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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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nach Astarac auf. Joscelyn war froh, den Harlekin los zu sein. Der Mann war ihm unheimlich, auch wenn Vexilles Soldaten ihm als Verstärkung seiner Truppe durchaus willkommen waren. Vexille führte achtundvierzig Soldaten mit sich, alle mit erstklassigen Pferden, Rüstungen und Waffen ausgestattet, und zu Joscelyns Überraschung hatte er keinen einzigen Écu für den Unterhalt gefordert. «Ich verfüge über eigene Mittel», hatte er ihm kühl mitgeteilt.
    «Achtundvierzig Soldaten?», hatte Joscelyn staunend gesagt. «Dafür braucht man eine Menge Geld.»
    «Er stammt aus einer Ketzerfamilie, Herr», hatte der alte Kaplan seines Onkels angemerkt, als erkläre das den Reichtum des Harlekins. Doch Vexille hatte ein Schreiben von Louis Bessières, Kardinalerzbischof von Livorno, vorgelegt, und das bewies, dass er kein Ketzer sein konnte. Nicht, dass es Joscelyn gekümmert hätte, wenn Vexille heidnische Götzen anbetete oder dem Vollmond Jungfrauen opferte. Nein, was ihm Sorgen bereitete, war die Tatsache, dass die Vexilles einst die Herren von Astarac gewesen waren. Da ihm die Angst, der schwarz gekleidete Ritter sei gekommen, um das Land seiner Vorfahren zurückzufordern, keine Ruhe ließ, sprach er Vexille schließlich darauf an.
    Der Harlekin hatte ihn nur gelangweilt angesehen. «Astarac gehört seit über hundert Jahren zu Eurem Lehen. Mit welchem Recht könnte ich es zurückfordern?»
    «Warum seid Ihr dann hier?», fragte Joscelyn.
    «Ich kämpfe jetzt für die Kirche», erwiderte Vexille, «und ich habe den Auftrag, einen Entflohenen aufzuspüren und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen. Sobald ich ihn gefunden habe, werden wir Euer Land verlassen.»
    Plötzlich hörte man, wie ein Schwert aus der Scheide gezogen wurde. Das metallische Scharren hallte unnatürlich laut durch den großen Saal. Vexille drehte sich um.
    Robbie Douglas stand mit gezückter Waffe vor ihm. «Ihr wart in Schottland», sagte er drohend.
    Vexille musterte den jungen Mann von oben bis unten, offensichtlich unbeeindruckt von der Klinge, die auf ihn gerichtet war. «Ich habe viele Länder bereist», erwiderte er kühl. «Unter anderem auch Schottland.»
    «Ihr habt meinen Bruder getötet.»
    «Nein!» Joscelyn stellte sich zwischen die beiden Männer. «Du hast mir einen Eid geschworen, Robbie.»
    «Ich habe auch einen Eid geschworen, diesen Bastard zu töten!»
    «Nein», sagte Joscelyn noch einmal, ergriff Robbies Schwerthand und drückte sie nach unten. In Wirklichkeit hätte es Joscelyn nicht viel ausgemacht, wenn Robbie im Zweikampf gestorben wäre, aber im umgekehrten Fall hätten Vexilles schwarz gekleidete Soldaten sich gewiss an Joscelyn und seinen Männern gerächt. «Du kannst ihn töten, wenn er hier fertig ist. Versprochen.»
    Vexille lächelte nur herablassend. Am nächsten Morgen brach er mit seiner Truppe auf, und Joscelyn war erleichtert. Es war nicht nur Guy Vexille, der ihn nervös machte, sondern auch seine Gefährten, vor allem der eine, der weder Lanze noch Schild trug. Er hieß Charles und war von abstoßender Hässlichkeit. Er sah aus, als hätte man ihn aus irgendeinem Dreckloch gezogen, abgeklopft, ihm ein Messer in die Hand gedrückt und losgeschickt, Angst zu verbreiten. Charles hatte eine eigene kleine Truppe von zwölf Mann unter sich, die zusammen mit Vexille nach Astarac ritt.
    Nun, da Courtois nach Castillon d’Arbizon gezogen war, um das Land von den dreisten Engländern zu befreien, und Vexille seinen Ketzer in Astarac jagte, konnte Joscelyn ungestört sein Erbe in Berat genießen. Robbie Douglas leistete ihm dabei Gesellschaft, und während der nächsten Tage taten sie nur, was ihnen Spaß machte. Sie gaben Geld für Kleider, Waffen, Pferde, Wein und Frauen aus, für alles, was Joscelyn gefiel, aber manche Dinge waren in Berat nicht zu bekommen, und so wurde ein Kunsthandwerker in die Burg bestellt. Für gewöhnlich bestand die Aufgabe des Mannes darin, Gipsfiguren für Kirchen und Klöster herzustellen, doch nun sollte er Abdrücke von Joscelyns Körper anfertigen. Auch ein Schneider war gerufen worden, um den Körper des Grafen zu vermessen, und ein Schreiber notierte alle Maße, von der Schulter zur Hüfte, von der Hüfte zum Knie, von der Schulter zum Ellbogen und so weiter. Als alles notiert war, wurden die Maße auf ein Pergament kopiert, versiegelt und gemeinsam mit den Gipsabdrücken in eine große Truhe gepackt. Diese wurde, von vier Soldaten bewacht, nach Mailand gebracht, wo Antonio

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