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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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waren, wie die Ketzerin in das Reich Satans einging.
    Der Schatten der Burg erstreckte sich fast bis hinunter zum Westtor, wo die Stadtbüttel, bereits schockiert über den Leichnam des Wachmanns im Innern des Tors, entgeistert zum dunklen Umriss des Turms hinaufstarrten. Oben an der Spitze wehte eine neue Fahne. Anstelle des orangeroten Leoparden auf weißem Grund zeigte sie ein blaues Feld, durchteilt von einem diagonalen weißen Band, auf dem drei rote Sterne prangten. Drei gelbe Löwen zierten die beiden blauen Felder, und diese wilden Tiere schienen sich zu bewegen, als ein leichter Wind die große Flagge anhob. Dann gab es die nächste Überraschung, denn in dem Moment, als die vier Ratsherren der Stadt herbeigeeilt kamen, erschienen einige Männer auf der Mauer oberhalb des Burgtores und ließen zwei schwere, an Seilen befestigte Objekte über die Brustwehr fallen. Zunächst dachten die Zuschauer unten, die Garnison lüfte ihre Matratzen, doch dann sahen sie, dass es die Leichen zweier Männer waren. Es handelte sich um den Kastellan und einen weiteren Wachmann, und sie hingen dort, um die Botschaft der Flagge zu verstärken. Castillon d’Arbizon stand unter neuer Herrschaft.
    Galat Lorret, der älteste und reichste der Ratsherren, derselbe Mann, der am Abend zuvor den fremden Mönch in der Kirche befragt hatte, fasste sich als Erster. «Wir müssen Berat benachrichtigen», sagte er und wies den Schreiber an, einen Brief an den rechtmäßigen Herrn von Castillon d’Arbizon aufzusetzen. «Sag dem Herrn, englische Truppen hätten die Flagge des Earl of Northampton gehisst.»
    «Ihr kennt sie?», fragte einer der anderen Ratsherren.
    «Sie hat lange genug hier geweht», erwiderte Lorret bitter. Castillon d’Arbizon hatte einst den Engländern gehört und seine Steuern ins ferne Bordeaux entrichtet, doch Lorret hatte nicht damit gerechnet, die Flagge des Earls jemals wiederzusehen. Er befahl den verbliebenen Wachmännern der Garnison, die betrunken in der Schankstube gesessen hatten und so den Engländern entgangen waren, die Nachricht des Schreibers ins ferne Berat zu bringen, sobald sie fertig war, und gab ihnen ein paar Goldmünzen, um ihren Ritt zu beschleunigen. Dann marschierte er mit grimmiger Miene die Straße hinauf, begleitet von den drei anderen Ratsherren. Vater Medous und der Pfarrer von St. Callic schlossen sich ihnen an, und nach und nach folgte auch das verängstigte Stadtvolk.
    Lorret pochte an das Burgtor. Er war fest entschlossen, die dreisten Eindringlinge mit seiner Autorität zu bezwingen. Er würde ihnen Angst einjagen. Er würde verlangen, dass sie Castillon d’Arbizon augenblicklich verließen. Er würde ihnen mit Belagerung und Aushungerung drohen. Noch während er sich seine empörte Rede zurechtlegte, öffneten sich knarzend die Flügel des großen Tores, und vor ihm stand ein Dutzend englischer Bogenschützen in voller Rüstung. Beim Anblick der halb gespannten Bogen mit den langen Pfeilen wich Lorret unwillkürlich zurück.
    Dann trat der junge Mönch vor, nur war er jetzt kein Mönch mehr, sondern ein Soldat in einem Kettenpanzer. Sein Kopf war unbedeckt, und das kurze schwarze Haar sah aus, als wäre es mit einem Messer geschoren worden. Er trug schwarze Beinlinge, hohe schwarze Stiefel und einen schwarzen Ledergürtel, an dem ein kurzes Messer und ein langes, einfaches Schwert befestigt waren. Um seinen Hals hing eine silberne Kette, das Zeichen, dass er der Anführer war. Er musterte die Ratsherren und Büttel, die sich vor ihm aufgereiht hatten, und nickte Lorret zu. «Wir wurden gestern Abend nicht richtig vorgestellt», sagte er, «aber zweifellos erinnert Ihr Euch an meinen Namen. Nun seid Ihr an der Reihe, mir Euren zu nennen.»
    «Ihr habt hier nichts verloren!», polterte Lorret.
    Thomas sah zum Himmel hinauf, dessen blasse, fast ausgewaschene Tönung erahnen ließ, dass das ungewöhnlich kalte Wetter anhalten würde. «Vater», sagte er, zu Medous gewandt, «seid so gut und übersetzt meine Worte, damit alle verstehen, was gesprochen wird.» Dann blickte er wieder zu Lorret. «Wenn Ihr nicht zur Vernunft kommt, werde ich meinen Männern befehlen, Euch zu töten, und dann werde ich mich an Eure Begleiter wenden. Wie ist Euer Name?»
    «Ihr seid doch der Mönch», sagte Lorret empört.
    «Nein, das bin ich nicht, aber Ihr habt es geglaubt, weil ich lesen kann. Ich bin der Sohn eines Pfarrers, und er hat mir das Lesen beigebracht. Würdet Ihr mir jetzt Euren Namen

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