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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Jack! Ich war mir meiner Sache zu sicher. Wer kennt mich denn? habe ich gedacht. Warum sollte man mir folgen? Daß zwei Schiffe den gleichen Kurs haben, kommt ja öfter vor. Und als die ›Roi‹ nachher verschwand, war für mich klar: Sie ist nach Tonga abgeschwenkt.«
    »Scheiße! Und jetzt?«
    »In die Lagune kommt sie nicht rein. Sie hat mehr Tiefgang als mein Boot.«
    »Das ist aber auch alles. Sie landen mit einem Hubschrauber. Wer sind sie überhaupt?«
    »Das werden wir bald erfahren. Ihre Mücke kann drei Mann aufnehmen, mehr nicht. Und da muß schon einer schiefsitzen. Sie werden hier landen, und dann wissen wir's.«
    »Ich könnte verhindern, daß sie landen, Ron.«
    »Wie denn?«
    »Mit meinem Hubschrauber. Ich bin zweimal größer als ihr Floh. Ich setz' mich einfach über ihn und drücke ihn runter. Und wenn ihr Rotorblatt in meine Stahlkufen kommt, stürzen sie wie ein Stein ab.«
    »Und du, Jack?«
    »Ich werde verbogene Kufen haben, mehr nicht.«
    »Aber der Zusammenprall läßt auch dich abstürzen.«
    Nun war das ganze Dorf munter geworden. Die Männer standen mit ihren Speeren vor den Hütten, die Frauen und Kinder hockten im Schatten der Hauswände. Die drei Brüder Tama'Olus liefen durch den Ufersand zu Rons Hütte. »Warten wir erst ab, was sie wollen«, murmelte Ron.
    Der kleine Hubschrauber kam zurück, kreiste über Dorf und Strand, dann klappte in der Glastür ein Spalt auf und ein mit Papier umwickelter Stein fiel in den Sand. Fai'fa, der am nächsten stand, hob den Stein auf und brachte ihn zu Ron. Der Hubschrauber machte kehrt und flog zum Schiff zurück.
    Mit zitternden Fingern befreite Ron das Gummiband von dem Stein und entfaltete das Schreiben.
    Die Sätze waren auf englisch geschrieben, mit einer gut lesbaren Handschrift trotz des Geschüttels in der kleinen Glaskanzel:
    »Ich heiße Alessandro Pandelli. Tiefe Freude erfaßt mich, Ihre nicht existierende Insel gefunden zu haben. Ich sehe aus der Luft, daß Sie eine gute Funkstation gebaut haben und sicherlich auch Funktelefon besitzen. Ich gebe Ihnen hier meine Nummer und bitte Sie, mich auf dem Schiff anzurufen. Es ist allerlei zu bereden. Alessandro.«
    Sie blickten wieder hinüber zu der ›Roi de Tahiti‹ und beobachteten, wie der Hubschrauber genau auf den Punkt an Deck aufsetzte.
    »Fliegen kann der Kerl wirklich gut!« murmelte Ron.
    »Den mach' ich fertig!« knirschte Jack Willmore und war blaß vor Aufregung. »Den drücke ich ins Meer und verwandle ihn in einen Wasserfloh.«
    »Erst mal sehen, was sie wollen.« Ron ging zurück in sein Haus, setzte sich an sein Funktelefon und wählte die Nummer, die ihm zugeworfen worden war.
    Sofort meldete sich eine freundliche, etwas schmierig klingende Stimme. »Ich wußte, daß Sie umgehend anrufen würden, Ron.«
    »Alessandro?«
    »Natürlich.«
    »Wer sind Sie?«
    »Kürzen wir meinen nicht gerade langweiligen Lebenslauf ab: Ich habe einen Juwelen- und Perlen-Großhandel in Papeete, bin also ein etwas größerer Kollege Ihres Freundes Bouchet.«
    »Ich kenne Ihren Namen aus dem Telefonbuch. Fast hätte ich damals Sie statt Charles angerufen.«
    »Das wäre für alle Seiten besser gewesen, Ron. Doch das dumme Schicksal war wohl dagegen. Ich habe die Perlen gesehen, die Sie Bouchet geliefert haben. Die ›Schwarze Königin der Meere‹ und die ›Prinzessinnen der Südsee‹. Treffende Namen, muß ich gestehen. Es sind die schönsten schwarzen Perlen, die mir je unter die Augen gekommen sind. Leider bei Bouchet, nicht bei mir. Begreifen Sie – das ärgert mich. Und da Bouchet sicherlich nicht weiß, wie Sie an die herrlichen Perlen gekommen sind, habe ich mir gedacht: Spiel einmal Trapper und verfolge den Bären bis zu seiner Höhle. Und da bin ich, Ron.«
    »Lassen Sie sich auslachen, Alessandro!« Ron kritzelte nervös kleine Männchen auf die Unterlage vor sich. »Ich wohne hier in der Einsamkeit, und das bekommt mir gut. Aber die Perlen kommen von woandersher. Hier gibt es keine Perlmuschelbänke.«
    »Das habe ich auch gedacht. Aber können Sie mir erklären, Ron, was ich aus der Luft gesehen habe? In einer weiten Bucht vor den Lavafelsen schwimmt eine Kette miteinander verbundener Kokosnüsse. Das sieht ganz nach einer Markierung aus.«
    »Es ist auch eine. Dort stehen immer Fischschwärme, von denen die Eingeborenen leben.«
    »Sehr eindrucksvoll, Ron. Wir werden uns erlauben, ab heute dort zu fischen. Ich liebe frischen Fisch, gegrillt und mit einer diskreten Beize aus

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