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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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glauben Sie eigentlich, wieviel Bakterien Sie mit den Kisten und Kartons einschleppen? Millionen! Milliarden! Wenn ich ein bißchen Staub abwische und lege ihn unter ein Elektronenmikroskop … Sie wären sprachlos. Mein alter Professor in Sydney sagte einmal: ›Man kann einem Menschen intramuskulär Scheiße injizieren – er steckt das weg.‹ Damals haben wir gelacht und es für einen faulen Witz des Ordinarius gehalten, der darauf wartete, daß wir wirklich lachen. Das Problem ist nur, daß die Naturvölker nicht einen solchen Abwehrmechanismus haben wie wir. Eben weil sie in der reinen Natur leben. Wir Zivilisierten haben uns im Laufe der Jahrhunderte einen wahren Immunpanzer angeschafft.«
    Er nahm Willmore eine Dose Bier aus der Hand und zog die Lasche auf. Schaum drang aus der Öffnung, so daß er schnell die Dose an den Mund setzte. Nach dem ersten Schluck atmete Dr. Rudeck tief auf und dehnte sich.
    »Tut das gut«, seufzte er. »Oh, ist das gut! Ein kühles Helles bei dieser Hitze – Ron, das ist fast ein Orgasmus! Für jedweden Quatsch wird der Nobelpreis verliehen, aber keiner kommt auf die Idee, den ersten Bierbrauer posthum zu ehren.« Er sah sich zu Willmore um. »Hat jeder sein Bier? Na denn … an die Gewehre!«
    Sie tranken alle einen langen Schluck, und wirklich – es war ein unbeschreiblicher Genuß. Willmore stieß sogar einen verhaltenen Rülpser aus.
    »Und unsere Schöne bekommt nichts?« fragte Dr. Rudeck provozierend. »Ron, Sie sind ein ganz mieser Ehemann. Wer seine Frau liebt, bringt sie in Stimmung! Jack, reiß ihr eine Dose auf.«
    »Nein!« Rons Stimme war schneidend scharf geworden. Willmore ließ sofort die Bierdose sinken. »Tama'Olu soll keinen Alkohol kennenlernen.«
    »Sie sind ja ein besonders ekelhafter Fiesling! Hat kistenweise Alkohol an Bord, wird wie ein Kamel saufen, und seine schöne Frau bekommt Regenwasser zu trinken.«
    Dr. Rudeck griff in die Kühltasche, holte die Flasche Kognak hervor, drehte den Schraubverschluß auf und suchte erst gar nicht nach einem Glas. Wie die Bierdose setzte er die Kognakflasche an den Mund und ließ den Alkohol in sich hineinlaufen. »Probieren Sie das mal, Ron. Drei Gläschen für die schöne Frau – und Sie werden erleben, welch feurigen Hintern sie bekommt. Die Polynesierinnen sind berühmt für ihre Ausdauer, wußten Sie das noch nicht?«
    »Haben Sie kein anderes Thema?« fragte Ron böse.
    »Nicht, wenn ich eine schöne Frau sehe. Da rollt vor meinem inneren Auge ein toller Film ab: Ich sehe ein Mädchen, einen Mann … na ja, den Rest überlasse ich Ihrer Phantasie.«
    Er lachte und trank jetzt abwechselnd. In der linken Hand hielt er die Bierdose, in der rechten die Kognakflasche.
    Tápana auf dem Tisch drehte den Kopf zur Seite und versuchte, Dr. Rudeck anzusehen. Tama'Olu beugte sich über ihren Vater und küßte seine noch immer heiße Stirn.
    »Was tun die Männer da, Ovaku?« fragte sie.
    »Sie betäuben sich.«
    »Haben sie auch Schmerzen?«
    »Man kann das so nennen. Der Doktor jedenfalls hat eine wunde Seele. Jack nicht, der hat nur Durst.« Und zu Dr. Rudeck gewandt, sagte er laut: »Verdammt … müssen Sie so grölen? Wenn Sie keinen Alkohol vertragen, trinken Sie doch Milch oder Fruchtsaft.«
    »Soll ich kotzen?« Dr. Rudecks Blick war schon glasig geworden. Kognak in dieser Hitze hat eine dreifach so hohe Wirkung auf den Organismus wie normalerweise. Er vernebelt das Gehirn in rasender Schnelligkeit. »Ron, warum trinken Sie nicht mit? Sie elender Heuchler! Hat jede Menge Schnaps, Wein und Bier an Bord seines Schiffes und zelebriert den Alkoholfeind!« Rudeck starrte Ron an und grinste. »Das hab' ich doch schon mal gesagt.«
    »So ähnlich. Ich habe erwartet, daß Sie wenigstens auf den Kranken Rücksicht nehmen. Als Arzt sollten Sie jedenfalls …«
    »Der Alte wird bald nichts mehr hören.« Dr. Rudeck blinzelte zu Tama'Olu hinüber und versuchte, sich zu erheben. Es gelang ihm nicht mehr. »Man sollte ihm auch einen Schluck gönnen, das macht es ihm leichter auf der großen Reise. Man sollte überhaupt allen Abwanderern einen kräftigen Schluck geben – zur Erinnerung an diese mistige Welt!«
    Er lachte wieder dröhnend und schlug sich auf die Schenkel. »Stellen Sie sich vor, Ron, bei Petrus an der Himmelspforte melden sich nur noch besoffene Seelen! Das gäbe im Himmel einen Auflauf! Zum Wohle, du Scheißerde …«
    Er nahm wieder einen großen Schluck Kognak aus der Flasche und gab sie dann an Willmore

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