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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Ihren Gegner unterschätzt. Er ist hervorragend ausgerüstet, besser als wir. Das ist sogar ein Ambulanzhubschrauber! Sehen Sie die roten Kreuze am Schwanz? Von wegen einsame unbekannte Insel. Die Seekarten sind Mist, das ist alles!«
    »Unser Hubschrauber muß auch sofort hoch«, stieß Pandelli hervor.
    »Wollen Sie einen Luftkampf?« Der Kapitän war die Ruhe selbst. »Wenn der andere runtergeht und uns angreift, hauen wir ihm die Kanzel voll Blei. Sie haben doch so hervorragende Schützen.«
    »Die brauche ich aber auch zum Tauchen! Einen Mann hab' ich schon verloren.«
    »Und ich zwei. Ich brauche meine Matrosen fürs Schiff.«
    »Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich?« schrie Pandelli. »Da, jetzt ist Edwards vor Ihnen! Volle Kraft … so rammen Sie ihn doch!«
    »Das ist kein guter Rammwinkel, Monsieur.«
    »Sie können mich mal …«
    »Bestimmt nicht. Zum Teufel, was ist denn das? Unser Hubschrauber hebt ja ab! Haben Sie das befohlen?«
    »Das ist de Luca. Er überblickt die Lage besser als Sie.«
    »Ein Selbstmörder ist er! Eine Mücke gegen einen Habicht … wer gewinnt da wohl?«
    »Keiner! Wenn sie gegeneinanderrasen, stürzen sie beide ab! Das hätte ich Piero nie zugetraut! Der Junge hat Mut, alle Achtung!«
    »Kein Hirn hat er!« schrie jetzt der Kapitän. Zum erstenmal verließ ihn seine Gelassenheit. »Selbst wenn er noch rechtzeitig rausspringen kann – da unten sind Haie. Schlagen Sie ein Kreuz, Monsieur.«
    Die Mücke mit de Luca am Steuer war regelrecht in den Himmel geschossen, schwebte über dem Schiff, drehte dann zur Seite und raste jetzt geradewegs auf Willmore zu. Piero de Luca hatte neben sich die Glastür offengelassen. Der Wind zerrte an ihm und hätte ihn vom Sitz gerissen, wenn er nicht festgeschnallt gewesen wäre. Er sah, daß sein Gegner nicht die geringsten Anstalten machte, ihm auszuweichen.
    Willmore hatte die Lippen zusammengepreßt, die Augen waren zu Schlitzen verengt. Der kleine Hubschrauber flatterte ihm entgegen, ein Zusammenprall bei dieser Geschwindigkeit wäre für beide eine Katastrophe gewesen, das wußte er.
    Im wirklich letzten Moment riß de Luca seine Mücke hoch, aber gleichzeitig schoß er mit seiner Kalaschnikow. Die Kugeln prasselten gegen Willmores Maschine. Doch nur eine einzige traf die Kanzel, durchschlug sie und zischte knapp an Jacks Kopf vorbei in die Rückwand.
    Ich weiß, was er will, dachte Willmore verbissen. Er will den Rotormotor treffen oder den Benzintank und eine Explosionswolke aus mir machen. Er ist wendiger als ich, und fliegen kann der Satansjunge hervorragend.
    Er flog einen Bogen, stieg dabei schnell höher und sah schließlich unter sich de Lucas' flatternden Moskito. Jetzt habe ich dich, mein Junge, dachte Willmore kalt. Jetzt kommst du nicht mehr an mir vorbei. Jetzt spielen wir Däumchendrücken.
    Genau über de Luca ließ Willmore seinen Hubschrauber praktisch fallen. Erst fünf Meter über ihm fing er ihn wieder ab, und so wild de Luca auch herumkurvte und zu entkommen suchte – Willmore blieb über ihm wie ein riesiger Schatten.
    Fassungslos starrte Pandelli auf diesen verzweifelten Luftkampf.
    Auch Ron und Tama'Olu standen auf dem oberen Steuerstand und stöhnten auf, wenn Willmore sich wieder absacken ließ. Ron hatte die Yacht, nachdem er Pandelli überholt hatte, gewendet und lag jetzt mit seinem Stahlkiel der ›Roi de Tahiti‹ genau gegenüber, bereit, jederzeit vorzuschießen und sie zu rammen.
    »Jack ist verrückt!« schrie Ron und fuchtelte mit beiden Armen in der Luft herum. »Hau ab Jack. Du bekommst ein Kind. Was hat ein Kind später von einem Vater, der ein Held ist? Jack, zurück! Zurück!«
    Doch es war ein sinnloses Unterfangen, der Motorenlärm fraß jeden anderen Ton auf. Auch Rons Winken sah Jack Willmore nicht. Er hatte nur Augen für seinen Gegner, der jetzt begriff, was man mit ihm vorhatte, und versuchte, zu entwischen.
    Pandelli packte den Kapitän am Ärmel und schüttelte ihn.
    »Wo sind Ihre Leute?« Seine Stimme überschlug sich. »Warum schießen sie nicht? Der Kerl drückt de Luca doch ins Meer! Sehen Sie das denn nicht?«
    »Wenn man so idiotisch ist wie Ihr angeblich bester Mann … Monsieur, ich bin in erster Linie für mein Schiff verantwortlich und kann mich nicht noch um Selbstmörder kümmern.«
    Pandelli rannte wieder hinaus auf die Nock und sah sie alle auf Deck stehen: seine zwei Taucher, den Steuermann und die übriggebliebenen zwei Matrosen. Sie sahen dem grausamen Schauspiel zu, das

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