Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Lehmbrocken flog. Das Stadttor erbebte, das Echo der gewaltigen Explosion hallte von der Burgmauer wider und übertönte das Ächzen, mit dem Höllenfeuers Gerüst auf den gefetteten Rollhölzern nach hinten gestoßen wurde. In den Häusern begannen Hunde zu heulen, und Schwärme von Vögeln flatterten aufgeschreckt in den Himmel. «Allmächtiger Gott!», sagte Joscelyn staunend. «Süßer Jesus!» Der grauweiße Rauch stieg allmählich höher, und er brachte einen so grauenvollen, fauligen Gestank mit sich, dass Joscelyn beinahe würgen musste. Dann sah er durch die dünner werdenden stinkenden Schleier, dass ein Flügel des Burgtores schief in den Angeln hing. «Noch einmal», befahl er. Seine Ohren dröhnten so sehr, dass er seine eigene Stimme kaum hören konnte.
    «Morgen, Herr», sagte Gioberti. «Es braucht Zeit, bis der Lehm getrocknet ist. Wir laden sie heute Abend und schießen morgen bei Tagesanbruch.»
    Bis zum Mittag des nächsten Tages feuerte Höllenfeuer drei weitere Bolzen aus rostigem Eisen ab, die das Tor der Burgmauer endgültig aus den Angeln rissen. Es begann zu regnen, und die Tropfen verdampften zischend, als sie auf das Metall der Kanone trafen. Die Stadtbewohner verschanzten sich in ihren Häusern und zuckten jedes Mal zusammen, wenn der gewaltige Knall die Fensterläden erbeben und die Kochtöpfe aneinanderscheppern ließ. Die Verteidiger waren von der Brustwehr verschwunden, und das stärkte den Mut der Armbrustschützen, die sich noch weiter vorwagten.
    Obwohl das Tor hinweggefegt war, konnte Joscelyn nicht in den Innenhof sehen, weil der ein gutes Stück höher lag, aber den Engländern musste klar sein, dass ein Angriff bevorstand, also waren sie mit Sicherheit dabei, ihre Verteidigung aufzubauen. «Der Trick besteht darin», sagte er, «ihnen keine Zeit zu lassen.»
    «Sie hatten genug Zeit», entgegnete Henri Courtois. «Den ganzen Morgen lang.»
    Joscelyn beachtete seinen Einwand nicht. Für ihn war Courtois nur ein ängstlicher alter Mann, der die Lust am Kampf verloren hatte. «Wir greifen heute Abend an», verkündete er. «Signor Gioberti wird einen Bolzen in den Burghof schießen, und wir stürmen hinterher, solange sie noch von dem Knall betäubt sind.»
    Er wählte vierzig Soldaten aus, die besten, die er hatte, und befahl ihnen, sich bei Sonnenuntergang bereitzuhalten. Um sicherzugehen, dass die Engländer nichts von seinem geplanten Angriff mitbekamen, ließ er Löcher in die Wände der Häuser reißen, damit seine Männer sich von Haus zu Haus schleichen konnten. Auf diese Weise kamen sie unbemerkt bis auf dreißig Schritt an das Burgtor heran, und sobald die Kanone abgefeuert worden war, sollten sie ihr Versteck verlassen und den Hof der Burg stürmen. Courtois erbot sich, den Angriff zu führen, doch Joscelyn lehnte ab. «Dafür brauchen wir junge Männer», sagte er. «Männer, die keine Furcht kennen.» Er sah Robbie an. «Bist du dabei?»
    «Natürlich, Herr.»
    «Zuerst schicken wir ein Dutzend Armbrustschützen vor», bestimmte Joscelyn. «Sie können eine Salve in den Hof schießen und dann uns das Feld überlassen.» Und, wie er im Stillen dachte, die Pfeile der Bogenschützen kassieren, falls welche bereitstanden.
    Courtois zeichnete mit einem Stück Kohle einen Grundriss des Burghofs auf den Küchentisch, damit Joscelyn sich orientieren konnte. Zur Rechten lagen die Ställe, erklärte er, in die man sich jedoch besser nicht hineinwagte, da sie keine Fluchtmöglichkeit boten. «Euch gegenüber befinden sich zwei Türen», sagte er. «Die linke führt hinunter in den Kerker, und von dort gibt es keinen zweiten Ausgang. Die rechte liegt ein paar Stufen erhöht, und von dort kommt man in die Säle und hinauf zur Brustwehr.»
    «Das ist also die, an die wir uns halten sollten?»
    «Ganz recht, Herr.» Courtois zögerte. Er wollte Joscelyn warnen, dass Guillaume d’Evecque ein erfahrener Soldat war und sich nicht so leicht überraschen ließ. Die eigentliche Belagerung hatte gerade erst begonnen, die Kanone war noch nicht einmal einen vollen Tag im Einsatz, und zu einem solchen Zeitpunkt war eine Garnison hellwach und auf alles gefasst. Doch Courtois wusste, dass Joscelyn jede Mahnung zur Vorsicht nur mit Verachtung strafen würde, und so hielt er den Mund.
    Joscelyn befahl seinem Knappen, die Rüstung vorzubereiten, und warf Courtois einen abfälligen Blick zu. «Wenn die Burg eingenommen ist, werdet Ihr wieder Kastellan sein.»
    «Wie Ihr wünscht, Herr», sagte

Weitere Kostenlose Bücher