Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
und er sah, dass sie ihre Gewehre auf ihn richteten. Doch schon war er verschwunden; er sprang über die Reling und stürzte an dem steil abfallenden Schiffsrumpf hinab, wo ihn niemand mehr sehen konnte.
Hap schlüpfte ins Wedernoch, aber nur für einen Moment, dann tauchte er innen, im Rumpf der Vanquisher , wieder auf. Er drückte sich in eine Ecke und verbarg sich vor den Männern, die umhereilten und die Maschinen überprüften. Es herrschte eine drückende Hitze und die Luft stank nach Ãl und SchweiÃ. Der Lärm und das Getöse waren ohrenbetäubend und anders als alles, was er je gehört hatte. Hinten im Schiff stand ein massives, mit Metall überzogenes Ding mit Rohren, durch die Dampf pfiff, und dicken Armen aus Metall, die sich im Kreis bewegten. Hap vermutete, dass diese Arme das Schaufelrad drehten, das das Schiff antrieb, doch hielt er sich nicht lange bei diesem Gedanken auf. Er blickte sich um, tippte mit den Fingern an seine Lippen und beschloss weiterzuziehen.
Der nächste Ort, an dem er auftauchte, erschien ihm schon vielversprechender. Er stand auf einer Galerie, von der aus er einen riesigen Frachtraum überschauen konnte. Unter ihm lagerten hunderte Kisten und sorgsam zusammengebundene Fässer. Alles war mit Seilen befestigt, damit die Fracht nicht ins Rutschen geriet.
Hap dachte an eine Unterhaltung zwischen Umber und Doane zurück. Umber hatte gefragt: »Der Frachtraum ist doch bestimmt voller Sprengstoff, oder?« Und Doane hatte erwidert: »Kistenweise Artillerie, Raketen, Munition und Bomben. Genug, um sieben Kurahavens in Schutt und Asche zu legen.«
Hap rieb seine Fingerspitzen aneinander. »Vielleicht. Aber was jetzt?« Er hörte Männer schreien und Schritte auf den Planken über ihm. »Findet ihn!«, rief jemand. »Sie suchen nach mir«, sagte Hap und kicherte leise.
In der Luft vor ihm schwebten Lichtfäden: Die Filamente der Männer, die diesen Weg entlanggegangen waren, und derer, die noch vorbeikommen würden. Er griff hinein und sah zwei Männer, die auf der Jagd nach dem Eindringling bald hier sein würden. Brutale, gierige Seelen, von denen eine eine Laterne trug, um den Weg zu leuchten. Hap stellte sich eine Abfolge von Ereignissen vor, die eintreten könnten. »Aber wie sorge ich dafür, dass diese Ereignisse auch wirklich eintreten?«, fragte er sich. Dann bemerkte er, dass die Kette, die er um den Hals trug, eine merkwürdige Aura umgab â das silberne Medaillon in der Form einer Muschel, mit einer riesigen Perle von unvorstellbarem Wert in seinem Innern. »So sorge ich dafür«, sagte Hap und sang diese Worte fast.
Nicht weit von ihm entfernt fiel Licht auf eine Schwelle und er hörte leise Stimmen. Rasch nahm er die Kette ab, klappte das Medaillon auf und legte die Perle in der Nähe der Galerie auf die Planken. Dann verschwand er und tauchte weiter unten wieder auf, wo er zwischen zwei Kisten versteckt nach oben spähen konnte.
Die Männer durchstreiften suchend die Galerie. Sie hatten Knüppel in den Händen, bereit, den Eindringling zu erschlagen. Der erste Mann, der die Laterne hielt, blieb plötzlich stehen und fiel auf die Knie. Er stellte die Laterne auf den Boden, um eine Hand frei zu haben und einen kleinen funkelnden Gegenstand aufheben zu können. Es entspann sich ein Gespräch, das rasch zum Streit ausartete.
»Was war das?«
»Nichts.«
»Sag mir nicht, dass da nichts war; da war was. Es sah aus wie eine Perle, die so groà war wie mein Auge!«
»Vergiss es einfach!«
Aus Worten wurden Schreie, dann wurde ein Handgelenk gepackt, und beide Männer fielen auf die Galerie. Während sie sich schlugen, stieà ein Fuà gegen die Laterne und schob sie gefährlich nah an den Rand. Knüppel wurden geschwungen, und der erste Mann bekam einen Schlag ins Gesicht. Blut floss und der Getroffene schlug zurück und traf seinen Kameraden an der Schläfe. Der zweite Mann taumelte und lehnte sich stöhnend gegen das Geländer, über das der erste ihn durch einen gezielten Stoà gegen den Oberkörper in die Tiefe beförderte. Er krachte â nicht weit von der Stelle entfernt, an der Hap sich versteckt hielt â mit dem Kopf voraus in das Frachtgut.
Der Mann oben wankte davon; das Blut, das ihm in die Augen lief, raubte ihm die Sicht. Die Laterne blieb oben am Rand stehen.
Hap lächelte. Die
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