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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ist das Salär, alias Krabbe.«
    »Wir müssen ihm beibringen, ›famos‹ zu sagen«, sagte Tuppence. »Und seine Stimme ist überhaupt nicht schrill. Eher furchtbar heiser.«
    »Neben der Tür an der Wand«, sagte Tommy, »siehst du den dünnen Rohrstock, der meiner sensiblen Hand so viel zu erzählen weiß.«
    Er stand auf und lief gegen einen Stuhl.
    »Verdammt!«, rief er. »Ich vergaß, dass der da steht.«
    »Es muss scheußlich sein, wenn man blind ist«, bemerkte Tuppence mitfühlend.
    »Sehr«, pflichtete Tommy ihr von Herzen bei. »Die armen Teufel, die im Krieg ihr Augenlicht verloren haben, tun mir von allen am meisten leid. Aber es heißt, wer in der Dunkelheit lebt, entwickelt besondere Sinne. Das möchte ich ausprobieren, mal sehen, ob unsereiner das nicht auch kann. Es wäre doch ungemein praktisch, wenn man sich auch im Dunkeln zurechtfände. Tuppence, sei ein guter Sydney Thames. Wie viele Schritte sind es bis zu dem Stock?«
    Tuppence konnte nur raten.
    »Drei geradeaus, fünf nach links«, schätzte sie.
    Unsicheren Schrittes wagte sich Tommy vor, und Tuppence schaltete sich mit einem Warnschrei ein, als ihr klar wurde, dass er mit dem vierten Schritt platt gegen die Wand laufen würde.
    »Gar nicht so einfach«, bemerkte Tuppence. »Du glaubst ja nicht, wie schwierig es ist zu schätzen, wie viele Schritte man braucht.«
    »Das ist enorm spannend«, sagte Tommy. »Ruf Albert herein. Ich will euch beiden die Hand schütteln und sehen, ob ich erkennen kann, wer wer ist.«
    »Meinetwegen«, sagte Tuppence, »aber Albert muss sich vorher die Hände waschen. Die sind ganz bestimmt klebrig von diesen furchtbaren sauren Drops, die er den ganzen Tag isst.«
    Albert wurde in das Spiel eingeweiht und war Feuer und Flamme.
    Nachdem beide Hände geschüttelt waren, lächelte Tommy selbstzufrieden.
    »Die Klaviatur der Stille kann nicht lügen«, flüsterte er. »Der Erste war Albert, die Zweite du, Tuppence.«
    »Falsch!«, kreischte Tuppence. »Klaviatur der Stille, ha! Du hast auf meinen Ehering geachtet, und den habe ich Albert auf den Finger gezogen.«
    Weitere Experimente wurden durchgeführt, mit unverändertem Ergebnis.
    »Aber ich werde besser!«, rief Tommy. »Man kann ja nicht erwarten, von Anfang an unfehlbar zu sein. Ich sage euch etwas. Es ist genau Mittagszeit. Du und ich, Tuppence, wir gehen ins Blitz. Der Blinde und seine Führerin. Da lässt sich bestimmt eine Menge Nützliches lernen.«
    »Aber Tommy, das geht schief.«
    »Nein, wird es nicht. Ich werde mich wie ein echter Gentleman benehmen. Und ich wette mit dir, bevor wir mit dem Essen fertig sind, werde ich dich in Erstaunen versetzen.«
    Alle Einwände derart beiseitegewischt, konnte man Tommy und Tuppence eine Viertelstunde später im Goldenen Saal des Blitz an einem heimeligen Ecktisch sitzen sehen.
    Sanft fuhr Tommy mit den Fingern über die Speisekarte.
    »Für mich Pilaf de Homard und Hähnchen vom Grill, bitte«, sagte er.
    Auch Tuppence traf ihre Wahl, und der Kellner entfernte sich vom Tisch.
    »So weit, so gut«, sagte Tommy. »Wenden wir uns jetzt den ehrgeizigeren Abenteuern zu. Schöne Beine hat die junge Dame in dem kurzen Rock – die, die gerade hereingekommen ist.«
    »Wie haben Sie das gemacht, Thorn?«
    »Schöne Beine versetzen den Fußboden in eine ganz besondere Schwingung, die von meinem Rohrstock aufgefangen wird. Oder, um ehrlich zu sein, in einem großen Restaurant steht praktisch immer eine junge Dame mit schönen Beinen im Eingang und hält nach ihren Freunden Ausschau, und da man ja heutzutage wieder Minirock trägt, wird sie sich diese Gelegenheit gewiss nicht entgehen lassen.«
    Sie widmeten sich wieder dem Essen.
    »Der Mann zwei Tische weiter ist ein überaus reicher Wucherer, würde ich denken«, sagte Tommy wie nebenbei. »Jude, nicht wahr?«
    »Nicht schlecht«, sagte Tuppence anerkennend. »Aber ich weiß nicht, wie du darauf gekommen bist.«
    »Ich kann dir nicht jedes Mal erklären, wie ich das mache. Das verdirbt mir den Auftritt. Drei Tische weiter rechts serviert der Oberkellner Champagner. Gleich wird eine stämmige Frau in Schwarz an unserem Tisch vorbeigehen.«
    »Tommy, wie kannst du…«
    »Aha! Langsam erkennst du, was ich alles kann. Am Tisch hinter dir erhebt sich gerade eine hübsche junge Damen in Braun.«
    »Nichts da«, sagte Tuppence. »Es ist ein junger Mann in Grau.«
    »Oh!«, sagte Tommy, vorübergehend leicht irritiert.
    In diesem Augenblick erhoben sich von einem Tisch in der

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