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Die Bucht der schwarzen Perlen

Die Bucht der schwarzen Perlen

Titel: Die Bucht der schwarzen Perlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Blutfleck.
    Dafür sahen sie drei Einbäume mit geblähten Segeln, die jenseits des Korallenriffes ins offene Meer vorstießen.

13.
    Willmore begriff nicht sofort, was er sah. Er blickte wieder auf den Blutfleck im Sand und schüttelte den Kopf. Eine vage Hoffnung glomm in ihm auf.
    »Haben Sie sich auch nicht geirrt, Ron?« fragte er. »Vielleicht ist Dr. Rudeck gar nicht tot, sondern nur verletzt und hat sich in Sicherheit gebracht. Wir sollten mal im Hubschrauber nachsehen, ob er sich da versteckt hat.«
    »Willmore, er ist tot! Glauben Sie mir, drei Speere im Rücken – das überlebt keiner.«
    »Und wo ist er? Tote können nicht herumlaufen.«
    »Er ist nicht weggelaufen, er schwimmt im Pazifik.« Ron zeigte hinüber zu den drei Booten, die jetzt auf den langen Wellen des Meeres tanzten.
    Willmore legte die rechte Hand als Blendschutz über die Augen und begriff noch immer nicht. »Was wird hier eigentlich gespielt, Ron?« fragte er unwirsch. »Erst soll Rudeck tot sein, dann fährt er mit einem Einbaum aufs Meer hinaus. Aber wie kann er das, wenn er drei Speere im Rücken gehabt haben soll? Und wo kommt der große Blutfleck im Sand her?«
    »Haben Sie gute Augen, Willmore?« fragte Ron. Seine Stimme klang auf einmal merkwürdig rauh und belegt.
    »Sehr gute sogar. Als Pilot muß ich jedes Jahr zur Kontrolle zum Augenarzt. Stellen Sie sich vor – ein kurzsichtiger Pilot, vor dessen Augen die Landebahn verschwimmt.«
    »Dann sehen Sie mal genau hin, Willmore. Achten Sie auf das mittlere Boot.«
    Willmore nickte. Er sah das Segel, den Mast aus Palmenholz, den Einbaum, die knorrigen Ausleger und im Boot einen Mann, einen der Brüder Tama'Olus.
    »Na und? Ich sehe einen von diesen Wilden, aber keinen Dr. Rudeck.«
    »Er ist aber in dem Boot, er liegt nur auf dem Boden – tot.«
    »Ja aber, was soll das? Warum …« Plötzlich schwieg er, als habe man ihm die Kehle zugedrückt. Voller Entsetzen starrte er Ron an. Jetzt endlich begriff er, und ein Würgen stieg ihm in die Kehle. Er glaubte, sich jeden Moment übergeben zu müssen. »Das … das ist –«, stotterte er heiser. »Ron, konnten Sie das nicht verhindern?«
    »Nein. Ich war ja in der Hütte und mußte Sie wecken und Ihnen Dr. Rudecks Tod erklären. Da haben die drei Männer ihn weggeschafft.«
    »Sie werfen den Toten über Bord, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Den Haien zum Fraß.«
    »Er wollte ihre Schwester vergewaltigen, und für ihr Ehrgefühl ist der Tote nicht wert, in der Erde ihrer Heimat zu liegen. Futter für die Haie – das ist die letzte Strafe, die sie ihm zufügen.«
    »Und auf solch einer barbarischen Insel wollen Sie leben, Ron? Nur wegen der schönen Tama'Olu?«
    »Auch.« Ron blickte wieder hinüber zu den drei Einbäumen. Sie schaukelten jetzt in einem Kreis auf den Wellen, und jeden Augenblick mußte der Körper Rudecks ins Meer kippen und von den Haien zerfleischt werden. Es war sicher, daß sie bereits um die Boote schwammen und die Männer beobachteten. Wie ich diese Biester hasse, dachte Ron.
    »Die Welt ist voll von schönen Frauen. Warum müssen Sie da ausgerechnet bei diesen Wilden leben? Ich habe Ihnen gestern schon gesagt: Es gibt keine Paradiese. Und was Sie hier Ihr Paradies nennen, ist in Wahrheit die Hölle!«
    Ron atmete tief auf. Er sah, wie einer der Eingeborenen in seinem Einbaum balancierte, wie er einen Körper über die Bootswand zerrte und dann ins Meer fallen ließ. Das Boot schaukelte gefährlich, aber die Ausleger verhinderten ein Umkippen.
    Ron war es, als könne er das Aufschäumen des Wassers sehen, als die Haie heranschossen, den Körper zerfleischten und mit den Stücken wieder in die Tiefe stürzten. Mit einem Frösteln, das ihm den Nacken hinunterlief, wandte er sich ab. Willmore hatte erst gar nicht hingesehen und drehte dem Korallenriff den Rücken zu.
    »Ist es vorbei?« fragte er nach einer Weile tonlos.
    »Ja.«
    »Kommen Sie mit, Ron. Ich fliege Sie nach Pangai, und dort können Sie eine Maschine nach Nukualofa nehmen. Damit fliegen Sie irgendwohin, wo es keine Erinnerung mehr an Tama'Olu gibt. Nach Neuseeland und weiter nach Australien, von dort nach Singapur oder Hongkong. Nur weit genug weg von hier. Singapur – das wäre was für Sie. In Singapur soll es die hübschesten Mädchen der Welt geben.«
    »Ich kenne Singapur, habe dort drei Monate gelebt.«
    »Wenn das Sie nicht reizt, dann nehmen Sie Hawaii. Ron, Sie haben doch Ihre wunderschöne Yacht. Mit der kommen Sie überallhin. Und ich

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