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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kind.«
    »Du lieber Himmel! Weiß Jack es schon?«
    »Nein.« Lanei'tas Gesicht begann zu strahlen. »Ich weiß es auch erst seit gestern. Nomuka'ta sagt …«
    »Wie kann der Zauberer das wissen? Nach so kurzer Zeit?«
    »Nomuka'ta weiß. Kann lesen in Urin …«
    Ron nickte nur. Was sollte er auch anderes tun? Der Alte ist ein Könner, dachte er. Ohne daß er ein Labor hat, sagt er: Du bekommst ein Kind, und es stimmt. Ein Jammer, daß wir uns nicht verstehen, sondern nur Haß zwischen uns ist. Und Jack Willmore ist erst recht ein rotes Tuch für den Medizinmann. Armer, alter, entthronter Mann.
    »Dann komm«, sagte er zu Tama'Olu. »Du willst es ja nicht anders, aber unter Deck binde ich dich fest.«
    Sie fuhren mit dem kleinen, tuckernden Beiboot zur ›Paradies‹ – ein Name, der jetzt einen ironischen, ja perversen Klang bekommen hatte. Das letzte Paradies war dabei, in Blut zu ertrinken. Der Mensch, der große Vernichter, kannte keine Skrupel. Wo er Geld witterte, schlug er zu. Vor der Gier der Menschen ließ sich auch Tonu'Ata nicht bewahren.
    Erstaunt sahen sie, daß an der heruntergelassenen Treppe ein altes, verwittertes Auslegerboot schaukelte, festgebunden mit einem Palmenstrick. Sie blickten die Bordwand hinauf, aber an der Reling war niemand zu entdecken.
    »Wir haben Besuch«, sagte Ron und half Tama'Olu aus dem Boot. »Wer kommt denn jetzt auf unser Schiff?«
    »Fatahefi Tápana vielleicht«, meinte Tama.
    »Nein. Dein Vater ist kein Feigling. Er kämpft an der Spitze der Männer.«
    Sie stiegen an Deck, aber auch da war niemand zu sehen. Und doch spürten sie beide, daß sie nicht allein auf der Yacht waren.
    »Wer ist da?« rief Ron über Deck, trat dann an den Niedergang und nahm vorsichtshalber die Maschinenpistole in die Hand. »Wenn du da unten bist, komm rauf! Ich habe weder Zeit noch Lust, mit irgendeinem Verrückten Verstecken zu spielen. Los, laß dich sehen!«
    Von unten kam ein Rascheln, es hörte sich wie das Huschen einer großen Ratte an. Ron hob den Lauf seiner Kalaschnikow. »Komm rauf!« schrie er.
    Am Niedergang erschien eine schmale, gekrümmte, knochige Gestalt und kroch wie ein Riesenkäfer die Treppe herauf. Erst als er auf der obersten Stufe den Kopf hob, erkannten sie ihn.
    »Nomuka'ta«, rief Tama'Olu, bückte sich und zog den Alten empor.
    »Was willst du hier?« Ron führte den Zauberer zum Sonnendeck und drückte ihn in einen der Sessel. Nomuka'ta fiel förmlich in sich zusammen. Für ihn war alles, was er hier sah, unverständlich und beängstigend.
    »Ich … Gewehr …«, sagte er. Seine Stimme war ein Krächzen, das nur Tama'Olu verstand. Sie schüttelte den Kopf.
    »Wozu willst du ein Gewehr?«
    »Kämpfen.«
    »Aber das kannst du doch gar nicht mehr!«
    »Götter sagen, kämpfen, sonst Insel tot – alle tot.«
    »Wir werden kämpfen. Aber du bist doch viel zu schwach, um ein Gewehr zu halten. Du kannst doch auch gar nicht schießen.«
    »Götter bringen es mir bei.«
    »Wohl kaum.« Diesen Satz hatte auch Ron verstanden. »Deine Götter können zwar viel, aber von einem Gewehr haben sie keine Ahnung«, erwiderte er.
    »Götter können alles.« Nomuka'tas trübe Augen belebten sich auf geheimnisvolle Art. Plötzlich sah er viel jünger aus und saß sogar gerade im Sessel. »Gib mir Gewehr.«
    »Damit du mich und Willmore erschießen kannst.«
    »Ich Tonu'Ata retten.«
    »Gib ihm ein Gewehr, und bring ihn von Bord, Tama!« sagte Ron. »Ich habe keine Zeit, noch länger mit dem alten Mann zu diskutieren. Pandelli darf seine Taucher nicht zu den Muscheln lassen. Das müssen wir verhindern. Mein Gott, es ist zu spät, den Medizinmann von Bord zu bringen. Wir müssen hinter Pandelli her! Jede Minute ist verlorene Zeit!«
    Er rannte den Niedergang hinunter zum vorderen oberen Salon, setzte sich an den Steuerstand und ließ die Motoren an. Aufheulend quittierten sie den Befehl ›Volle Kraft‹, die Yacht machte einen Satz, überall im Schiff knirschte es, unten fielen Kartons und Kisten um, und dann jagte die ›Paradies‹ hinter Pandellis Boot her.
    Pandelli stand auf der Backbordnock, umklammerte die Verkleidung und blickte zurück. In einer Wolke von Gischt und Schaum näherte sich Rons Yacht. Der Abstand verringerte sich bedrohlich rasch, Pandelli sprang in das Ruderhaus zurück.
    »Ich denke, die ›Roi‹ macht 25 Knoten?« schrie er. »Warum schleichen Sie dann wie ein Blinder herum? Edwards kommt immer näher!«
    »Er kennt das Meer hier, ich nicht. Ich will

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