Die Bucht der schwarzen Perlen
Restaurantchef nach de Luca. Sofort wurde er an einen Tisch geleitet, der vor einer Hibiskushecke stand und einen guten Überblick über die Tische vorn am Parkrand gewährte. Piero begrüßte seinen Boß mit einem kurzen Kopfnicken.
»Der vierte von rechts. Bouchet sitzt mit dem Rücken zu uns.«
»Ich sehe ihn.« Pandelli musterte Bouchets Gast, denn er nahm es als Selbstverständlichkeit an, daß Bouchet der Einladende war. »Das ist keiner, der mit einem Sack schwarzer Perlen herumläuft. Wohnt er im Hotel?«
»Ich weiß es nicht.«
»Erkundige dich gefälligst.«
De Luca erhob sich, ging hinüber zu dem Restaurantchef, zeigte auf Ron und sprach auf den Maître ein. Die Auskunft schien ihn zu befriedigen.
»Er heißt Ron Edwards«, berichtete er, als er sich wieder neben Pandelli setzte. »Amerikaner. Wohnt seit über einer Woche hier. Soll aus allen Knopflöchern nach Geld stinken.«
»Was habe ich gesagt – ein Kunde.« Pandelli bestellte sich einen Whisky und schob die überreichte Speisekarte weg. Kein Essen. Es lohnte nicht, hier sitzen zu bleiben. »Dem Ami dreht er jetzt schwarze Perlen an. Mit 300 Prozent Gewinn. Mindestens …«
»Aber sie reden miteinander, als würden sie sich schon länger kennen.«
»Amerikaner, Piero. Du lieber Himmel, ich kenne sie in- und auswendig! Du doch auch: Bei der Begrüßung sagen sie Hello!, nach zehn Minuten klopfen sie dir auf die Schulter, nach einer Viertelstunde sagen sie Johnny zu dir, und nach einer Stunde bist du ihr Bruder. Auf jeden Fall ist Bouchet dabei, den netten Kerl zu knacken und zu bescheißen. Fehlalarm, Piero.«
»Lieber zehnmal falsch als einmal die Wahrheit verpaßt«, stellte de Luca etwas säuerlich fest.
Sie tranken ihren Whisky aus, bezahlten und verließen die Terrasse. Aber an der Tür erwartete sie eine Überraschung. Der Restaurantchef – natürlich kannte er den Italiener – hielt Pandelli durch einen schnellen Wink auf.
»Monsieur«, sagte er leise. »Es scheint um Geschäfte zu gehen. Mich geht's ja nichts an, aber …«
»Na und?« Pandelli sah den Maître scharf an. Urplötzlich hatte er ein Kribbeln unter der Kopfhaut – ein Zeichen, das er noch nie im Leben mißachtet hatte. »Was wissen Sie? Was haben Sie beobachtet?«
Er griff in die Rocktasche, holte fünf Hundertfrancscheine heraus und drückte sie ihm diskret in die Hand. Der Restaurantchef verfügte über sehr sensibles Fingerkuppengefühl. Er wußte sofort, wieviel ihm gegeben worden war.
»Monsieur Bouchet und Mr. Edwards haben sich bisher dreimal hier im Hotel getroffen. Einmal bestellte Mr. Edwards ein großes Abendessen auf seine Suite. Ich weiß das, weil ich die Bestellung persönlich entgegengenommen habe.«
»Wann war das?« Pandelli spürte das Kribbeln jetzt an seinem ganzen Körper.
»Vor sechs Tagen. Mr. Edwards hatte am Abend zuvor die Suite bezogen. Ich weiß das wiederum von unserem Chefportier. Er sagte zu mir: Du, da ist heute abend ein Amerikaner auf Nummer 4 eingezogen, der kam herein wie ein Strolch, hat aber die Taschen voller Dollar. Das muß eine irre Type sein. Und am nächsten Abend traf er sich, wie ich schon sagte, zu einem großen Abendessen mit Monsieur Bouchet in seiner Suite.«
»Danke, Maître«, sagte Pandelli steif. »Wir haben jetzt doch Appetit bekommen. Wir gehen zum Tisch zurück. Stellen Sie uns ein Diner nach Ihrem Geschmack zusammen. Sie sind ein guter Beobachter …«
»Da ist doch etwas faul«, kommentierte de Luca, als sie wieder an ihrem Tisch saßen. Etwa sieben Schritt entfernt redeten Ron und Bouchet angeregt miteinander. »An was denkst du?«
»Der Amerikaner kommt ins Hotel wie ein Penner … und jetzt sitzt er in einem Seidenanzug am Tisch. Da stimmt etwas nicht. Woher hat er das Geld, sich ganz neu einzukleiden, für die Suite, für das ganze Auftreten?«
»Der Portier sagte doch, er hätte schon bei der Ankunft die Tasche voller Dollars gehabt.«
»Hat er sie gezählt? Man kann mit fünfhundert Dollar in kleinen Scheinen herumwedeln, und es ist das ganze Kapital, das man besitzt. Zunächst macht das Eindruck. Und dann trifft dieser Typ Bouchet in seiner Suite und ist plötzlich wirklich der reiche Amerikaner, für den ihn schon zuvor alle gehalten haben.«
»Du glaubst …«
»Ich glaube noch gar nichts. Ich frage mich nur: Wenn er wirklich der Verkäufer der schwarzen Perlen ist – wo hat er sie her?«
»Gibt es an der mittelamerikanischen oder südamerikanischen Küste
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