Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Givani, der beste Waffenschmied des Abendlandes, anhand des Modells einen vollständigen Plattenharnisch anfertigen sollte. «Erschafft ein Meisterwerk», hatte Joscelyn seinem Schreiber diktiert, «um das mich alle Ritter beneiden werden», und er hatte dem Brief eine großzügige Vorauszahlung in Genovinos beigefügt, mit dem Versprechen, eine weitere gutgefüllte Börse zu schicken, wenn der Harnisch vor dem Frühling bei ihm eintraf.
    Er hatte Robbie das Lösegeld in den gleichen Münzen ausbezahlt, doch an dem Abend, als die Soldaten nach Mailand aufbrachen, war Robbie so dumm, einen Satz Würfel aus Elfenbein zu bewundern, die Joscelyn in der Stadt gekauft hatte. «Gefallen sie dir?», fragte Joscelyn. «Spielen wir darum. Wer die höhere Zahl würfelt, kann sie behalten.»
    Robbie schüttelte den Kopf. «Ich habe einen Eid geschworen, nie wieder zu spielen.»
    Joscelyn fand, das sei das Komischste, was er seit Monaten gehört hatte. «Frauen schwören Eide», sagte er, «und Mönche müssen es tun, aber Krieger schwören nur ihre Treue in der Schlacht.»
    Robbie errötete. «Ich habe es einem Geistlichen geschworen.»
    «Oh, gütiger Jesus!» Joscelyn lehnte sich in seinem Sessel zurück. «Du traust dich nicht, stimmt’s? Ist das der Grund, weshalb die Schotten stets gegen die Engländer verlieren?» In Robbie wallte Zorn auf, doch er war so klug, sich zusammenzureißen, und hielt den Mund. «Die Gefahr», sagte Joscelyn leichthin, «ist das Schicksal des Soldaten. Ein Mann, der Angst vor der Gefahr hat, kann kein Soldat sein.»
    «Ich bin Soldat», entgegnete Robbie.
    «Dann beweise es, mein Freund», sagte Joscelyn und rollte die Würfel über den Tisch.
    So spielte Robbie, und er verlor. Er verlor auch am nächsten Abend. Und am übernächsten. Am vierten Abend setzte er das Geld, das nach England geschickt werden sollte, um ihn freizukaufen, und er verlor auch das. Am nächsten Tag trafen die italienischen Kanoniere, die der alte Graf aus Toulouse angefordert hatte, in der Burg ein, und Joscelyn bezahlte sie mit dem Geld, das er von Robbie gewonnen hatte. «Wie schnell könnt ihr in Castillon d’Arbizon sein?», fragte er die Italiener.
    «Das wird ein paar Tage dauern, Herr.»
    «Ist das Ding bereit?» Joscelyn ging um den Wagen herum, auf dem die Kanone festgeschnallt war. Sie sah aus wie eine Flasche mit engem Hals und bauchigem Körper.
    «Ja, Herr», bestätigte Gioberti, der Stückmeister.
    «Habt ihr Schießpulver?»
    Gioberti deutete auf einen zweiten Wagen, auf dem sich Fässer türmten.
    «Und Geschosse? Kugeln?»
    «Bolzen, Herr», korrigierte Gioberti und wies auf einen weiteren Wagen. «Wir haben mehr als genug.»
    «Dann machen wir uns auf den Weg!», sagte Joscelyn begeistert. Die Kanone faszinierte ihn. Sie war neun Fuß lang und an der dicksten Stelle vier Fuß breit und hatte etwas Gedrungenes, Drohendes. Sie sah teuflisch aus, wie in der Hölle geschmiedet, und er war versucht, gleich hier im Burghof eine Vorführung zu verlangen, doch er wusste, dadurch würden sie wertvolle Zeit verlieren. Nein, er würde warten, bis das Ding gegen diese sturen, verhassten Engländer zum Einsatz kam.

    Als Henri Courtois in Castillon d’Arbizon ankam, ließ er seine Armbrustschützen und Soldaten vor dem Westtor zurück und ritt nur in Begleitung eines jungen Priesters zur Burg. Er rief die Wachen auf der Brustwehr, und als d’Evecque sah, dass nur ein einzelner Soldat und ein Priester Zutritt verlangten, gab er die Erlaubnis, das Tor zu öffnen.
    D’Evecque ging hinunter in den Innenhof, wo Courtois vom Pferd stieg und sich vorstellte. Der Normanne erwies ihm dieselbe Höflichkeit, dann taxierten sich die beiden Männer. Beide sahen, dass der andere ebenfalls Soldat war. «Der Graf von Berat schickt mich», sagte Courtois förmlich.
    «Ihr bringt das Geld, nehme ich an?», sagte d’Evecque.
    «Ich bringe, was man mir befohlen hat, und ich fürchte, Ihr werdet darüber nicht sehr glücklich sein», erwiderte Courtois und musterte aufmerksam die Bogenschützen und Soldaten, die neugierig herbeigekommen waren. Zähe Kerle, dachte er. «Ich bin erschöpft», sagte er zu d’Evecque. «Ich bin den ganzen Tag geritten. Habt Ihr einen Becher Wein für mich?»
    «Ist Berat etwa der Wein ausgegangen?»
    «Nein, eher der Verstand.»
    D’Evecque grinste. «Gehen wir hinein», sagte er und führte seinen Gast die steile Treppe zum Saal hinauf. Da dieses Gespräch das Schicksal der gesamten Garnison

Weitere Kostenlose Bücher