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Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind

Titel: Die Bücher vom Heiligen Gral. Der Erzfeind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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vorn beginnen.»
    D’Evecque schüttelte den Kopf. «Wenn wir bei Thomas bleiben, müssen wir gegen Robbie kämpfen. Und genau darauf hofft unser Feind. Er will uns gegeneinander aufbringen.»
    «Was machen wir dann?», fragte Jake.
    «Thomas kehrt nach England zurück», wiederholte d’Evecque geduldig, «und wir bleiben so lange hier, bis wir reich sind, dann machen wir uns ebenfalls auf den Heimweg.» Er warf Thomas die Zügel der beiden Pferde und den ledernen Münzbeutel zu. «Hör auf meinen Rat, Thomas, und geh nach Hause. In der Börse ist genug Geld, um die Überfahrt zu bezahlen, und wahrscheinlich auch genug, um einen Bischof dazu zu überreden, den Bannspruch wieder aufzuheben. Für Geld tut die Kirche alles. Und in ein oder zwei Jahren kommst du zu mir in die Normandie.»
    «Und Robbie?», fragte Thomas. «Was wird aus ihm?»
    D’Evecque zuckte die Achseln. «Er wird früher oder später nach Schottland zurückkehren. Das, was er sucht, wird er nicht finden, Thomas, das weißt du so gut wie ich.»
    «Da bin ich mir nicht so sicher.»
    «Dann bist du genauso verrückt wie er.» D’Evecque zog den Handschuh aus. «Du bist mir doch nicht böse, dass ich noch bleibe?»
    «Natürlich nicht», sagte Thomas. «Werdet reich, mein Freund. Ihr seid jetzt der Anführer?»
    «Sicher.»
    «Dann wird Robbie Euch ein Drittel von Joscelyns Lösegeld auszahlen müssen.»
    «Ich hebe einen Teil davon für dich auf», versprach d’Evecque. Dann gab er Thomas die Hand, wendete sein Pferd und ritt mit den Soldaten davon. Jake und Sam warfen ihm als Abschiedsgeschenk noch zwei von ihren Pfeilbündeln zu, dann verschwanden die Reiter.
    In Thomas loderte der Zorn, während er mit Geneviève durch einen stetigen Regen, der bald ihre neuen Mäntel durchweicht hatte, nach Osten ritt. Er war wütend auf sich, weil er gescheitert war, obwohl er den Lauf der Dinge nur dadurch hätte abwenden können, dass er Geneviève dem Scheiterhaufen übergab, und das hätte er niemals getan. Er war auch wütend auf Robbie, weil dieser sich gegen ihn gestellt hatte, doch gleichzeitig verstand er die Gründe des jungen Schotten und konnte sie sogar nachvollziehen. Es war schließlich nicht Robbies Schuld, dass er sich zu Geneviève hingezogen fühlte, und man konnte es auch keinem Mann verübeln, dass er sich um sein Seelenheil sorgte. So war Thomas vor allem wütend auf das Leben, und dieser Zorn lenkte ihn von der Kälte und dem stärker werdenden Regen ab. Sie wandten sich in südöstliche Richtung und ritten, wo immer es ging, durch den Wald, obwohl es mühsam war und sie sich ständig unter tiefhängenden Ästen ducken mussten. Wenn sie in offenes Gelände kamen, hielten sie sich möglichst auf den Anhöhen, um Ausschau nach bewaffneten Reitern zu halten. Doch sie sahen keine.
    Sie machten einen Bogen um Bauernhöfe und Dörfer. Das war nicht schwierig, da die Gegend nur dünn besiedelt war und das höher gelegene Gelände nicht beackert, sondern als Weideland genutzt wurde. Am Nachmittag begegneten sie einem Schäfer, der erschrocken hinter einem Felsen aufsprang und eine Steinschleuder aus der Tasche zog. Doch dann bemerkte er das Schwert an Thomas’ Gürtel, steckte die Schleuder hastig wieder ein und verneigte sich demütig. Thomas hielt an und fragte den Mann mit Genevièves Hilfe, ob er Soldaten gesehen hatte, doch dem Schäfer war niemand aufgefallen. Eine Meile weiter erlegte Thomas eine Ziege. Er zog den Pfeil aus dem Fleisch, häutete das Tier, nahm es aus und zerteilte es. Abends schlugen sie ihr Lager in einem alten, halb zerfallenen Bauernhaus am Eingang eines bewaldeten Tals auf, entzündeten ein Feuer und brieten das Fleisch in den Flammen. Mit dem Schwert schnitt Thomas Zweige von einer Lärche, baute daraus eine Art Hütte, die sie während der Nacht vor dem Regen schützen würde, und bereitete ihnen ein Lager aus Farnen.
    Der Regen ließ nach. Ihre Pferde waren auf einer mageren Wiese angebunden, am Ufer des Baches, der an dem verfallenen Haus vorbeiplätscherte. Ab und zu schaute der Mond zwischen den Wolken hindurch und tauchte die steilen, bewaldeten Hügel rechts und links des Tals in silbriges Licht. Thomas ging eine halbe Meile flussabwärts, um zu lauschen und Ausschau zu halten, doch er hörte und sah nichts Ungewöhnliches. Offenbar waren sie in Sicherheit – zumindest vor den Menschen, wenn auch nicht vor Gott. Er kehrte zu Geneviève zurück, die versuchte, ihre Mäntel am Feuer zu trocknen. Thomas half

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