Die Bücher von Umber: Drachenspiele

steiler der Anstieg wurde. Hap raufte sich die Haare, als er erkannte, was für einen dummen Fehler er gemacht hatte. Auf dem Hügel war er von allen Fluchtwegen abgeschnitten. Er war umzingelt.
    Von unten tönten die Stimmen herauf. »Sie laufen immer auf den Hügel«, sagte eine Stimme, die den anderen weit voraus war. Der Krebs erklomm das steilste Stück des Hanges, indem er die Spitzen seiner Scheren in Risse im Fels steckte. Sein breiter Panzer war zur Seite gekippt und er sah aus, als würde er jeden Moment das Gleichgewicht verlieren. Hap lief hin, schob seinen Knüppel unter den Krebs und hebelte ihn hoch. Der Krebs taumelte, schnappte mit einer Schere nach ihm und fiel. Er machte hohle Geräusche, während er den Felsen herabrollte, stürzte dann auf seine Artgenossen und landete schließlich mit verzweifelten Scherenbewegungen auf dem Rücken.
    Die Sonne wurde kurz von einem Schatten verfinstert. Hap schaute in Erwartung eines weiteren Monsters, das auf ihn herabstieß, nach oben, doch die hellen Strahlen blendeten ihn und er musste den Blick abwenden. Zu seiner Linken erschien eine riesige Schere am Rand des Plateaus. Hap lief hin und schickte mit seinem Knüppel einen weiteren Krebs den Hang hinunter. Er verfing sich in einem anderen, und beide rollten zusammen weiter.
    Die Stimmen schrien jetzt so laut, dass Hap kaum noch denken konnte. Er glaubte irgendwo in dem Durcheinander seinen eigenen Namen gehört zu haben. »Woher kennt ihr meinen Namen?«, schrie er ihnen zu. Es sind zu viele und sie kommen zu schnell hintereinander , dachte er, während er noch zwei von der Kante schubste. Er versuchte, nicht an das schreckliche Schicksal zu denken, das ihm bevorstand: Die Knochen von den Krebsen abgenagt, seine Stimme im Chor der anderen, in Erwartung des nächsten bedauernswerten Schiffbrüchigen auf diesem teuflischen Felsen.
    Wieder hörte er seinen Namen durch den Lärm der Stimmen. »Happenstance!« Das klang nach Umber. Wie war das möglich? Aber er konnte es nicht riskieren, sich umzuschauen, er hatte keine Zeit. Schon wieder erreichte ein Krebs den Gipfel. Hap kam beinahe zu spät bei ihm an, rammte das Treibholz unter sein Maul und schob ihn zurück. Eine Schere schnappte nach dem Holz und zersplitterte es. Hap stellte sich vor, wie stattdessen seine Knochen barsten. Der Krebs riss Hap das Holz aus der Hand und kippte nach hinten, aber irgendwie fand er das Gleichgewicht wieder und erreichte den Gipfel. Hap wich zurück. Er konnte der Kreatur, die ihm am nächsten war, nicht den Rücken zuwenden, obwohl er an der Kante hinter ihm weitere hochklettern hörte.
    Ich muss springen, dachte Hap, obwohl er wusste, dass es zwecklos war. Die Krebse unter ihm hatten sich zu großflächig verteilt. Sie schienen zu wissen, dass er springen würde, denn sie warteten mit hoch erhobenen Scheren.
    Gierige Greifwerkzeuge schnappten nach seinen Knien und zwangen ihn zurückzuweichen. Hap kreischte auf, als etwas seine Schultern berührte und dort hängen blieb. Er fuhr herum und sah ein eigenartiges Seil vor seinem Gesicht baumeln. Er schlug danach in der Hoffnung, es zu vertreiben, aber es blieb an seiner Hand kleben. Dann hörte er wieder die Stimme, die wie Umbers klang. »Halt dich fest, Hap!«
    Sein Blick folgte dem Seil von seinen Händen aufwärts gen Himmel. Es baumelte von dem merkwürdigsten Ding herab, das er je gesehen hatte. Über ihm schwebte etwas, was wie ein riesiges, überlanges Ei aussah und an dessen Unterseite ein langer Korb hing. Umber beugte sich über den Rand des Korbes, um seinen Kopf war ein blutverschmiertes Tuch gewickelt. Oates stand neben ihm, beide Hände am Seil. Hap hielt sich daran fest und seine Füße hoben vom Boden ab, als Oates ihn hochzog. Unter ihm heulten und fluchten die fürchterlichen Krebse in hundert Sprachen.

14
    H ap purzelte in den Korb. Jetzt, da er vor einem grausigen Tod und einem noch schrecklicheren Schicksal in Sicherheit war, rollte er sich mit zusammengebissenen Zähnen zu einer Kugel und verbarg das Gesicht in seiner Armbeuge. Das Herz pochte ihm so laut in den Ohren, dass er Umbers aufgeregte Rufe kaum verstehen konnte.
    Â»Hast du sie gesehen, Oates? Ich glaube, das waren die Seelenkrebse! Die sind eine Seefahrerlegende, und jetzt haben wir sie gefunden. Ha, das entwickelt sich ja zu einer tollen Reise! Pilot, seien Sie doch bitte so nett und