Die Bucht der schwarzen Perlen
gehört hatte. Im Unterbewußtsein, im Traum – er wußte es nicht zu erklären.
Er legte die Arme hinter den Kopf – und hielt abrupt in der Bewegung inne. Da war er wieder, der helle Schrei, und es war kein Traum. Der Ruf kam von draußen, und plötzlich wußte Ron, daß da Tama'Olu in höchster Not und Verzweiflung um Hilfe rief.
Mit ein paar langen Sätzen stürmte Ron aus seinem Haus, rannte an den Strand und sah im seichten Wasser der Lagune, wie Tama'Olu mit Dr. Rudeck rang, auf ihn einschlug und sich wie eine Katze wand.
Sie war nackt, ihr Kleid lag im Sand, so wie jeden Morgen, wenn sie in der Lagune ihr Bad nahm, ein wenig hin und her schwamm und erfrischt wieder an Land kam, bevor die Sonne ihre ganze Glut entfaltete.
Bei dem heutigen Bad schien Rudeck sie überrascht zu haben – oder er war ihr nachgeschlichen, ins Wasser gefolgt und versuchte jetzt, die schlanke nackte Gestalt an sich zu ziehen und zu besitzen.
»Ovaku! Hilfe! Hilfe!« schrie Tama'Olu nun wieder. Sie hatte sich aus dem Griff des Mannes befreit und wollte an Land flüchten, aber Rudeck war schneller. Er riß sie an den Schultern zu sich herum und preßte sie fest an sich. Wie eine Klammer war sein rechter Arm, die linke Hand umspannte Tamas Brust. »Ovaku! Hilf mir!«
Mit zusammengekniffenen Augen, bereit, notfalls zu töten, riß Ron einen knorrigen Wurzelstock aus einer am Strand liegenden, von einem Wirbelsturm entwurzelten Palme und watete in die Lagune.
»Rudeck, du Saukerl, laß meine Frau los!« brüllte er.
Der Arzt fuhr herum, riß Tama'Olu vor sich wie einen Schutzschild und umklammerte ihre Brüste. Tama schrie wieder auf, trat um sich und versuchte verzweifelt, dem festen Griff zu entkommen. Doch es war sinnlos, Rudeck faßte nur noch brutaler zu.
»Bleiben Sie stehen, Ron!« schrie der Arzt nun. »Das ist nicht Ihre Frau – Sie haben gar keine Rechte! Lebt Tápana noch? Ja? Sehen Sie, dann ist es nur recht und billig, wenn mich die Tochter ein bißchen belohnt!«
»Du bist ja noch betrunken, du erbärmliches Schwein! Laß sie los! Und dann weg mit dir von der Insel! Sofort!«
Ron machte wieder drei Schritte in der Lagune und drohte mit dem Wurzelstock. Tama'Olu war jetzt still. Ovaku war da, er würde sie befreien. Ihre Angst verwandelte sich in die Gewißheit, daß Ovaku stärker war als dieser Mann mit seinen harten Händen und dem schlechten Atem.
Plötzlich spürte sie einen kalten Gegenstand in ihrem Rücken, irgend etwas stach in ihr Fleisch.
»Bleib endlich stehen, du Blödmann!« sagte Dr. Rudeck mit gefährlich leiser Stimme. »Du glaubst wohl, nur Millionäre hätten das Recht, solch ein Püppchen zu besitzen. Da irrst du dich aber! Verdammt, bleib stehen!« Er hob eine Pistole hoch und legte sie auf Tamas Schulter. »Wenn ich abdrücke, das schwöre ich dir, hol' ich dir weder die Kugel raus noch nähe ich das Loch zu. Geh zurück in die Hütte und laß uns allein. Ich weiß, du hast keine Waffe im Haus, alles liegt noch auf der Yacht, und da kannst du nicht ran.«
»Rudeck, du machst einen Fehler«, knirschte Ron, aber er blieb stehen. Die Mündung der Pistole zeigte genau auf seine Brust. Es war sicher, daß auf diese Entfernung kein Schuß danebengehen würde.
»Was für'n Fehler, Klugscheißer?«
»Ich werde dich verfolgen, und wenn's bis zum Südpol wäre. Einmal aber kriege ich dich, und dann kommt es darauf an, wer schneller ist.«
»Erst einmal werde ich mich der Schönen widmen – dann bist du dran! Los, voran!«
Er stieß Tama'Olu mit dem Knie ins Gesäß und schob sie vor sich her, in einem Bogen um Ron herum zum Strand.
»Du wirst nicht wegfliegen können«, sagte Ron hart.
»Denkst du, deine Wilden könnten mich daran hindern? Du Idiot! Den Weg schieße ich mir frei, das ist kein Problem.« Er stieß Tama'Olu weiter aus der Lagune heraus, drückte sie auf den Strand und war sofort wieder hinter ihr, die Pistole immer auf Ron gerichtet.
»Wir wollen jetzt ungestört sein, Ron. Also sei vernünftig und bleib stehen. Gönn mir das kleine Abenteuer.« Als Ron zwei Schritte wagte, brüllte er: »Rühr dich nicht von der Stelle, du Idiot! So ist es brav … dreh dich um, damit du nicht alles siehst.«
Ron war stehengeblieben und ließ den Knüppel sinken. Tama'Olus Augen flehten um Hilfe, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Nur die Arme streckte sie nach ihm aus, während Dr. Rudeck wieder ihre Brust umklammerte. Hilf, Ovaku, hilf mir doch!
Vor Wut fast besinnungslos, die Zähne
Weitere Kostenlose Bücher