Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind
Courtois gelassen.
Die Angreifer versammelten sich, fertig gerüstet, in St. Callic, wo eine Messe gesprochen und ihnen der Segen erteilt wurde. Dann schlichen sie durch die Öffnungen in den Hauswänden den Hügel hinauf, bis zum Laden eines Wagenmachers, der auf den Platz vor dem Burgtor hinausging. Dort angekommen, setzten sie die Helme auf, griffen nach ihren Waffen und hielten sich bereit. Die meisten von ihnen hatten einen Schild, doch manche verzichteten darauf, da er sie beim Laufen behinderte. Zwei trugen riesige Äxte, mit denen sie auf engem Raum Angst und Schrecken verbreiten konnten. Die Männer berührten ihre Talismane, sprachen ein stilles Gebet und warteten ungeduldig auf den donnernden Knall der Kanone. Niemand wagte es, zur Tür hinauszuspähen, da Joscelyn sie beobachtete, und er hatte ihnen strikt verboten, sich zu zeigen, bevor die Kanone abgefeuert war. «Es ist eine Belohnung für jeden Bogenschützen ausgesetzt», stachelte er seine Männer an.
«Haltet eure Schilde hoch», mahnte Robbie, der hinreichend Erfahrung mit englischen Pfeilen hatte.
«Die werden von dem Knall völlig benommen sein», sagte Joscelyn. «Wir gehen einfach rein und töten sie.»
Gebe Gott, dass dem so ist, dachte Robbie. Ihm war nicht ganz wohl dabei, gegen Guillaume d’Evecque zu kämpfen, denn er mochte ihn, aber er hatte einen neuen Eid geschworen, und er war überzeugt, dass er für Gott, für Schottland und für den wahren Glauben kämpfte.
«Fünf Goldmünzen pro Kopf», sagte Joscelyn, «für die ersten fünf Mann, die die Stufen zum Burgturm erklimmen.» Warum zum Teufel feuerte die Kanone nicht? Er schwitzte trotz der herbstlichen Kälte, denn das gefettete Lederwams unter seiner Plattenrüstung war dick. Seine Rüstung war zwar die beste von allen Angreifern, aber auch die schwerste, und Joscelyn wusste, dass er sich anstrengen musste, um mit den Männern in den leichteren Kettenpanzern mitzuhalten. Sei’s drum. Er würde sich ins Kampfgetümmel stürzen, wo es am dichtesten war, und genüsslich die schreienden, hilflosen Bogenschützen niedermähen. «Und keine Gefangenen», fügte er hinzu. Dieser Tag sollte vom Tod gekrönt werden.
«Was ist mit Guillaume d’Evecque?», fragte Robbie. «Können wir ihn gefangen nehmen?»
«Besitzt er Ländereien?»
«Nein», musste Robbie zugeben.
«Was kann er uns dann als Lösegeld anbieten?»
«Nichts.»
«Dann also keine Gefangenen!», wiederholte Joscelyn. «Tötet sie alle!»
«Aber nicht ihre Frauen», wandte einer der Männer ein.
«Nicht ihre Frauen», bestätigte Joscelyn und bedauerte, dass die blonde Begine nicht in der Burg war. Nun, es gab sicher andere Frauen. Es gab immer andere Frauen.
Die Schatten wurden länger. Es hatte den ganzen Vormittag geregnet, doch dann war der Himmel aufgeklart, und nun stand die Sonne tief über dem Horizont. Joscelyn wusste, dass Signor Gioberti warten würde, bis die letzten Strahlen genau in das Burgtor schienen und die Verteidiger blendeten.
Dies war kein Turnier, bei dem der Verlierer nach Hause gehen konnte, wie zerschunden er auch sein mochte. Dies war das Spielfeld des Todes, und obgleich er aus voller Überzeugung an den Sieg glaubte, verspürte Joscelyn doch eine leise Unruhe. Hoffentlich schlafen die Engländer oder essen oder was auch immer, dachte er. Hoffentlich sind sie nicht bereit.
Da ließ ein Knall die Welt erbeben, ein flammender Bolzen zischte durch das Tor, Rauch erfüllte die Straße, und endlich war das Warten vorbei.
Sie griffen an.
V on dem Moment an, als die Kanone in Castillon d’Arbizon angekommen war, hatte Guillaume d’Evecque die Garnison auf einen Angriff vorbereitet. Nachdem das Tor zerschmettert war, ordnete er an, dass immer zehn Bogenschützen im Hof bereitstehen sollten, fünf auf jeder Seite, sodass ihre Pfeile in schrägem Winkel auf den offenen Torbogen gerichtet waren, die Burgmauer ihnen jedoch Deckung vor den Armbrustschützen bot. Außerdem ließ d’Evecque den größten Teil der Stallwände einreißen, die Pfeiler, die das Dach trugen, blieben jedoch stehen, damit die Bogenschützen sich bei Regen darunter zurückziehen konnten, denn ihre Sehnen durften nicht nass werden. Die Pferde wurden die Stufen hinauf und in den unteren Saal gebracht, der ersatzweise zum Stall umfunktioniert wurde.
Aus dem Holz von den Stallwänden und dem zerstörten Tor wurde in der Mitte des Innenhofes eine Barrikade errichtet. Sie war nicht so hoch, wie d’Evecque es sich
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