Die Bücher von Umber, Band 3: Das Ende der Zeit
es bald zu Ende mit euch!«
Hap schaute Sandar an, der seine Wut kaum noch im Zaum halten konnte. »Gehen Sie, Kapitän Sandar. Bringen Sie Sophie zurück nach Aerie. Bitte !«
Sandar seufzte laut. »Ich lasse dich nur ungern allein.« Sophie schüttelte energisch den Kopf. Doch Sandar nahm sie fest an der Hand. »Pass auf dich auf, Hap!«, flüsterte er. »Sieh zu, dass du irgendwie zurück nach Aerie kommst. Ich bringe euch alle sicher von hier weg.«
Hap ging auf den Anleger. Seine Schritte kamen ihm schwerfällig vor, so als liefe er durch Wasser. Die Männer von der Vanquisher und der Spion starrten ihn an. Er sah, dass einige von ihnen sich gegenseitig anstieÃen und tuschelten. Einen, der lauter sprach, hörte Hap sagen: »Diese Augen!«
In einigen Schritten Entfernung blieb er stehen. Der Gesandte schaute ihn mit groÃen Augen an und raunte dem Spion zu: »Ist irgendwas Besonderes mit dem Jungen?«
»Es geht das Gerücht, dass er magische Fähigkeiten besitzt. Dass er eine Art Seher ist«, antwortete der Spion. »Und es heiÃt, dass er sehr weit springen kann.«
Hap blickte zu Boden. Sein Gesicht war, wie er wusste, rot angelaufen; seine Wangen glühten. Sie sprachen über ihn, als wäre er nicht da.
»Er hat unnatürlich grüne Augen«, sagte der Gesandte.
»Ja. Ich dachte mir, dass der Souverän an ihm interessiert sein könnte«, antwortete der Spion.
»Er wird bald hier sein. Sorgt dafür, dass die Gegend sicher ist, Männer!« Auf Befehl des Gesandten trabte ein GroÃteil der Soldaten an Hap vorbei und suchte die Anleger ab.
Der Souverän , wiederholte Hap im Stillen. Er vermutete, dass das der Mann mit dem silbernen Haar war. Als er zur Vanquisher hinschaute, sah er, dass vorsichtig ein zweites kleines Boot zu Wasser gelassen wurde. Wie schon das erste war auch dieses mit Männern besetzt, die mit den seltsamen Stäben ausgerüstet waren. Doch zwischen ihnen saà der Mann mit dem Silberschopf. Er trug einen schwarzen Umhang, der ihm bis zu den FuÃgelenken reichte, und einen langen silbernen Stock. An seiner Hüfte baumelte etwas, das aus der Ferne wie eine Ansammlung groÃer Metallringe aussah. Als Sonnenlicht darauf fiel, funkelten sie.
Das Boot verharrte lange Zeit neben dem groÃen Schiff. Hap rätselte über den Grund dafür, bis er hinter sich Hufschläge und Räder hörte. Als er sich umdrehte, erblickte er die königliche Kutsche, die gerade durch das einzige offene Tor in der Hafenmauer gerumpelt kam. Der König nahte, und die Eindringlinge wollten sichergehen, dass es der König war, der den Souverän auf dem Anleger erwartete, und nicht umgekehrt.
Der Kutscher starrte im Näherkommen mit groÃen Augen die Vanquisher an. Er hielt am Ende der StraÃe, direkt vor der Stelle, an der die hölzernen Planken des Anlegers begannen, und die Tür öffnete sich. Hap bemühte sich, seine Beine ruhigzuhalten, die, wie er fürchtete, sichtbar zitterten. Er fragte sich, ob Umber wirklich in dieser Kutsche saÃ. Als ihr der ängstlich aussehende Larcombe entstieg, drehte sich Hap der Magen um. Doch zu seiner groÃen Erleichterung kam als Nächstes Umber zum Vorschein und starrte mit offenem Mund das monströse Schiff an. Normalerweise bestaunte Umber alles AuÃergewöhnliche mit dem gröÃten Vergnügen, doch die Vanquisher schien in ihm schreckliche Erinnerungen zu wecken.
Loden verlieà die Kutsche als Letzter und er sah um zehn Jahre gealtert aus. Sein Gesicht hatte die Farbe der ältesten Pergamentrollen in Umbers Archiv. Er musste sich an der Tür der Kutsche abstützen.
»Kommen Sie sofort hierher!«, befahl der Gesandte. Loden und Larcombe zögerten, doch Umber sah sie verächtlich an und marschierte munteren Schrittes den Anleger hinunter. Loden war wie benebelt, doch Larcombe zog ihn am Ellenbogen und gemeinsam gingen sie hinterher.
»Happenstance?«, sagte Umber mit einem plötzlichen Grinsen im Gesicht. Hap gab sich Mühe, das Lächeln zu erwidern, und Umber legte ihm seine Hände auf die Schultern. »Mein Junge. Was machst du denn hier?«
Hap schwieg, da Loden und Larcombe vorbeigingen. Loden bewegte sich wie in Trance, doch Larcombes Blicke schossen hin und her und er leckte sich pausenlos die Lippen.
»Bleiben Sie da stehen und legen Sie Ihre Waffen ab!«, befahl der Gesandte.
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