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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gürtel. Als er den Pfad zur Ruine hinaufging, merkte er, dass ihm drei Männer folgten. Er blieb stehen und drehte sich zu ihnen um, doch sie machten keine Anstalten, sich ihm zu nähern, sondern beobachteten ihn nur aus sicherem Abstand.
    Es war ein guter Ort für eine Burg, dachte Thomas. Auf jeden Fall besser als Castillon d’Arbizon. Die Festung von Astarac stand auf einem Felsvorsprung und war nur über den schmalen Pfad zu erreichen, über den er gekommen war. Ursprünglich war der gesamte Felsvorsprung von einer hohen Mauer umschlossen gewesen, doch davon waren nur noch moosbewachsene Steinhaufen übrig, die ihm höchstens bis zur Hüfte reichten. Ein Rechteck aus zerfallenen Mauerresten, an das sich im Osten ein Halbrund anschloss, zeigte, wo die Kapelle gewesen war, und als Thomas über die großen Steinplatten ging, unter denen seine Vorfahren begraben lagen, sah er, dass jemand erst vor kurzem daran herumgewerkelt hatte. Kratzspuren zeigten an, wo sie hochgehebelt worden waren. Er überlegte, ob er versuchen sollte, eine der Platten anzuheben, doch dazu hatte er weder die Zeit noch das nötige Werkzeug, und so ging er zur Westseite, wo der Burgturm gestanden hatte, jetzt nur noch ein steinernes Gerippe, durch das Wind und Regen fegten. Als er an dessen Fuß ankam, drehte er sich noch einmal um, doch seine Verfolger schienen das Interesse an ihm verloren zu haben. Waren sie hier, um etwas zu bewachen? Womöglich den Gral? Bei dem Gedanken schoss ihm ein glühender Blitz durch die Adern, doch dann gewann er seinen Gleichmut wieder. Es gab keinen Gral. Der Wahnsinn seines Vaters hatte ihm diesen hoffnungslosen Traum in den Kopf gesetzt.
    An einer Seite des Turms führten die Überreste einer Treppe nach oben, und Thomas stieg hinauf bis zu der Stelle, wo sich einst der Boden des ersten Stockwerks von Wand zu Wand gespannt hatte. Dort gähnte ein riesiges Loch in der fünf Fuß dicken Mauer, und Thomas kletterte hinein. Er blickte hinunter ins Tal, folgte mit den Augen dem Lauf des Flusses und versuchte erneut, ein Gefühl der Zugehörigkeit zu empfinden, ein Echo seiner Vorfahren einzufangen, doch vergeblich. Er hatte etwas empfunden, als er nach Hookton zurückgekehrt war, sowenig er davon auch wiedergefunden hatte, aber hier spürte er nichts. Und der Gedanke, dass Hookton ebenso zerstört war wie diese Burg, weckte in ihm die Frage, ob ein Fluch über den Vexilles lag. Die Leute hier erzählten sich, dass die dragas , die Frauen des Teufels, Blumen hinterließen, wo sie gingen. Hinterließen die Vexilles Ruinen? Vielleicht hatte die Kirche doch recht. Vielleicht verdiente er es, exkommuniziert zu werden. Er blickte nach Westen, in die Richtung, in die er sich wenden musste, wenn er heimwärts wollte.
    Und da sah er die Reiter.
    Sie waren oben auf der Hügelkette, ein gutes Stück von ihm entfernt, und sie schienen aus der Richtung von Berat zu kommen. Es waren viele, und es waren Soldaten, denn was seine Aufmerksamkeit geweckt hatte, war das Aufblitzen von Metall.
    Ungläubig starrte er hinüber. Dann setzte sein Verstand wieder ein, und er lief los, die Treppe hinunter, über den von Unkraut überwucherten Innenhof, durch das zerborstene Tor, an den drei Männern vorbei und den Pfad hinunter, durch das Dorf und dann Richtung Norden, bis er keuchend am Tor des Aussätzigenspitals ankam. Bruder Clément öffnete ihm, und Thomas stürmte an ihm vorbei. «Soldaten», rief er nur, lief weiter zur Hütte und schnappte sich seinen Bogen, die zusammengeschnürten Pfeile, ihre Mäntel und Kettenhemden und die Taschen. «Komm schnell», rief er zu Geneviève, die vorsichtig Bruder Cléments frischgesammelten Honig in kleine Gläser füllte. «Frag nicht, komm.»
    Sie eilten zum Olivenhain, doch als Thomas sich umsah, bemerkte er Soldaten auf der Straße, die nördlich von St. Sévère durch das Tal führte. Die Männer waren noch ein gutes Stück entfernt, doch wenn sie zwei Reiter erblickten, die vom Kloster aufbrachen, würden sie ihnen folgen. Fliehen konnten sie also nicht mehr, sie mussten sich verstecken. Er blieb stehen und überlegte kurz.
    «Was ist?», fragte Geneviève.
    «Soldaten. Wahrscheinlich aus Berat.»
    «Da auch.» Sie deutete in Richtung Süden. Die Leute aus dem Dorf kamen auf das Kloster zugelaufen, und das konnte nur bedeuten, dass Soldaten anrückten.
    Thomas fluchte. Er nahm Geneviève an der Hand und lief mit ihr zur Rückseite des Klosters, auf den Pfad, den die Aussätzigen nahmen,

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