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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Christi? Oder das Werkzeug von Kardinal Bessières?»
    Vexille verzog das Gesicht. «Der Kardinal ist wie die Kirche, Abbé. Grausam, korrupt und böse.»
    Planchard widersprach ihm nicht. «Und was ist Euer Schluss daraus?»
    «Wir brauchen eine neue Kirche. Eine saubere, sündenfreie Kirche, vertreten durch ehrliche Männer, die gottesfürchtig leben. Und dafür wird der Gral sorgen.»
    Planchard schmunzelte. «Das würde dem Kardinal sicher nicht gefallen.»
    «Der Kardinal hat mir seinen Bruder mitgeschickt, zweifellos um mich zu töten, sobald ich meinen Zweck erfüllt habe.»
    «Und worin besteht Euer Zweck?»
    «Den Gral zu finden. Und dazu muss ich zunächst meinen Vetter aufspüren.»
    «Glaubt Ihr, er weiß, wo der Gral ist?»
    «Ich glaube, sein Vater hatte ihn», sagte Vexille, «und ich glaube, Thomas weiß, wo er ist.»
    «Er denkt dasselbe von Euch. Ihr beide seid wie zwei Blinde, von denen jeder glaubt, der andere könne sehen.»
    Vexille lachte. «Thomas ist ein Narr. Er ist mit seinen Männern in die Gascogne gekommen, um den Gral zu finden oder vielleicht auch mich, und jetzt ist er auf der Flucht. Eine ganze Anzahl seiner Männer ist zum Grafen von Berat übergelaufen, und der Rest hat sich in Castillon d’Arbizon verschanzt, aber wie lange werden sie durchhalten? Zwei Monate? Er hat versagt, Planchard. Er ist blind, aber ich bin sehend, und ich werde ihn finden und aus ihm herausholen, was er weiß. Doch was ist mit Euch? Was wisst Ihr?»
    «Ich habe es Euch bereits gesagt. Nichts.»
    Drohend trat Vexille auf den Abt zu und starrte ihn an. «Ich könnte Euch foltern, alter Mann.»
    «Das könntet Ihr», sagte Planchard milde, «und ich würde gewiss aus Leibeskräften schreien, aber Ihr würdet in den Schreien nicht mehr Wahrheit finden als in dem, was ich Euch jetzt aus freien Stücken sage.» Er schob die Gebetskette in die Tasche und stand auf. «Und ich möchte Euch im Namen Christi bitten, diese Gemeinschaft zu verschonen. Sie weiß nichts von dem Gral, sie kann Euch nichts erzählen und nichts geben.»
    «Im Dienste des Herrn werde ich nichts und niemanden verschonen.» Vexille zog sein Schwert und richtete es auf den Abt. Planchard zuckte mit keiner Wimper. «Schwört auf diese Klinge», befahl Vexille, «dass Ihr nichts von dem Gral wisst.»
    «Ich habe Euch alles gesagt», erwiderte Planchard, und anstatt das Schwert zu berühren, ergriff er das hölzerne Kruzifix, das um seinen Hals hing, und küsste es. «Eurem Schwert bin ich nicht verbunden, aber ich schwöre beim Kreuz meines geliebten Herrn, dass ich nichts von dem Gral weiß.»
    «Warum sollte ich Euch glauben? Eure Familie hat uns betrogen», sagte Vexille.
    «Wir? Euch betrogen?»
    «Euer Großvater war einer von den sieben. Er hat widerrufen.»
    «Und damit hat er Euch betrogen? Indem er zum wahren Glauben zurückkehrte?» Planchard runzelte die Stirn. «Wollt Ihr damit sagen, Ihr haftet noch immer der Ketzerei der Katharer an?»
    «Wir sind gekommen, Licht in die Welt zu bringen», sagte Vexille, «und sie von der Verderbtheit der Kirche zu befreien. Ich habe meinen Glauben bewahrt, Planchard.»
    «Dann seid Ihr der Einzige, und es ist ein Ketzerglaube.»
    «Jesus Christus wurde wegen Ketzerei gekreuzigt, wer also als Ketzer beschimpft wird, ist eins mit Ihm.» Mit diesen Worten rammte Vexille dem Abt die Klinge in die Kehle. Erstaunlicherweise setzte der alte Mann ihm keinerlei Widerstand entgegen, sondern hielt nur das Kruzifix umklammert, während das Blut aus seinem Hals sprudelte und die weiße Kutte dunkelrot färbte. Er brauchte lange, um zu sterben, doch schließlich sank er vornüber. Vexille zog die Klinge heraus und wischte sie am Saum der Kutte ab. Dann schob er das Schwert zurück in die Scheide und griff nach der Laterne.
    Er blickte sich noch einmal prüfend im Beinhaus um, sah jedoch nichts Ungewöhnliches und stieg die Treppe hinauf. Die Tür fiel ins Schloss, und tiefste Finsternis breitete sich aus. Thomas und Geneviève kauerten in ihrem Versteck und warteten.

    Sie warteten die ganze Nacht. Thomas hatte das Gefühl, er hätte kein Auge zugetan, doch er musste eingenickt sein, denn irgendwann schreckte er hoch, als Geneviève nieste. Ihre Wunde schmerzte, doch sie sagte nichts, sondern döste nur still vor sich hin.
    Sie wussten nicht, wann es Morgen wurde, da kein Lichtschein in das Beinhaus drang. Sie hatten nichts gehört, keine Schritte, keine Schreie, keine Gebete, nur Grabesstille. Irgendwann hielt

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