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Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Die Bücher von Umber: Drachenspiele

Titel: Die Bücher von Umber: Drachenspiele Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. W. Catanese
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schneller als beim letzten Mal – aber er wusste, was er sehen würde, wenn es vorbei war.
    Einen Lichtfaden. Er kam aus seiner Brust und schwebte in einer Wellenbewegung über das Deck, die der Seewind nicht zerstreuen konnte.
    Pulsierende Lichter in unendlich vielen Farben strömten durch diesen Faden. Hap starrte ihn an, bevor er schließlich seine Hand in die Erscheinung hielt. Er fühlte weder ein Gewicht noch ein Widerstand. Der Faden war nicht kalt und auch nicht warm. Hap fühlte überhaupt nichts, obwohl er sah, wie der Faden durch seine Handfläche hindurchging und auf der anderen Seite wieder austrat. Aber er spürte ihn. Und er hörte seltsame Musik, wie Geläut, Glocken, und Wind, der durch Schilfgras blies.
    Â»Was sagst du?«, flüsterte er. Und der vage Hauch einer Bedeutung flüsterte zurück. Aber sie kam nicht in Wortform bei ihm an, er musste raten, was die Erscheinung ihm sagen wollte. Und er glaubte, dass die Botschaft lautete: Folge mir. Wichtig.
    Der Faden führte zum Heck der Bounder . Hap folgte ihm mit vorgehaltener Hand. Seine Handfläche zeigte nach außen, damit der Faden hindurchtreten konnte. Die Fäden, die er zuvor gesehen hatte, waren nie so lange geblieben, aber bei diesem wollte er, dass er blieb, damit er von ihm lernen konnte. Er ist stärker, dachte Hap. Oder vielleicht sehe ich ihn einfach besser.
    Als er ein paar Schritte gemacht hatte, geschah etwas Erstaunliches: Der Faden teilte sich vor ihm und zeigte in zwei Richtungen. Einer führte dorthin, wohin zu gehen er erwartet hatte, über die Mitte des Decks und am Steuerrad vorbei, wo der Steuermann das Schiff auf Kurs hielt. Der andere schlängelte sich um die Reling des Schiffs.
    Â»Wohin soll ich gehen?«, flüsterte Hap. Dann beschloss er, darauf zu hören, was der Faden ihm sagte. Er blieb da stehen, wo er sich aufgabelte, und hielt eine Handfläche in jeden Strang. Wieder waren es keine Worte, die zu ihm drangen, aber er spürte einen Unterschied. Sein Instinkt zog ihn zur Reling.
    Er bewegte sich langsam und so lautlos wie möglich. Der Steuermann hatte den Kopf in die andere Richtung gewandt, und Hap fragte sich, ob er vielleicht nicht gesehen werden durfte. Dann hörte er vor sich ein leises Schnarchen und stellte amüsiert fest, dass der Wachmann auf einem Fass saß, den Kopf auf ein eingeholtes Segel gelegt hatte und eingenickt war. So kann er ja nicht viel bewachen, dachte Hap.
    Das Heck lag direkt vor ihm. Dort lief der Faden aus und zuckte an seinem Ende sanft vor und zurück wie die Zunge einer Schlange. Hap starrte ihn an und fragte sich, was er tun sollte.
    Dann hörte er, wie jemand auf der Mitte des Decks nach Luft schnappte. Es war der Steuermann. Er schaute zum Horizont, und als Hap seinem Blick folgte, hätte er beinahe laut aufgeschrien. Weit vor ihnen erhob sich ein Leviathan aus dem Meer. Er war nicht so groß wie Boroon, aber dennoch beeindruckend. Sein Kopf zeigte nach oben und seine riesigen Flossen waren ausgebreitet wie die Flügel eines Vogels. Fast das gesamte Tier war aus dem Wasser aufgetaucht und zeigte seinen bleichen Bauch mit tiefen Rillen darin. Das riesige Maul öffnete sich weit, und es sah tatsächlich so aus, als spränge es hoch, um den Mond zu verschlucken. Der Leviathan schien sich ewig in der Luft halten zu können, bevor er schließlich herabfiel und eine sich hoch auftürmende Welle verursachte.
    Haps Ehrfurcht verwandelte sich in Enttäuschung, als er den Blick senkte und feststellte, dass der Faden verschwunden war. »Komm zurück«, flüsterte er in der Hoffnung, ihn zurückrufen zu können.
    Das Deck hob und senkte sich unter seinen Füßen. Er starrte auf die Planken und fragte sich, was dieses Gefühl verursacht haben mochte, bis ihm dämmerte, dass das gesamte Schiff sich bewegt haben musste, angehoben von einer Welle aus der Tiefe. »Was war das?«, fragte er, doch in dem Moment erhob sich etwas Riesengroßes direkt neben dem Schiff aus dem Wasser und ein Berg aus Fleisch, auf dem unzählige Seepocken saßen, verdunkelte den Nachthimmel.
    Als der erste Leviathan aus dem Wasser gesprungen war, hatte Hap sich gewünscht, er wäre näher dran – aber nicht so nah. Dieser war doppelt so groß wie die Bounder und ließ das Schiff ganz klein erscheinen, während er sich in den Himmel warf. Hap konnte die geschwungene Schwanzflosse

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