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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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lächelte. «Das geschah alles lange vor meiner Geburt. Woher sollte ich etwas darüber wissen?»
    «Sieben Männer kamen, um ihn zu holen.»
    «Die sieben Herren der Finsternis», sagte Planchard. «Ja, die Geschichte kenne ich.»
    «Zwei von ihnen waren Vexilles und vier Ritter, die für die Katharer gekämpft hatten.»
    «Sieben Männer auf der Flucht vor den französischen Truppen und den Kreuzrittern der Kirche, verhasst in der gesamten Christenheit. Ich bezweifle, dass sie überlebten.»
    «Und der siebte», sagte Vexille, ohne die Bemerkung des Abtes zu beachten, «war der Graf von Monthoumet.»
    «Ein von jeher unbedeutendes Lehen», sagte Planchard achselzuckend, «kaum groß genug, um mit seinen Bergweiden zwei Ritter zu unterhalten.»
    «Der Graf von Monthoumet war ein Ketzer», fuhr Vexille fort, brach jedoch ab, da plötzlich ein Geräusch aus den Tiefen des Gewölbes zu hören war. Es klang wie ein ersticktes Niesen, gefolgt von Knochengeklapper. Er hob die Laterne auf und trat zu den entweihten Nischen.
    «Hier gibt es Ratten», sagte Planchard. «An der Rückseite des Gewölbes verlaufen die Abwasserrinnen des Klosters, und wir vermuten, dass irgendwo ein Teil der Mauer eingestürzt ist. Man hört hier unten oft seltsame Geräusche. Die abergläubischeren unter den Mönchen glauben, dass sie von Geistern stammen.»
    Vexille stand mit erhobener Laterne inmitten der verstreuten Gebeine und lauschte. Da er nichts weiter vernahm, wandte er sich wieder dem Abbé zu. «Der Graf von Monthoumet war einer der sieben. Und sein Name war Planchard.» Mit spöttischer Miene deutete er eine Verbeugung an. «Mein Herr.»
    Planchard lächelte. «Er war mein Großvater. Er ist nicht mit den anderen geritten, sondern hat sich in Toulouse der Gnade der Kirche ausgeliefert. Da er willens war, wieder zum wahren Glauben zurückzukehren, entging er dem Scheiterhaufen, verlor jedoch sein Lehen, seinen Titel und sein bescheidenes Vermögen. Er starb in einem Kloster. Die Geschichte wurde in unserer Familie natürlich weitererzählt, aber niemand von uns hat je den Gral zu Gesicht bekommen, und ich kann Euch versichern, dass ich nichts darüber weiß.»
    «Und doch seid Ihr hier», sagte Vexille scharf.
    «In der Tat», gab Planchard zu. «Und das ist kein Zufall. Ich bin als junger Mann in dieses Kloster eingetreten, weil die Geschichten von den Herren der Finsternis mich faszinierten. Einer von ihnen soll den Gral mitgenommen haben, und die anderen hatten einen Eid geschworen, ihn zu beschützen, aber mein Großvater hat immer wieder versichert, er hätte den Gral nie gesehen. Er war sogar überzeugt, dass er gar nicht existierte, sondern erfunden worden war, um die Kirche zu peinigen. Die Kreuzritter hatten die Katharer ausgelöscht, und die Herren der Finsternis rächten sich, indem sie das Gerücht verbreiteten, die Schwerter der Kirche hätten nicht nur die Ketzer, sondern auch den Heiligen Gral vernichtet. Das war ihr wirkliches Teufelswerk.»
    «Ihr seid also hierhergekommen», sagte Vexille sarkastisch, «weil Ihr nicht an die Existenz des Grals glaubtet?»
    «Nein, weil ich wusste, wenn die Nachkommen der Herren der Finsternis sich auf die Suche nach dem Gral machten, würden sie hier damit beginnen, und ich wollte sehen, was passiert. Doch diese Neugier ist schon lange versiegt. Gott schenkte mir viele Jahre, es gefiel Ihm, mich zum Abt zu machen, und Er hat mich in Seine Gnade eingeschlossen. Ich gestehe, in der ersten Zeit suchte ich nach Spuren des Grals, was mir strenge Ermahnungen von meinem Abt eintrug, doch Gott hat mich zur Vernunft gebracht. Mittlerweile denke ich, mein Großvater hatte recht, und all das ist nur eine erfundene Geschichte, um sich an der Kirche zu rächen und die Menschen in den Wahnsinn zu treiben.»
    «Der Gral existiert», beharrte Vexille.
    «Dann bete ich zu Gott, dass ich ihn finde. Und wenn ich ihn finde, werde ich ihn im tiefsten Ozean versenken, auf dass niemand mehr um seinetwillen sterben muss. Was würdet Ihr denn mit dem Gral tun, Sieur Vexille?»
    «Ihn benutzen.»
    «Wozu?»
    «Um die Welt von der Sünde zu reinigen.»
    «Das wäre ein großes Werk», sagte Planchard, «aber selbst Jesus ist daran gescheitert.»
    «Hört Ihr auf, zwischen den Weinstöcken Unkraut zu jäten, nur weil es immer wieder nachwächst?», fragte Vexille.
    «Nein, natürlich nicht.»
    «Dann muss auch Jesu Werk fortgeführt werden.»
    Der Abt musterte den Ritter eine Weile. «Seid Ihr ein Instrument

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