Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
beachten. «Bringt ihn her.»
    «Ich habe bereits nach dem Abt geschickt», sagte Vexille, «und Ihr werdet nichts aus ihm herausprügeln.»
    «Ich unterstehe nicht Eurem Befehl.» Bessières funkelte ihn wütend an.
    «Aber ich habe ein Schwert», entgegnete Vexille ruhig, «und wenn Ihr Euch mit mir anlegt, werde ich Euch den Bauch aufschlitzen und Eure stinkenden Eingeweide den Würmern zum Fraß überlassen. Ihr seid hier nichts weiter als der Wachhund Eures Bruders, und wenn Ihr Euch nützlich machen wollt, dann geht zum Aussätzigenspital und sucht nach dem Engländer. Aber tötet ihn nicht! Bringt ihn zu mir. Und legt das Silber dorthin zurück, wo Ihr es gefunden habt.» Er wies mit dem Kopf auf den Kerzenleuchter, der aus dem Lederbeutel an Bessières Gürtel herausschaute.
    Vexille war allein gegen sieben Mann, aber er strahlte solche Selbstsicherheit aus, dass niemand auf den Gedanken kam, sich ihm entgegenzustellen. Selbst Charles Bessières, der nur wenige Männer fürchtete, fügte sich zähneknirschend und legte den Beutel auf den Boden. «Aber ich verlasse dieses Tal nicht mit leeren Händen», knurrte er trotzig.
    «Ich gehe davon aus, dass wir dieses Tal mit dem größten Schatz der Christenheit verlassen werden, Bessières. Und jetzt geht.»
    Mit kalter Miene wartete er, bis die Männer das Kellergewölbe verlassen hatten. Dann stellte er die Laterne auf dem Boden ab und begann, die Knochen wieder in die Nischen zu räumen, hielt jedoch inne, als er Schritte auf der Treppe vernahm. Planchard kam in das Beinhaus.
    «Ich bitte um Verzeihung für das hier.» Vexille deutete auf die Knochen. «Sie hatten den Befehl, die Abtei unversehrt zu lassen.»
    Planchard sagte nichts zu der Entweihung, sondern bekreuzigte sich nur und hob den Lederbeutel mit dem Silber auf. «Das hier ist unser ganzer Schatz», bemerkte er. «Wir sind nie ein reiches Haus gewesen. Aber Ihr könnt diese armseligen Reichtümer gerne stehlen.»
    «Ich bin nicht gekommen, um zu stehlen.»
    «Warum seid Ihr dann hier?»
    Vexille ging nicht auf die Frage ein. «Mein Name», sagte er stattdessen, «ist Guy Vexille, Graf von Astarac.»
    «Das haben mir Eure Männer mitgeteilt, als sie mir befahlen, zu Euch zu kommen.» Planchards Tonfall war gelassen, als wollte er damit ausdrücken, dass er ihm diese demütigende Behandlung nicht verübelte. «Aber ich glaube, ich hätte Euch auch so erkannt.»
    «Erkannt? Wieso?» Vexille war überrascht.
    «Euer Vetter war hier. Ein junger Engländer.» Der Abt legte das Silberzeug wieder in die Truhe. Dann hob er das Stück Leinen vom Boden auf und küsste es ehrfürchtig. «Ihr beide seht Euch erstaunlich ähnlich.»
    «Abgesehen davon, dass er ein Bastard ist», sagte Vexille abschätzig. «Und ein Ketzer.»
    «Und Ihr seid keins von beidem?», fragte Planchard ruhig.
    «Ich diene Kardinalerzbischof Bessières, und Seine Eminenz hat mich hierhergeschickt, um meinen Vetter zu finden. Wisst Ihr, wo er ist?»
    «Nein.» Der Abbé setzte sich auf die Bank und nahm eine kleine Gebetskette aus einer Tasche seiner Kutte.
    «Aber er war hier?»
    «Gestern Abend war er hier», bestätigte Planchard, «aber wo er jetzt ist, weiß ich nicht. Ich habe ihm geraten zu gehen. Ich wusste, dass Männer kommen und nach ihm suchen würden, und sei es nur um des Vergnügens willen, ihn brennen zu sehen, deshalb habe ich ihm gesagt, er soll sich verstecken. Ich vermute, er hat sich in den Wald zurückgezogen, und dort wird es Euch schwerfallen, ihn zu finden.»
    «Es wäre Eure Pflicht gewesen, ihn der Kirche zu übergeben», sagte Vexille aufgebracht.
    «Ich habe mich stets bemüht, der Kirche gegenüber meine Pflicht zu tun», erwiderte Planchard. «Bisweilen habe ich dabei versagt, aber Gott wird mich gewiss für dieses Versagen strafen.»
    «Weshalb war er hier?»
    «Ich denke, das wisst Ihr, Herr.» In dem letzten Wort des Abbés lag ein leiser Hauch von Spott.
    «Der Gral.»
    Planchard ließ die Gebetsperlen zwischen Daumen und Zeigefinger hindurchgleiten und sah den hochgewachsenen jungen Mann in seiner schwarzen Rüstung nur schweigend an.
    «Der Gral war hier», sagte Vexille.
    «So?»
    «Er wurde hierhergebracht.»
    «Davon weiß ich nichts», sagte Planchard.
    «O doch, ich glaube, Ihr wisst einiges», gab Vexille zurück. «Der Gral wurde vor dem Fall von Montségur hier versteckt. Doch dann kamen die französischen Kreuzritter nach Astarac, und der Gral wurde an einen anderen Ort gebracht.»
    Planchard

Weitere Kostenlose Bücher