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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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wenn sie zur Kirche wollten. Die Glocke des Klosters begann zu läuten, um die Mönche zu warnen, dass bewaffnete Fremde in ihr Dorf gekommen waren.
    Und Thomas wusste, warum. Wenn die Soldaten sie fanden, würden er und Geneviève auf dem Scheiterhaufen enden. Hastig erklomm er die Treppe zum Gebetsraum der Aussätzigen, warf seinen Bogen, die Pfeile und das übrige Gepäck durch das Fenster, das auf den Altar hinausging, und kletterte hinterher. Die Öffnung war schmal, doch er zwängte sich hindurch und ließ sich auf den Steinboden der Kirche fallen. «Komm!», drängte er Geneviève. Am anderen Ende des Mittelschiffs ging die Tür auf, und Leute drängten herein. Geneviève stöhnte vor Schmerz, als sie sich durch das kleine Fenster schob. Sie blickte angstvoll nach unten, doch Thomas streckte die Arme aus und fing sie auf. «Hier entlang.» Er schnappte sich die Sachen und eilte mit ihr am Chor vorbei zum Seitenaltar, wo die Statue des heiligen Benedikt traurig auf die verängstigen Dorfbewohner herabblickte.
    Die Tür in der Nische dahinter war verschlossen, was Thomas nicht überraschte. Er schob Geneviève beiseite und trat mit dem Absatz gegen das Schloss. Der Knall hallte wie ein Paukenschlag durch die Kirche, und die Tür bebte heftig, doch sie gab nicht nach. Er trat ein zweites Mal dagegen, kräftiger, und beim dritten Mal krachte es, Holz splitterte, und der Riegel des Schlosses sprengte den alten Türrahmen. «Pass auf, die Treppe ist rutschig», sagte er und führte sie die Stufen hinunter in die Finsternis des Beinhauses. Vorsichtig tastete er sich zu dem Rundbogen vor, der nur halb gefüllt war, warf seine Sachen hinter den Knochenstapel und hob Geneviève hoch. «Klettere nach hinten durch», sagte er, «und räum die Knochen beiseite.»
    Da er wusste, dass er ihr nicht folgen konnte, ohne Dutzende von Rippen und Arm- und Beinknochen hinunterzuwerfen, ging er von Rundbogen zu Rundbogen und riss überall Knochen heraus. Schädel kullerten über den Boden, Ellen und Schienbeine klapperten, und erst als das ganze Kellergewölbe mit Gebeinen übersät war, folgte er Geneviève und half ihr, zwischen den ältesten Knochen hinten an der Wand Raum zu schaffen. Sie zerrten die Rippen und Beckenknochen und Schulterblätter beiseite, bis sie sich schließlich ein tiefes, dunkles Versteck inmitten der Toten geschaffen hatten.
    Und dort, in der Finsternis, umgeben von Gebeinen, warteten sie.
    Sie hörten, wie die Tür in den Angeln quietschte. Sahen das kleine, flackernde Licht einer Laterne, das groteske Schatten an die gewölbte Decke warf.
    Und hörten die klirrenden Schritte der Männer, die gekommen waren, sie zu töten.

H enri Courtois wurde beauftragt, mit dreiunddreißig Armbrustschützen und zweiundvierzig Soldaten nach Castillon d’Arbizon zu reiten und die Burg zu belagern. Courtois nahm den Befehl nur widerstrebend entgegen. «Ich kann die Burg belagern», sagte er, «aber erobern kann ich sie nicht. Jedenfalls nicht mit einer so kleinen Truppe.»
    «Den Engländern ist es gelungen», bemerkte Joscelyn schneidend.
    «Die Garnison Eures Onkels hat geschlafen, aber Guillaume d’Evecque wird nicht so zuvorkommend sein. Er gilt als ausgefuchster Krieger.» Courtois wusste, wer in Castillon d’Arbizon den Befehl führte und über wie viele Männer er verfügte, weil Robbie es ihm verraten hatte.
    Joscelyn bohrte dem älteren Mann seinen Zeigefinger in die Brust. «Ich dulde es nicht, dass auch nur ein Bogenschütze weiterhin mein Land plündert. Sorgt dafür, dass das aufhört. Und gebt den Bastarden das hier.» Er reichte Courtois ein versiegeltes Pergament. «Darin steht, dass sie zwei Tage Zeit haben, die Burg zu verlassen», erklärte Joscelyn, «und wenn sie den Bedingungen zustimmen, könnt Ihr sie gehen lassen.»
    Courtois nahm das Pergament, zögerte jedoch, bevor er es einsteckte. «Und das Lösegeld?», fragte er.
    Joscelyn starrte ihn finster an, aber die Ehre gebot, dass Guillaume d’Evecque ein Drittel des Lösegelds erhielt, das für die Freilassung des neuen Grafen vereinbart worden war, und somit war die Frage berechtigt. «Das Lösegeld ist dadrin», erwiderte Joscelyn knapp und deutete mit dem Kopf auf das Pergament. «Bis auf den letzten Florin.»
    «Dadrin?», fragte Courtois verdutzt, denn es war offensichtlich, dass die Nachricht keine Münzen enthielt.
    «Geht endlich!», fuhr Joscelyn ihn an.
    Am gleichen Tag, an dem Courtois sich auf den Weg machte, brach auch Guy Vexille

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