Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
stieß er die Tür zu.
    Pandelli wartete ungefähr zehn Minuten. Ein Kunde, der in der Zwischenzeit den Laden betrat, wurde von ihm freundlich empfangen und wieder weggeschickt.
    »Monsieur Degrelle ist mal eben zur Bank gegangen«, sagte er. »Was das bedeutet … na, Sie wissen ja, wie es in den Banken um diese Tageszeit aussieht. Könnten Sie in einer halben Stunde wiederkommen, Monsieur?«
    Um weitere Kunden fernzuhalten, hängte Pandelli ein Schild an die Glastür: Vorübergehend geschlossen. Er fand das Schild in der Kassenschublade. Aus den hinteren Räumen drang kein Laut nach vorn, was ihn mit Zufriedenheit erfüllte, denn er haßte lärmende Gewalt. Er hatte sich niemals so erniedrigt, die Schreie mit anzuhören. Auch ein Schuß war nur ein kurzer Knall und dann vergessen.
    Nach zehn Minuten kam de Luca aus den hinteren Räumen zurück und zog die Tür hinter sich zu.
    »Es ist Bouchet«, sagte er, und seine Stimme klang so unbeteiligt, als habe er gerade ein nichtssagendes Telefongespräch geführt. »Die Perle ist von Bouchet.«
    »Und Degrelle?«
    »Er schläft ein wenig. Wenn er wieder aufwacht, wird er glücklich sein, daß er noch am Leben ist. Was nun?«
    »Charles Bouchet …« Pandelli starrte gegen die mit Seide bespannte Wand, eine chinesische Landschaft mit den bizarren Bergen von Guilin im Hintergrund. »Wo hat Bouchet eine solche Perle her?«
    »Fragen wir ihn, Alessandro.«
    »Bouchet ist nicht allein. Er hat vierzehn Angestellte und einen Portier. Einen ehemaligen Boxer. Das weißt du doch.«
    »Ich dachte nicht an die Firma, ich dachte an einen Privatbesuch.«
    »Dort sind ein Chauffeur, ein Butler und ein Gärtner. Eigentlich ist Bouchet nie allein.«
    »Dich wird er bestimmt empfangen. Um den Butler kümmere ich mich.«
    »Nichts übereilen, Piero. Nachdenken. Jeder Mensch ist verwundbar … man muß nur den richtigen Punkt treffen. Bouchet kann man nicht drohen, an ihn muß man sich heranschleichen. Er ist Franzose, wir sind Italiener. Er wird immer die bessere Position haben, gerade hier in Papeete. Gehen wir erst einmal fort von hier.«
    Sie verließen Degrelles Geschäft, das Schild Vorübergehend geschlossen blieb an der Tür.
    Und dann geschah nichts, drei Tage lang … Es schien, als habe Pandelli mehr Respekt vor Bouchet, als er zugeben wollte. Aber am vierten Tag hielt er es nicht mehr aus: De Luca meldete ihm, daß nunmehr in neun Juweliergeschäften von Papeete unwahrscheinlich schöne schwarze Perlen ungefaßt in den Schaufenstern lägen. Nicht so einmalig wie die ›Schwarze Königin der Meere‹, aber – drei Juweliere nannten sie auf kleinen Schildchen ›Schwarze Prinzessinnen der Meere‹ – Perlen von seltenem Lüster.
    Ein Angestellter Pandellis, der als Käufer auftrat, berichtete – und das belastete Pandellis Herz ungemein –, daß es sich nicht um besonders seltene Zuchtperlen handelte, sondern um echte, naturgewachsene Perlen. Auch die Verkaufspreise drehten Pandelli den Magen um: Sie lagen zwischen 3.000 Dollar für die kleinste und 6.000 Dollar für eine mittlere Größe. Der Preis ging dann hinauf bis auf 10.000 Dollar.
    »Schwarze Königin der Meere und Schwarze Prinzessinnen der Meere … das kommt aus dem gleichen Stall!« sagte Pandelli. Verbitterung schwang in seiner Stimme mit.
    »Von Bouchet«, sprach de Luca die traurige Wahrheit aus.
    »So ist es. Bouchet hat eine Quelle erschlossen, aus der echte Perlen sprudeln! In einer bisher unbekannten Menge. Und alles schwarze Perlen! So etwas hat es noch nicht gegeben, so etwas kann es nach menschlichem Ermessen gar nicht geben. Das widerspricht allen Erfahrungen. Echte schwarze Perlen sind so selten wie zwanzigkarätige Diamanten!«
    »Aber Bouchet hat sie. Und anscheinend nicht nur zehn Stück. Carchet, zum Beispiel, hat allein vier im Fenster liegen!« Piero de Luca rieb sich das Kinn. »Wir werden nicht umhinkommen, Bouchet zu fragen. Meiner Meinung nach können die Perlen nur aus drei Gebieten kommen: Persischer Golf, Golf von Oman und Arabisches Meer. In ganz Polynesien gibt es keine solchen vollendeten schwarzen Perlen. Wer aber ist der Lieferant?«
    »Das werden wir erfahren, Piero, das werden wir herausfinden.« Pandelli schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Sorg dafür, daß Bouchet von heute an Tag und Nacht überwacht wird. Alles ist wichtig: Wohin er geht, mit wem er sich trifft, mit wem er ißt, mit wem er sich in den Freudenhäusern herumtreibt, wohin er verreist, was er am Sonntag

Weitere Kostenlose Bücher