Die Bucht der schwarzen Perlen
bei Erfolg eine Prämie von 5.000 Francs«, sagte Pandelli kurz angebunden. »Alles andere wird dir Piero sagen.«
»Ich weiß schon Bescheid.«
»Um so besser. Noch Fragen?«
»Ja, Chef.« Tamoe lehnte sich im Sessel zurück und gönnte Pandelli einen uneingeschränkten Blick auf ihr weißes Spitzenhöschen. »Bouchet kenne ich nur vom Sehen, aber eine Reihe Freundinnen von mir … na ja.« Sie winkte ab. »Wie wär's mit einer Schwerarbeiterzulage?«
»Red keinen Blödsinn!« fauchte Pandelli sie an.
»Bouchet wiegt zwei Zentner, und wenn er mal loslegt, verdoppelt sich das Gewicht. Eine alte physikalische Weisheit: Kraft mal Weg gleich …«
»Du lieber Himmel!« Der Italiener schlug die Hände zusammen. »Raus mit dir!«
»Außerdem schwitzt er dabei wie ein Walroß in der Sauna. Die Freundinnen sagen, bei ihm kommt's aus allen Poren wie ein Wasserfall. Und dann brüllt er dabei auch noch die ordinärsten Wörter … Wenn das keine Schwerarbeit ist …«
»Was weißt du überhaupt von Physik?« fragte Pandelli.
»Chef, ich habe doch mein Abitur gemacht!«
»Im Puff?«
»Vorher. Auf einem Abendgymnasium. Mein Vater hatte kein Geld, der arbeitet noch heute in der Markthalle als Schlepper. Er konnte das Gymnasium nicht bezahlen. Was blieb mir anderes übrig, als auf den Strich zu gehen. So 'ne richtige Vormittagsnutte war ich. Abends aß ich dann in der Schule, nachts machte ich meine Schularbeiten und paukte die Fächer durch. Dann schlief ich vier Stunden, und ab zehn Uhr morgens holte ich mir die Kerle ins Bett. Aber nur gutsituierte, die nicht feilschten, sondern mir hinterher noch einen Extraschein zwischen die Brüste schoben.«
»Eine Mieze mit Abitur«, sagte Pandelli kopfschüttelnd. »Na so was!«
»Ich wollte eigentlich Psychologie studieren und dann eine Praxis einrichten. Wichtigstes Möbel: die Plaudercouch.«
Tamoe lächelte so herzig, daß selbst in dem hartgesottenen Pandelli ein warmes Gefühl aufstieg. »Aber daraus wurde nichts. Ich hatte begriffen, daß man als ›Gesellschaftsdame‹ mehr und schneller Geld verdient als mit einer Psycho-Couch. So bin ich im Geschäft geblieben.« Sie beugte sich zu Pandelli vor, wobei sich ihr Pullover gefährlich spannte. »Zufrieden mit meiner Biographie? Wie ist's mit der Schwerarbeiterzulage?«
»Pro Nacht 200 Francs extra.« Pandelli seufzte auf. Er hatte Mühe, nicht auf Tamoes Reize zu reagieren. »Zufrieden?«
»Okay! Aber nur in der Hoffnung, daß es noch andere Spezialaufträge geben wird.«
»Sicherlich. Wir reden zu gegebener Zeit darüber.«
Tamoe erhob sich, strich den kurzen Rock glatt und verließ Pandellis Zimmer. Beim Hinausgehen blinzelte sie de Luca zu. Danke, hieß dieser Blick, du Saukerl!
»Na, ist das eine heiße Nummer?« rief de Luca, als Tamoe die Tür hinter sich zugeworfen hatte. »Bei der wird jeder Mann zum liebeskranken Idioten! Bouchet wird ihr alles anvertrauen, was wir wissen wollen.«
»Freu dich nicht zu früh, Piero.« Pandelli rieb sich nachdenklich mit dem Zeigefinger den Nasenrücken. »Hoffen wir, daß Bouchet dabei keinen Herzinfarkt bekommt …«
Am dritten Tag erschien Tamoe wieder im Büro, strahlend schön wie immer und aufreizend angezogen. Wenn sie über die Straße geht, müßten eigentlich die Autos zusammenkrachen, weil alle Fahrer zu ihr hinstarren, dachte Pandelli.
»Was ist?« fragte er. »Hat Bouchet geredet?«
»Zunächst hat er geschwitzt und gearbeitet, als wolle er Festungsmauern stürmen. Mann, hat der eine Ausdauer! Und hinterher lag er wie ein dicker Karpfen im Bett, soff Absinth und sagte: ›Mädchen, wenn ich dich so ansehe, du nacktes Luder, juckt's bei mir wieder …‹ So einer ist das!«
»Und sonst hat er nichts gesagt?« fragte Pandelli ungeduldig. Bouchets Potenz interessierte ihn überhaupt nicht.
»Er hat diesen Edwards damals zum erstenmal gesehen. Der Mann hatte ihn im Büro angerufen, ins Hotel bestellt und ihm die Perlen auf den Tisch gelegt. Aus einem Nylonbeutel soll er sie geholt haben, so als seien sie aus schwarzem Glas. Bouchet hat sich sehr gewundert, denn so geht kein Fachmann mit wertvollen Perlen um. Dann sind sie sich nach einem guten Essen einig geworden. Bouchet hat in Dollars bezahlt – bar. Er hat das ganze Geld auf den Tisch geblättert. Ja, das war auch schon alles. Bouchet wollte mit Edwards noch einen Zug durch die Bars machen, aber der Amerikaner wollte nicht.«
»Und wo hat Edwards die Perlen her?«
»Das hat Bouchet auch nicht
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