkleid, unter dem sich deutlich ein winziger Bikini abzeichnete. Wieder trug sie ihre langen schwarzen Haare lose über der Schulter und ließ sie im warmen Wind, der vom Meer kam, wehen.
    Bouchet küßte ihr erneut die Hand, sagte: »Madame, verzeihen Sie mir, daß mich Ihr Anblick sprachlos macht«, schloß dann seine Kette vom Handgelenk auf und stellte den Aktenkoffer in einen der Sessel. »Sie haben sich mit dem Petit Déjeuner eine so große Mühe gemacht …«
    »Die Kuchen sind selbst gebacken, Monsieur.«
    »Mit diesen zarten Händen? Ich werde jeden Bissen erst küssen, ehe ich ihn hinunterschlucke.«
    Aus dem Niedergang kam Ron heraus und drohte dem Gast sofort mit dem Finger. Aber er lachte dabei. »Charles, Ihr Süßholz reicht für eine ganze Zuckerfabrik. Nehmen Sie Platz, trinken Sie eine Tasse von

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