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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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verraten?»
    «Ich bin Galat Lorret.»
    «Und nach Eurer Robe zu schließen» – Thomas deutete auf den pelzbesetzten Umhang –, «nehme ich an, Ihr habt hier etwas zu sagen?»
    «Wir sind die Ratsherren», sagte Lorret mit aller Würde, die er aufbieten konnte. Seine drei Amtskollegen bemühten sich, unbekümmert dreinzuschauen, aber das war nicht einfach mit einer Reihe funkelnder Pfeilspitzen vor der Nase.
    «Ich danke Euch», erwiderte Thomas höflich. «Und jetzt sagt Euren Leuten, dass sie das große Glück haben, wieder unter der Herrschaft des Earl of Northampton zu stehen, und dass Seine Lordschaft es nicht schätzt, wenn seine Untertanen tatenlos herumstehen, anstatt ihr Werk zu verrichten.» Er nickte Vater Medous zu, der der Menge die Worte stotternd übersetzte. Einige protestierten, hauptsächlich deshalb, weil den Klügeren unter ihnen klar war, dass ein Wechsel der Herrschaft unweigerlich höhere Steuern nach sich ziehen würde.
    «Das erste Werk, das heute verrichtet werden muss», sagte Lorret, «ist die Verbrennung einer Ketzerin.»
    «Das betrachtet Ihr als Werk?»
    «Das Werk Gottes.» Lorret erhob die Stimme und wechselte zur Sprache der Gegend. «Allen Bewohnern der Stadt ist eine Unterbrechung ihrer Arbeit gewährt worden, um der Verbrennung des Bösen beiwohnen zu können.»
    Vater Medous übersetzte die Worte für Thomas. «Es ist so Brauch», fügte der Pfarrer hinzu, «und der Bischof besteht darauf, dass die Leute das Mädchen brennen sehen.»
    «Brauch?», fragte Thomas. «Verbrennt Ihr Mädchen so oft, dass es einen entsprechenden Brauch gibt?»
    Vater Medous schüttelte verwirrt den Kopf. «Vater Roubert hat darauf bestanden, dass wir die Leute zuschauen lassen.»
    Thomas runzelte die Stirn. «Vater Roubert? Ist das derjenige, der Euch gesagt hat, dass Ihr das Mädchen langsam verbrennen sollt? Mit dünnen, aufrecht angeordneten Zweigbündeln?»
    «Er ist Dominikaner», sagte Vater Medous. «Und zwar ein echter. Er hat die Ketzerei des Mädchens aufgedeckt. Eigentlich sollte er hier sein.» Der Pfarrer sah sich um, als erwarte er, den Mönch irgendwo zu erblicken.
    «Zweifellos bedauert er es, dieses Schauspiel zu verpassen.» Thomas gab seinen Bogenschützen ein Zeichen, zur Seite zu treten, damit Guillaume d’Evecque, ebenfalls im Kettenpanzer und mit einem großen Kriegsschwert in der Hand, Geneviève nach vorn bringen konnte. Bei ihrem Anblick stießen die Leute Flüche und Verwünschungen aus, doch ihr Zorn verstummte, als die Bogenschützen hinter dem Mädchen wieder in Stellung gingen und ihre Pfeile auf sie richteten. Robbie Douglas schob sich zwischen den Bogenschützen hindurch, den Blick auf Geneviève geheftet, die nun neben Thomas stand. «Ist dies das Mädchen?», fragte Thomas.
    «Ja, sie ist die Ketzerin», sagte Lorret.
    Geneviève starrte Thomas ungläubig an. Als er bei ihr in der Zelle gewesen war, hatte er die Kutte eines Mönchs getragen, doch nun war offensichtlich, dass er kein Geistlicher war.
    Sie sah nicht mehr aus wie ein schmutziges, wildes Tier. Thomas hatte zwei Küchenmägde aus der Burg mit Wasser, Tüchern und einem Kamm zu ihr geschickt, damit sie sich waschen konnte, und er hatte ihr ein weißes Kleid gegeben, das der Kastellanin gehört hatte. Es war aus kostbarem, gebleichtem Leinen, mit goldenen Stickereien am Ausschnitt, an den Ärmeln und am Saum, und Geneviève sah aus, als wäre sie dazu geboren, solche Kleider zu tragen. Ihr langes blondes Haar war zu einem Zopf geflochten und mit einem gelben Band zusammengebunden. Sie war erstaunlich groß, und trotz der gefesselten Hände blickte sie mit herausfordernder Miene auf die Menge. Vater Medous deutete schüchtern auf den Scheiterhaufen, als wollte er andeuten, es sei keine Zeit zu verlieren.
    Thomas betrachtete Geneviève erneut. Sie war wie eine Braut gekleidet, eine Braut, die sich mit dem Tod vermählte, und Thomas staunte über ihre Schönheit. War das der Grund, weshalb die Leute sie so hassten? Sein Vater hatte oft gesagt, dass Schönheit ebenso viel Hass wie Liebe weckte, denn Schönheit war unnatürlich, ein Affront gegen den Schmutz und die Narben und das Blut des gewöhnlichen Lebens, und Geneviève, so groß und schmal und ätherisch, war alles andere als gewöhnlich. Robbies Gedanken schienen in dieselbe Richtung zu gehen, denn er starrte sie mit einem Ausdruck entrückten Staunens an.
    Galat Lorret wies auf den Scheiterhaufen. «Wenn Ihr wollt, dass die Leute wieder an die

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