Die Buecher und das Paradies
verfolgte den Gedankengang Schritt für Schritt, er hat einen üblen Weg eingeschlagen - und man sehe sich nur einmal an, wieviel Lakoff und Johnson über diese räumlichen Metaphern geschrieben haben. 5 Ich denke an substantielle Erscheinungsformen des Ausdrucks, deren Quantität bestimmend für die ausgedrückte Räumlichkeit ist. Was ich damit sagen will, ist einfach, daß zwischen der bloßen Nennung eines lieblichen Tals und seiner Beschreibung auf hundert Seiten etwas auf der Inhaltsebene geschehen müßte, daß wir, mit anderen Worten, etwas mehr von diesem Tal sehen müßten.
Untersuchen wir nun einige Techniken der verbalen Darstellung von Raum.
1. Denotation
Dies ist die einfachste, unmittelbarste, mechanischste Form, zum Beispiel wenn ausgesagt wird, daß die Entfernung zwischen zwei Orten zwanzig Kilometer beträgt. Natürlich hat der Adressat die Möglichkeit, mit der erhaltenen Information ein Bild zu assoziieren (womöglich das eigene Bild als erhitzter Fußgänger, wenn die Information eine Gegend ohne öffentliche Transportmittel betrifft), aber man kann nicht sagen, daß die Aussage von sich aus etwas tut, um den Adressaten dazu zu bringen, sich einen Raum vorzustellen.
2. Minutiöse Beschreibung
Anders ist es schon, wenn ein Raum in groben Zügen beschrieben wird, etwa wenn man von einem Platz sagt, daß rechts eine Kirche und links ein alter Palazzo steht. Beachten wir, daß die bloße Erwähnung der jeweiligen Lage der beiden Gebäude schon eine ausreichende Angabe wäre, um den betreffenden Platz wiedererkennbar zu machen, infolgedessen müßte man sagen, daß jede Beschreibung sichtbarer Objekte per se hypotypotisch sei. Aber stellen wir uns vor, es gäbe in der Stadt, in der uns diese Beschreibung gegeben wird, zwei Plätze mit rechts einer Kirche und links einem Palazzo, und schon wäre die hypotypotische Kraft der Beschreibung geringer. Es ginge also darum, mehr Details zu liefern.
Damit stehen wir jedoch vor einem Problem der Quantität: Wie viele Details müssen es sein? Genug, um den Adressaten zu ermutigen, sich ein Bild zusammenzustellen, aber nicht zu viele, da sonst das Bild nicht zustande kommt. Sehen wir uns die folgende Beschreibung der Anlegestelle eines Dampfers in Robbe-Grillets Roman Le voyeur an:
Le bord de pierre - une arète vive, oblique, à l’intersection de deux plans perpendiculaires: la paroi verticale fuyant tout droit vers le quai et la rampe qui rejoint le haut de la digue - se prolonge à son extrémité supérieure, en haut de la digue, par une ligne horizontale fuyant tout droit vers le quai.
Le quai, rendu plus lointain par l’effet de perspective, émet de part et d’autre de cette ligne principale un faisceau de paralleles qui délimitent, avec une netteté encore accentuée par l’eclairage du matin, une série de plans allongés, alternativement horizontaux et verticaux: le sommet du parapet massif protégeant le passage du coté du large, la paroi intérieure du parapet, la chaussée sur le haut de la digue, le flanc sans garde-fou qui plonge dans l’eau du port. Les deux surfaces verticales sont dans l’ombre, les deux autres sont vivement éclairées par le soleil - le haut du parapet dans toute sa largeur et la chaussée à l’exception d’une étroite bände obscure: l’ombre portée du parapet. Théoriquement on devrait voir encore dans l’eau du port l’image renversée de l’ensemble et, à la surface, toujours dans le même jeu de paralleles, l’ombre portée de la haute paroi verticale qui filerait tout droit vers le quai.
Der Steinrand - eine scharfe, schräge Kante an der Schnittlinie zweier, einen rechten Winkel bildender Ebenen: der senkrechten, glatt dem Kai zustrebenden Wand und der zur Molenhöhe ansteigenden Rampe - geht an seinem oberen Ende, an dem Molenrücken, in eine waagerechte, schnurgerade dem Kai zustrebende Linie über.
Der durch die Wirkung der Perspektive ferner weggerückte Kai strahlt beiderseits dieser Hauptlinie ein Bündel von Parallelen aus, die, durch das Morgenlicht deutlich hervorgehoben, eine Reihe von länglichen, abwechselnd waagerechten und senkrechten Flächen begrenzen: den Rücken der massiven Brüstung, die den Weg gegen das Meer abschirmt, die Innenwand der Brüstung, die Fahrbahn auf der Molenhöhe und die geländerlose Seitenwand, die ins Hafenwasser taucht. Die beiden senkrechten Flächen sind im Schatten, während die beiden anderen im hellen Sonnenlicht liegen - der Rücken der
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