Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit

Titel: Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
Vom Netzwerk:
mit sich. Als er einen anderen Faden kreuzte, bekam er einen flüchtigen Einblick in das Leben der berührten Person, als wehte eine Brise über aufgeschlagene Bücher und blätterte die Seiten um, damit er sie lesen konnte. Er spürte, was passieren würde und wie es sich ändern ließe, wenn er sich zurück in die Welt begäbe und sich einmischte.
    Â»So also können Fädenzieher in das Schicksal eingreifen«, sagte er. Seine Stimme war kaum hörbar, das Geräusch hallte nur in seinem eigenen Körper wieder. Er hob die Hände vor die Augen und stellte überrascht fest, dass er auch in diesen überirdischen Gefilden noch seine leibliche Gestalt behalten hatte.
    Die Kälte wurde immer unerträglicher. Die Ohren taten ihm weh. Seine Füße kribbelten und er spürte sie kaum mehr. Er legte die Arme um seine Brust, doch auch das verschaffte ihm keinen Trost.
    Dann durchfuhr ihn ein Ruck, doch nicht von der Kälte. Er war so fasziniert vom Wedernoch und so abgelenkt von der Kälte gewesen, dass er es beinahe vergessen hätte: Aerie wurde von den Kanonen der Vanquisher zerstört. Er schaute auf die Szene, über der er schwebte, und zählte die Fäden, die für seine Freunde standen. Bis jetzt war noch keiner von ihnen erloschen. Sein Lichtfaden drehte sich und schlängelte sich nach unten, zwischen sie, und er glitt an dem Faden entlang wie eine Spinne, um zu sehen, welches Schicksal sie erwartete.
    Seine Freunde würden sterben. Die Kanonenkugeln würden weiter oben und unten in die Festung einschlagen und sie zertrümmern. Sobald in der Nähe des Pförtnerhauses ein Loch in die Mauer geschlagen war, würden die bewaffneten Männer von der Auffahrt, die sich vorher aus der Gefahrenzone begeben hatten, in Aerie eindringen. Oates würde auf sie losgehen und fünf oder sechs von den Eindringlingen würden sterben, bevor Oates, von Blei durchsiebt, selbst fiel. Umber würde dem Rest sagen, sie sollten sich ergeben, doch die Kanonen würden weiterschießen. Es würde keine Gnade geben. Und dann würde die Suche nach dem Computer beginnen, während die Kanonen der Vanquisher sich auf den Rest der Stadt richteten.
    Das darf nicht passieren , dachte Hap. Die Eiseskälte begann seine Gedanken zu verwirren, und er wusste, dass er nicht mehr länger dortbleiben konnte. Er sah, wo die Vanquisher auf dem Wasser schwamm; ihre Gestalt wurde durch eine Ansammlung von Fäden genau umgrenzt. Kaum dass er darüber nachdachte, schoss sein eigener Faden durch den Raum dazwischen und er mit ihm.
    Hap trat aus dem Wedernoch heraus aufs Deck des Schiffes. Nach der eisigen Klarheit der Leere stürmten der Anblick der Vanquisher und der zerstörten Felsenburg, der beißende Geruch der großen Kanonen und das laute Dröhnen der Maschinen auf seine Sinne ein. Er rieb sich die Hände, blies in seine Handflächen und hüpfte von einem Fuß auf den anderen, um das taube, tote Gefühl daraus zu vertreiben.
    Der Souverän stand mit zusammengebissenen Zähnen und vor Freude leuchtenden Augen an Deck. Ein Dutzend Männer hatte sich um ihn geschart, doch aller Augen waren auf Aerie gerichtet, das in Rauch gehüllt war. Sie warteten darauf, dass der Rauch abzog, damit sie erneut ein Ziel fixieren und die Kanonen abfeuern konnten.
    Doane beugte sich vor; die Reling drückte sich in seine Hüfte. Ein kleiner Stoß, und alles wäre anders , dachte Hap. Doch er schreckte vor dieser Vorstellung zurück. Er wusste, dass Fädenzieher so nicht arbeiteten. So plump und direkt konnte er nicht vorgehen.
    Â»Hey!«, rief eine Stimme. »Du da!« Hap schaute in ihre Richtung. Er war entdeckt. Ein Mann zeigte auf ihn. Dann blickten ihn alle an. Doanes Miene verwandelte sich – aus seinem bösartigen Grinsen wurde offenes Staunen. Ihm fielen fast die Augen aus dem Kopf. Hap hätte am liebsten laut gelacht.
    Â»Zeit, zu gehen«, sagte er, als die Männer auf ihn zustürmten. Er versuchte, zurück in seinen Lichtfaden zu schlüpfen, doch nichts passierte. »Ach ja«, sagte er, ohne sich darum zu kümmern, wer ihn hörte. »Ich kann ja nicht verschwinden, wenn jemand zuschaut.« Er sprang hoch, weg von den Händen, die nach ihm griffen. Der Sprung katapultierte ihn hoch über ihre Köpfe, dann landete er und stieg erneut in die Luft empor. Ein oder zwei der Männer waren bewaffnet

Weitere Kostenlose Bücher