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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Planchard begleitete Thomas sie. Er ging nur widerstrebend, da er als Exkommunizierter eigentlich keine Kirche mehr betreten durfte, doch Bruder Clément zog ihn hartnäckig am Arm und strahlte über das ganze Gesicht, als Thomas schließlich nachgab.
    Am Tag nach der qualvollen Behandlung durch die Knocheneinrenkerin kam Geneviève mit ihm. Das Gehen bereitete ihr keine Schwierigkeiten, obgleich sie noch geschwächt war und den linken Arm kaum bewegen konnte. Aber der Bolzen hatte ihre Lunge verfehlt, und deshalb – und dank Bruder Cléments Pflege – hatte sie überlebt. «Ich dachte, ich müsste sterben», gestand sie Thomas.
    Er dachte an die drohende Seuche, aber da er nichts weiter darüber gehört hatte, beschloss er, Geneviève erst einmal nichts davon zu sagen. «Du wirst nicht sterben», sagte er. «Aber du musst den Arm bewegen.»
    «Ich kann nicht. Es tut weh.»
    «Du musst», wiederholte er. Als seine Arme und Hände von der Folter gemartert gewesen waren, hatte Thomas gedacht, er würde sie nie wieder benutzen können, doch seine Freunde, vor allem Robbie, hatten ihn gezwungen, mit dem Bogen zu üben. Anfangs hatte er gedacht, es sei hoffnungslos, doch nach und nach waren seine Fähigkeiten zurückgekehrt. Er fragte sich, wo Robbie jetzt wohl war. War er in Castillon d’Arbizon geblieben? Die Vorstellung erschreckte ihn. Würde Robbie ihm nach Astarac folgen? War aus ihrer Freundschaft wirklich Hass geworden? Und falls Robbie nicht kam, wer dann? Die Nachricht, dass er im Kloster war, würde sich auf die übliche, unsichtbare Weise ausbreiten – Gespräche im Gasthaus, Straßenhändler, die die Neuigkeiten von Dorf zu Dorf trugen –, und es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand in Berat aufhorchte. «Wir müssen bald von hier verschwinden», sagte er zu Geneviève.
    «Wohin?»
    «Weit weg. Vielleicht nach England?» Er wusste, er war gescheitert. Er würde den Gral hier nicht finden, und selbst wenn sein Vetter auftauchte, wie sollte Thomas ihn besiegen? Er war allein, nur mit einer verletzten Frau an seiner Seite, während Guy Vexille mit einem ganzen Trupp Soldaten reiste. Der Traum war vorbei, und es war Zeit zu gehen.
    «Ich habe gehört, in England ist es kalt», sagte Geneviève.
    «Die Sonne scheint jeden Tag», erwiderte Thomas mit ernster Miene, «die Ernte ist üppig, und die Fische springen aus den Flüssen direkt in den Topf.»
    Geneviève lächelte. «Dann musst du mir Englisch beibringen.»
    «Ein bisschen kannst du doch schon.»
    «Ich kenne ‹verflucht›, ‹verdammt›, ‹gottverdammt› und ‹Himmelherrgott noch mal›.»
    Thomas lachte. «Du hast das Englisch der Bogenschützen gelernt, aber den Rest bringe ich dir auch noch bei.»
    Er beschloss, dass sie am nächsten Tag aufbrechen würden. Er schnürte seine Pfeile zusammen und säuberte Genevièves Kettenhemd. Dann band er die Pferde im Olivenhain an einen Baum, damit sie grasen konnten, und da es noch früher Nachmittag war, machte er sich zu Fuß auf den Weg zu der Burgruine. Er wollte sich noch ein letztes Mal die Festung ansehen, in der seine Vorfahren einst geherrscht hatten.
    Als er das Kloster verließ, begegnete er Philin. Der coredor hatte seinen Sohn aus dem Krankentrakt abgeholt, ihn auf sein Pferd gesetzt und führte ihn nun Richtung Süden. Das Bein des Jungen war mit einigen der Kastanienstöcke geschient, die die Mönche sonst als Stütze für die Weinreben verwendeten. «Ich will nicht zu lange hierbleiben», sagte Philin zu Thomas. «Ich werde immer noch wegen Mordes gesucht.»
    «Planchard würde dir doch sicher Schutz bieten», wandte Thomas ein.
    «Ja, aber das würde die Familie meiner Frau nicht davon abhalten, Männer loszuschicken, um mich zu töten. In den Hügeln sind wir sicherer. Galdrics Bein wird dort genauso gut heilen wie anderswo. Und falls du einen Unterschlupf suchst –»
    «Ich?» Thomas war überrascht über das Angebot.
    «Einen guten Bogenschützen können wir immer gebrauchen.»
    «Ich glaube, ich kehre nach Hause zurück. Nach England.»
    «Dann möge Gott dich beschützen, mein Freund», sagte Philin und bog nach Westen ab, während Thomas weiter nach Süden und durch das Dorf ging. Einige der Leute dort bekreuzigten sich, als sie ihn erblickten, was bewies, dass sie ihn erkannten, doch niemand versuchte sich für das zu rächen, was er und seine Männer ihnen angetan hatten. Vielleicht hätten sie es gern getan, doch er war groß und kräftig und trug ein langes Schwert am

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