Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
Vom Netzwerk:
Drang, körperliche Gewalt auszuüben. Mit einer Hand hob er Sand und Kiesel auf und schleuderte sie auf WN; doch der grinste nur und hielt sich den Arm vors Gesicht. Hap atmete schwer und schnaubte. »Du hattest kein Recht dazu. Und du hast nicht nur Julian umgebracht – meine Eltern sind jetzt auch tot. Und das Leben meines Bruders ist ruiniert!«
    Mit einem Glucksen wischte WN den Sand von seiner Kleidung. »Ich weiß, dein verrückter Bruder ist plötzlich aufgetaucht und hat dir das alles verraten. Diese Wendung hatte ich nicht vorausgesehen. Tja, unsere Begabung ist eben nicht perfekt. Das wirst du eines Tages selbst noch lernen.«
    Hap wünschte sich, Oates wäre da und würde dieses Monster verdientermaßen erwürgen. Seine Wut war so groß, dass sie ihn völlig übermannte und er wusste nicht, was er sagen sollte. WN dagegen schon. Er legte eine Hand trichterförmig an seinen Mund – eine dieser theatralischen Gesten, die dafür sorgten, dass Hap ihn nur noch mehr hasste. »Ich sollte besser nicht herumtrödeln, denn jemand Schreckliches ist mir auf der Spur und kommt näher.«
    Â»Wer auch immer es ist, ich hoffe, er kriegt dich«, sagte Hap.
    Â»Sag so was nicht!«, gab WN in seinem nervenden Singsang zurück. »Du solltest dir lieber wünschen, dass ich ihm nie in die Fänge gehe. Denn sobald er mich hat, beginnt die Jagd nach dir!«
    Â»Nach mir?«, rief Hap aus. »Was habe ich denn getan?«
    Â»Du existierst, mein Junge«, sagte WN. »Ich habe nämlich gegen die Regeln verstoßen, als ich dich erschaffen habe, verstehst du?«
    Haps Stimmlage hob sich zu einem Kreischen: »Was für Regeln? Wie hast du mich erschaffen? Was hast du Julian angetan?«
    WN wischte die Fragen beiseite. »Unwichtig. Du musst nach vorn schauen. Du bist zu einem bestimmten Zweck erschaffen worden, Happenstance. Du beherrschst deine Kräfte nicht, weil du dich innerlich dagegen sperrst.«
    Â»Ich kenne den Zweck «, erwiderte Hap. »Ich soll Umbers alte Welt retten. Ich habe Umber versprochen, dass ich es versuche.«
    WN feixte. »Das hältst du also für den Grund?«
    Â»Ist es das denn nicht?«
    Der Mann mit den grünen Augen hob mit nach oben gerichteten Handflächen die Hände. »Vielleicht ja, vielleicht nein … Vielleicht ist das alles ein Spiel des Zufalls und vielleicht zieht auch Willy Nilly die Fäden.«
    Hap rappelte sich auf und hob die Fäuste. »Wer ist das? Und was willst du von mir? Warum sagst du es nicht einfach?«
    WN ignorierte ihn. Er sah Hap nicht mehr an, sondern starrte in den leeren Raum zwischen ihnen, wedelte mit den Fingern in der Luft und bewegte die Hände vor und zurück. Er sieht einen Lichtfaden!, dachte Hap. Und zwar meinen!
    Â»Ich sehe noch mehr Prüfungen«, flüsterte WN, als verriete er ein köstliches Geheimnis. »Gewalt und Schmerz. Gefahren, wohin das Auge blickt. Du wirst auf die Probe gestellt werden, kleiner Fädenzieher. Wirst du überleben? Und alle deine Freunde? Schwer zu sagen!«
    Â»Was für Gefahren?«, fragte Hap. »Sollen wir umkehren?«
    WN lachte auf. »Und woher willst du wissen, welche Richtung du stattdessen einschlagen sollst? Ich sage dir nur eins: Zähle nicht darauf, dass ich dir deine jämmerliche Haut rette. Sieg oder Niederlage, Ruhm oder Untergang, Wagnis oder Tod! Du wirst mich nie wieder sehen – bis du geworden bist, was du werden musst.« Er sah sich plötzlich nervös um. »Aber ich muss los – das hier ist ein verhängnisvoller Ort, und dich zu treffen ist fast so, wie unserem Henker ein Signalfeuer anzuzünden.«
    Â»Du lässt mich einfach hier zurück?«, rief Hap.
    Â»Ach was, ich glaube, da kommt dein Schiff«, sagte WN und zeigte über Haps Schulter. Schon während Hap sich umdrehte, wurde ihm klar, dass es sich um ein Täuschungsmanöver handelte, und seine Sinne schärften sich. Er hörte ein leises Zischen wie von einem Zweig, der durch die Luft peitscht. Und für den Bruchteil einer Sekunde war da ein merkwürdiges Phänomen, das er nur als ein Aufflackern von Dunkelheit beschreiben konnte.
    Als er sich umdrehte, überraschte es ihn nicht, dass WN verschwunden war. Er sah nur den Strand, auf dem der grünäugige Mann gestanden hatte, und ein paar Fußspuren, aber keine Spuren, die

Weitere Kostenlose Bücher