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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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Fingerspitzen.
    Eldon beugte sich vor und betrachtete Hap von oben bis unten. »Natürlich bist du nicht er. Julian wäre inzwischen ein erwachsener Mann, fast zwanzig, kein Junge wie du. Und seine Augen waren braun wie meine. Deine Augen … Ich habe erst einmal solche Augen gesehen.« Sein Blick verengte sich, als trübten düstere Erinnerungen seine Gedanken. Sein Gesichtsausdruck schwankte zwischen Verwunderung und Abscheu.
    Hap schlug die Augen nieder; er ertrug es nicht, diesem Blick standzuhalten. »Bei wem denn? Wer hatte Augen wie ich?«
    Eldon schniefte und wischte sich mit dem Ärmelaufschlag die Augenwinkel trocken. »Der Mann, der Julian in den Tod geschickt hat.«
    Hap setzte sich mit einem Ruck aufrecht hin. »In den …? Wie ist er denn gestorben?«
    Â»Er ist durchs Eis gebrochen und im Fluss ertrunken.«
    Einen Moment lang wurde Hap ganz schummrig und er sah Sternchen vor den Augen. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Es war Balfours. Hap sah, dass Umber ihn mit fest zusammengepressten Lippen ansah und ihm bedeutete, nicht die Beherrschung zu verlieren.
    Es ist wahr, dachte er. Ich bin dieser Junge. Ich war Julian Penny . Seine Gedanken wirbelten wild durcheinander, und Dinge, die bislang nur Hinweise und Ahnungen gewesen waren, ergaben plötzlich ein Bild: Irgendwer hatte ihn einmal mit der Behauptung verhöhnt, er sei tot. Natürlich, denn ich bin gestorben. Er selbst hatte vor nichts so viel Angst wie vor Wasser. Natürlich, denn ich bin ertrunken.
    Â»Nun, wie Sie schon sagten. Er kann nicht Julian sein«, sagte Umber ein bisschen zu laut. »Aber bitte, Eldon, ich würde gern Ihre Geschichte hören, wenn Sie sie mit uns teilen möchten. Und nehmen Sie sich doch etwas zu essen. Das wird Ihnen guttun.«
    Hap hatte Mühe, aufrecht sitzen zu bleiben und nicht laut aufzuschreien. Er spürte stechende Kopfschmerzen an den Schläfen und sein Puls dröhnte ihm so laut in den Ohren, dass er alles andere übertönte. Undeutlich nahm er wahr, dass Umber Eldon einen Teller mit Essen hinschob. Eldon musste am Verhungern gewesen sein, denn er stopfte einige Minuten lang den von Balfour hergestellten Käse, das Brot und die Süßwaren ohne jeden Genuss in sich hinein. Hap konnte sich kaum auf das Gespräch konzentrieren, das nun folgte. Aber ab einem bestimmten Punkt musste Eldon angefangen haben, ihnen seine Geschichte zu erzählen.
    Â»â€¦Â eine Familie von Fischern«, sagte Eldon. »Wir hatten ein kleines Haus am Fluss. Nur meine Eltern und wir, und es war ein gutes Leben. Wir brauchten nichts außer uns gegenseitig. Ich war drei Jahre älter als mein Bruder. Julian war …« Eldon machte eine Pause und seine Augen wanderten zu Hap hinüber wie jedes Mal, wenn er von seinem Bruder sprach. »Er war ein ganz besonderes Kind. Anders. Ich nehme an, andere hätten ihn als etwas schlicht bezeichnet. Er sprach nicht viel und lernte nicht so schnell wie die anderen Jungen. Aber er war sehr gutherzig und hatte stets ein Lächeln auf den Lippen. Meine Eltern … nun, sie liebten Julian abgöttisch. Er war ihr Ein und Alles. Und als es passierte, gaben sie mir die Schuld.« Eldon seufzte tief.
    Es entstand eine unbehagliche Stille. Haps Fingernägel gruben sich in die Tischplatte.
    Â»Was ist denn passiert, Eldon?«, bohrte Umber schließlich nach.
    Eldon rieb sich mit einer Hand die Schläfe. »Es war am Ende des Winters. Wie viele Jahre liegt es jetzt zurück – sieben? Ich ging hinaus, um ein paar Kaninchenfallen zu überprüfen, die ich ausgelegt hatte. Julian wollte mich begleiten. Mom zog ihm einen dicken Mantel an und trug mir auf, gut auf ihn achtzugeben. Das sagte sie immer, wenn wir zusammen rausgingen, weil Julian so unbedarft war. Sie wissen ja, wie Mütter sind. Wir gingen runter zum Fluss – er war noch zugefroren, obwohl die Tage langsam wärmer wurden. Und dann sahen wir ihn.«
    Sie warteten. Umber, Balfour und Hap wechselten schnelle Blicke. Balfour kaute auf seiner Unterlippe.
    Â»Am Fluss saß ein Mann auf einem Baumstumpf«, fuhr Eldon fort. »So, als wartete er auf uns. Er war merkwürdig angezogen – jedenfalls nicht warm genug. Und seine Haare wirkten auch seltsam. Irgendwie weiß, aber in dem Weiß waren noch andere Farben. Doch das Auffälligste an ihm waren seine Augen. Grüne Augen, die leuchteten, ja

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