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Die Bucht des grünen Mondes

Die Bucht des grünen Mondes

Titel: Die Bucht des grünen Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Beto
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schnell neu! Oder doch Cafézinho?»
    «Ich glaube, einen Kaffee könnte ich ganz gut vertragen», seufzte Amely und erntete ein erfreutes Lächeln. Schon war Maria wieder davon.
    «Gelegentliche Prügel haben noch keinem geschadet», erklärte Kilian. «Und wenn sie das doch tun, so dient das der Disziplin der anderen. Das funktioniert seit jeher bestens so. Außerdem darfst du die Arbeiter nicht mit deinen zivilisierten Augen betrachten. Die halten viel mehr aus als die in der Firma deines Vaters.»
    «Könnte man nicht wenigstens die Sklaven bezahlen?»
    «Die Sklaven bezahlen?» Er sah sie an, als hätte sie etwas derart Unsinniges gesagt, dass er ihr nicht mehr folgen konnte.
    «Wir sind so reich. Würden wir es denn merken, wenn deine Arbeiter anständig entlohnt würden? Selbst wenn, genügt es nicht, wohlhabend zu sein?»
    «Meine Liebe», Kilian langte über den Tisch und legte seine Hand auf ihre. «Das mag überall auf der Welt genügen, aber nicht hier. Glaubst du, die goldenen Wasserhähne sind da, um zu protzen? Sie werden noch in zwanzig Jahren aussehen wie am ersten Tag. Alles andere rostet, stinkt und macht das Wasser unsauber.»
    Es war wie mit der Post. Für alles gab es eine Erklärung, und sie stand da wie ein dummes Kind. Sie sollte wirklich aufhören, solche Dinge in Frage zu stellen.
    «Du bist nicht die erste Frau, die solche Gedanken hegt. Madonna war auch so, und die Damen reden auf ihren Soireen auch gerne darüber. Glaube mir, das gibt sich.» Beiläufig tätschelte er ihre Hand. «Spätestens, wenn du dich an den Reichtum gewöhnt hast. Ich glaube, ich fände Diamanten auf deinen Zähnen wirklich nett. Übrigens hoffe ich, dass der bestellte Benz Velo rechtzeitig zur Premiere kommt.» Er lachte und strich seinen Kaiserbart glatt. «Oder wollen wir es etwa den Ferreiras überlassen, mit einem originellen Auftritt zu glänzen? Da doch meine junge liebreizende Frau die Tochter eines sicherlich bald sehr erfolgreichen Automobilproduzenten ist?»
    Sie fragte sich, ob Madonna auch solcherart geschmückte Zähne gehabt hatte. Auf den Photographien, die sie kannte, war ihr kleiner Mund fest zusammengepresst.
    «Senhor Wittstock!», kam es von unten. Amely reckte den Hals, erwartete unwillkürlich da Silva hoch zu Ross. Natürlich war es Herr Oliveira, der heftig mit seinem Jipijapa-Hut winkte. «Ich muss Sie augenblicklich sprechen! Mau notícias!»
    Sofort sprang Kilian auf, tupfte seinen Bart sauber und entschuldigte sich. Augenrollend kam Maria durch die Schlafzimmertür, eine Tasse haltend, die nach Kaffee duftete. «Lasse Frau nach Nacht allein, nicht gehörig. Bitte, Dona Amalie.»
    «Danke. Aber ich bekomme nichts hinunter.»
    Maria rieb sich angelegentlich die Hände. Plötzlich winkte sie Consuela hinaus.
    «War Nacht nicht gut?», fragte sie, sowie sie allein waren. Sie ließ sich auf einem Korbstuhl neben Amely nieder und legte eine Hand auf ihre.
    Amely starrte sie an. Kämpfte um Worte, die harmlos klangen. Nichts von ihrem inneren Aufruhr verrieten. Was ging das auch die Köchin an? Aber Marias mitfühlender Blick trieb ihr die Tränen in die Augen. Heftig schluckte sie und schüttelte schließlich den Kopf.
    «Verzeihe, dass ich habe getäuscht, dass Senhor nicht kann. Müsse Amulett unter Kissen tun.»
    Amely wollte sagen, dass sie an so etwas nicht glaubte. Stattdessen kam ihr ganz anderes über die Lippen: «Es tat so weh. O Gott, es tat so weh.»
    Sogar jetzt noch brannte ihre Scham, und sie fürchtete sich vor dem nächsten Wasserlassen. Vergebens wühlte sie in ihrer Rocktasche nach dem Taschentuch. Maria drückte ihr eines vors Gesicht. Amely ergriff es und weinte hinein.
    «Ist das immer so? Muss das so sein?»
    «Ich weiß nicht.» Die Negerin wuchtete sich hoch. «Bei mir immer weh tat. Ich beschnitten. Welt ist voll – atrocidade.»
    «Gräuel?»
    «Ja. Immer dran denk, Dona Amalie hat gut hier. Woanders schlimmer. Nun trinke Sie, cafézinho wird kalt!»
    Maria begann, eine fremdartige Melodie summend, einiges vom Tisch abzuräumen.
Als ich in Hagenbecks Exotenschau war, hatte ich von der Welt wirklich gar keine Ahnung
, dachte Amely erschüttert.
    Ihr Kopf fuhr hoch, als Kilian zurückkehrte. «Ich muss mich um etwas kümmern, Amely-Liebes, daher entschuldige mich bitte für den Rest des Tages.» Rasch steckte er sich noch ein Stück Brot in den Mund. «Schau doch nicht so traurig. Lächle! Ja, so ist es gut. Ich glaube, Diamanten stünden deinem herrlichen Mund

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