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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hören, nichts zu sprechen. Die Philosophie der drei heiligen Affen bewährt sich immer.
    Um so mehr hatte er sich gewundert, daß vier Männer ohne die üblichen Weiber im Schlepptau das Schiff gemietet hatten und nun ganz wild darauf waren, die vor ihm laufende Yacht nicht aus den Augen zu verlieren. Noch mehr erstaunte ihn die Antwort auf seine Frage: »Wo soll's denn hingehen?«
    Der Mann, der anscheinend der Boß war, hatte geknurrt: »Fragen Sie nicht. Immer der Yacht nach.«
    »Und wo fährt die hin?«
    »Wohin wir fahren.«
    Nach so einer dämlichen Antwort schweigt man besser. Wer zahlt, hat immer recht und auch das Sagen.
    »Er nimmt den gleichen Kurs wie damals«, stellte Pandelli erregt fest, als sie Moorea und Bora-Bora passiert hatten. »Aber diesmal hängt er uns nicht ab.«
    »Ist da draußen Ihre Frau mit 'nem Liebhaber an Bord?« fragte der Kapitän.
    »Sehe ich so aus, als ob ich einer Frau nachliefe?«
    »Wer sieht schon so aus, Monsieur? Ich kenne Riesenkerle, die vor einem Püppchen herumhopsen wie ein Tanzbär. Und einer, von dem man denkt, das ist'n stiller Professor, der sticht aus Eifersucht plötzlich seine Frau ab. Also keine Frau?«
    »Nein!« schrie Pandelli aufgeregt. Er hatte Ron wieder aus den Augen verloren. Der Horizont hatte ihn förmlich verschluckt. »Näher ran!« befahl er.
    »Wenn Sie wollen, gehe ich so nahe heran, daß wir Seite an Seite fahren. Der da vorn hat keine zwölf Knoten drauf. Der scheint Zeit zu haben.«
    Zwei Tage später lagen sie in Rarotonga nebeneinander an der Pier und bunkerten Treibstoff und Frischwasser. Das Zusammentreffen ließ sich nicht vermeiden, es waren die einzigen Zapfstellen weit und breit.
    Nur einen kurzen Blick warf Ron auf das Schiff mit dem Hubschrauber an Deck, las den Namen ›Roi de Tahiti‹ und beachtete es dann nicht weiter. Nachdem die Yacht aufgetankt war, fuhr er weiter in Richtung Osten.
    Pandelli dauerte es zu lange, bis auch sein Schiff Rarotonga verließ: »Wie lange dauert das denn noch?« herrschte er den Kapitän an.
    »Noch eine Stunde. Keine Aufregung, Monsieur, die holen wir spielend ein.« Und dann, fragend fast: »Das wird wohl eine lange Reise …«
    »Und wenn's rund um die Welt geht – Sie werden bezahlt.«
    »Das wäre auch das mindeste, Monsieur. Ich fahre ja nicht aus Vergnügen wie Sie …«
    Hinter Niué, das sie steuerbords liegen sahen und nicht anliefen, beugten sich Pandelli und der Kapitän über die Seekarte und blickten sich dann etwas ratlos an.
    »Wo will er hin?« fragte der Kapitän wieder. »Wenn er jetzt weiter nach Osten fährt, kommt er nach Japan. Das heißt, er kommt nicht hin, denn dazu reicht sein Treibstoff nicht. Und unserer auch nicht.«
    »Wir haben genug Reservefässer an Bord.«
    »Trotzdem. Er muß jetzt bald nach backbord abschwenken und Kurs auf Tonga nehmen. Das ist der einzige Weg, der ihm bleibt. Tonga. Haben Sie damit gerechnet, Monsieur?«
    »Nein«, sagte Pandelli später zu Piero und den anderen Männern, ausgesuchten Burschen, die Kung-fu beherrschten, mit einer Maschinenpistole umgehen konnten und ein Messer stets griffbereit hatten. Töten, vernichten war ihr Geschäft. »Tonga! Daran hat niemand gedacht. Wieso auch? Auf Tonga gibt's erst recht keine Perlen.« Er starrte Piero an, der verhalten grinste. »Dir schlag' ich gleich die Zähne ein, dann wird dir das dämliche Grinsen vergehen!« schrie er.
    »Das ändert nichts daran, Chef«, entgegnete de Luca mutig, »daß wir vielleicht eine kleine Liebesreise begleiten und die Flitterwochen stören. Tonga ist dafür der richtige Ort.«
    »Und wie ich sie stören werde«, knirschte Pandelli und hieb mit der geballten Faust auf die Seekarte. »Mir ist das jetzt gleichgültig. Ob auf Tonga oder Popóla – ich spreche mit Edwards auf meine Art, und er wird mir alles sagen, alles! Wir fangen bei diesem Weibsbild an. Sie wird unser erster Gast, Piero. Wie schnell wird Edwards da den Mund aufmachen …«
    Nach zwei Tagen – die Yacht war wieder am Horizont verschwunden – drosselte der Kapitän den Motor der ›Roi de Tahiti‹.
    Pandelli stürzte auf die Brücke, aber der Kapitän hob abwehrend beide Hände.
    »Bevor Sie wieder hysterisch werden, Monsieur, eine Feststellung: Da, wo wir hinfahren, ist tatsächlich nichts mehr, nur Ozean. Tonga liegt backbords weit zurück, wir befinden uns jetzt auf der Höhe der Ha'apai-Inselgruppe, ebenfalls backbord … und steuerbord beginnt totale Einsamkeit. Und er fährt und fährt,

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