Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
schnell die Leiter wieder hinauf. Tommy sah, wie sie am Fenster herumhantierte und dann leise das Schiebefenster hinaufschob. Im nächsten Augenblick war sie verschwunden. Nun folgten qualvolle Minuten für Tommy. Erst blieb alles still. Tuppence und Mrs Leigh Gordon schienen sich im Flüsterton miteinander zu unterhalten, wenn sie überhaupt sprachen. Dann klang leises Murmeln an sein Ohr. Er atmete erleichtert auf; aber plötzlich brachen die Stimmen ab. Es herrschte tödliche Stille.
    Tommy lauschte gespannt. Was in aller Welt ging da oben vor?
    Plötzlich fühlte er eine Hand auf seiner Schulter.
    »Komm!«, erklang Tuppences Stimme aus der Dunkelheit.
    »Tuppence! Wie bist du hierhergekommen?«
    »Durch die Haustür. Komm, wir haben hier nichts mehr zu suchen.«
    »Nichts mehr zu suchen? Und was wird aus Mrs Leigh Gordon?«
    Mit unbeschreiblicher Bitterkeit erwiderte sie:
    »Sie macht eine Schlankheitskur.«
    Verblüfft sah Tommy sie an.
    »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    »Es ist so, wie ich es dir sage. Sie will abnehmen. Die schlanke Linie! Hast du nicht gehört, wie Stavansson erklärte, er hasse dicke Frauen? In den zwei Jahren, während er am Nordpol war, hat seine Hermy beträchtlich zugenommen. Und als er meldete, dass er vorzeitig zurückkehren würde, ist ihr der Schreck in alle Glieder gefahren, und in ihrer Panik beschloss sie, die neue Abmagerungskur von Horriston zu versuchen. Eine Kur mit Spritzen. Er macht ein großes Geheimnis daraus und verlangt enorme Preise für seine Behandlung. Dass er ein Quacksalber ist, unterliegt keinem Zweifel; aber er geht sehr geschickt vor! Als Stavansson nach London kam, hatte seine Braut ihre Kur gerade erst begonnen. Lady Susan hat geschworen, ihm nichts zu verraten, und sie hält Wort. Aber wir zwei kommen hierher und machen ein paar verdammte Narren aus uns!«
    Tommy holte tief Luft. Sehr würdevoll sagte er dann: »Ich glaube, lieber Watson, dass morgen in Queen’s Hall ein sehr gutes Konzert gegeben wird. Wenn wir in aller Frühe nach London zurückfahren, kommen wir sicher noch zurecht. Und ich bitte Sie, diesen Fall nicht zu Protokoll zu nehmen. Er ist es nicht wert, dass man ihn der Nachwelt überliefert!«

Blinde Kuh
     
    » I n Ordnung«, sagte Tommy und hängte den Hörer wieder ein. Dann drehte er sich zu Tuppence.
    »Das war der Chef. Offensichtlich hat er unseretwegen Manschetten gekriegt. Scheinbar haben diejenigen, denen wir auf der Spur sind, spitzbekommen, dass ich nicht der echte Mr Theodore Blunt bin. Wir sollen nun jede Minute auf Aufregungen gefasst sein. Er bittet dich, ihm zu Gefallen nach Hause zu gehen und zu Hause zu bleiben und dich völlig aus der Sache zurückzuziehen. Augenscheinlich ist das Hornissennest, in das wir gegriffen haben, größer, als alle dachten.«
    »Dass ich nach Hause gehen soll, ist doch Unsinn«, sagte Tuppence entschieden. »Wer soll denn auf dich aufpassen, wenn ich nach Hause gehe? Außerdem mag ich Aufregungen. In letzter Zeit lief das Geschäft ja eher mäßig.«
    »Nun, Mord und Raubüberfälle kann man nicht jeden Tag haben«, sagte Tommy. »Sei vernünftig. Ich sehe das so: In flauen Zeiten sollten wir täglich ein gewisses Maß an Übungen absolvieren.«
    »Auf dem Rücken liegen und mit den Füßen wackeln? Solche Übungen?«
    »Sei bitte nicht so wörtlich in deinen Interpretationen. Wenn ich von Übungen spreche, meine ich Übungen in der Detektivkunst. Nachbildungen der großen Meister. Zum Beispiel…«
    Aus der Schublade neben sich holte Tommy eine breite, dunkelgrüne Augenbinde hervor, die beide Augen bedeckte und die er mit großem Bedacht aufsetzte. Dann zog er eine Uhr aus der Tasche.
    »Heute Morgen habe ich das Glas zerbrochen«, bemerkte er. »Womit ihr der Weg geebnet wurde, jetzt meine glaslose Uhr zu sein, die meine feinfühligen Finger so federleicht berühren.«
    »Aber vorsichtig«, sagte Tuppence. »Heute Morgen hast du den kleinen Zeiger fast abgebrochen.«
    »Gib mir deine Hand«, sagte Tommy. Er nahm sie und fühlte mit einem Finger den Puls. »Ah! Die Klaviatur der Stille. Diese Frau leidet nicht an Herzschwäche.«
    »Gehe ich recht in der Annahme«, sagte Tuppence, »dass du Thornley Colton bist?«
    »Ganz genau«, sagte Tommy. »Der blinde Problemlöser. Und du bist Wie-heißt-sie-noch-gleich, die schwarzhaarige Sekretärin mit den apfelgleichen Wangen…«
    »Das Bündel in Babydecken, das einst am Ufer jenes Flusses gefunden wurde«, ergänzte Tuppence.
    »Und Albert

Weitere Kostenlose Bücher