Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
erfahren können. Da hat Edwards gemauert. Aber er hat versprochen, wiederzukommen. Mit neuen schwarzen Perlen. Und es sollen noch mehr werden als diesmal.«
    Pandelli warf einen langen Blick zu de Luca hinüber. Da kommt eine Gefahr auf uns zu, Piero, die wir noch gar nicht abschätzen können. Da werden wertvollste Perlen auf den Markt geworfen, und wir bleiben auf unserer minderwertigen Ware sitzen. Das geht an die Nieren!
    Woher, zum Teufel, hat Edwards diese Perlen? Wo werden sie gefunden? Das kann doch nur hier im näheren Bereich sein! Woanders gibt es keine Muschel- und Austernbänke. Aber unwahrscheinlich ist es auch, daß Edwards sie von der arabischen Küste mitgebracht hat. Dort sind die echten Perlen selten geworden, das Gebiet ist ausgefischt, und schwarze Perlen findet man dort fast überhaupt nicht mehr. Aber Edwards kommt mit solchen Dingern an – gleich säckchenweise.
    »Was ist los?« fragte Tamoe. »Warum seid ihr so still? Hab' ich was falsch gemacht?«
    »Du warst fabelhaft!« sagte de Luca. »Auch wenn du ein Windei gelegt hast. Bouchet scheint ebensowenig zu wissen wie wir.«
    »Ich bekomme 8.600 Francs.« Tamoe streckte die Hand aus. »Für das, was ich hinter mir habe, ist das ein Hungerlohn.«
    »Und wieviel hat dir Bouchet gegeben?« wollte Pandelli wissen.
    »15.000 Francs. Und eine von den schwarzen Perlen.«
    Pandelli zuckte hoch. »Her damit!« sagte er herrisch.
    »Kneif die Backen zusammen … die Perle gehört mir!«
    »Ich will sie dir abkaufen.«
    »Wieviel?«
    »Erst muß ich sie sehen und taxieren.«
    Tamoe öffnete ihr kleine Handtasche und schüttete den Inhalt ungeniert auf Pandellis Schreibtisch aus. Ein Häufchen aus Lippenstift, Augenbrauenstift, Lidschatten-Etui, Kondomen, Taschentuch und Schlüsselbund türmte sich auf. Mittendring lag die schwarze Perle mit ihrem irisierenden Glanz, ein Schwarz, das von innen heraus schimmerte.
    »Und so ein Juwel liegt zwischen Kondomen!« sagte Pandelli tadelnd.
    »Damit habe ich sie mir ja auch verdient.«
    Pandelli griff nach der Perle, hielt sie ins Licht und war einen Augenblick ganz still. So etwas hatte er noch nie zwischen den Fingern gehalten.
    »Dreitausend«, sagte er dann.
    »Dollar?«
    »Idiotin! Francs!«
    »Bouchet hat auch in Dollar bezahlt. Und für so eine Perle hat er Edwards dreitausend bezahlt.«
    »Nie! Glaubst du, Bouchet gibt dir für dein Hinternwackeln dreitausend Dollar?«
    »Ich habe mehr getan, wenn du es genau wissen willst! Aber gut, ich will keinen Streit: Zweitausend, und weiter handle ich nicht.« Tamoe streckte Pandelli ihre Hand entgegen. »Außerdem will ich zur Erholung nach Bora-Bora fliegen. Ich hab's nötig. Ich will mich auslüften.«
    Tamoe bekam ihr Geld und verließ zufrieden das Büro. Pandelli hielt die Perle wieder gegen das Licht, und abwechselnd mit de Luca betrachtete er das Prachtstück.
    »Wenn Bouchet so etwas verschenkt, muß er wissen, daß Nachschub kommt«, stellte Pandelli nachdenklich fest. »Und dann haben wir Edwards. Wie eine Klette werden wir an ihm kleben.«
    Die Operation war beendet.
    In der Hütte stank es nach Blut, Eiter und einem jauchigen Erguß. Tama'Olu stand hinter ihrem Vater, hielt seinen Kopf fest und streichelte die eingefallenen Wangen. Was sie gesehen hatte, konnte sie noch nicht ganz begreifen. Da hatte man ihrem Vater den Bauch aufgeschnitten, sie hatte in die blutige Höhle hineinsehen können, einer Schüssel gleich, in der eine fürchterlich stinkende Brühe schwappte, und dann hatte der andere weiße Mann mit einem Sauger alles fortgenommen, bis die Bauchhöhle frei vor ihnen lag – dieses sinnvolle Gewirr der Gedärme, die nun durch Eiter und Ergüsse miteinander verklebt waren. Mit weitgeöffneten Augen hatte Tama'Olu verfolgt, wie der Doktor etwas Entzündetes, Eitriges, Blutiges aus dem Bauch herausschnitt und in einem der Plastikeimer warf, der neben ihm stand. »Den hätten wir!« sagte er dabei zufrieden. »Nun müssen wir die Bauchhöhle säubern. Daß er eine Bauchfellentzündung hat, ist so sicher wie ein Amen in der Kirche. Wenn dann noch ein Darmverschluß hinzukommt … Ron, was will der Häuptling mit einem anus praeter anfangen?«
    »Fragen Sie nicht … retten Sie Tápana!« antwortete Ron durch die zusammengepreßten Zähne.
    Ein paarmal sah er zu Tama'Olu hinüber. Ihr Blick flehte ihn an, schrie um Hilfe, bettelte um Kraft. Und jedesmal, wenn er diesen verzweifelten Blick auffing, nickte er ihr zu und sagte: »Keine Angst, mein

Weitere Kostenlose Bücher