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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ihres Hausstands handelt. Dennoch werden Sie mir vergeben, dass mir noch immer nicht ganz klar ist, warum diese Tatsache Sie davon abhalten sollte, die Polizei zu rufen?«
    Lois Hargreaves sah ihm gerade ins Gesicht.
    »Das kann ich Ihnen sagen, Mr Blunt. Es könnte sein, dass ich wünsche, die Angelegenheit zu vertuschen.«
    Mit Würde zog sich Tommy aus seiner vorgebeugten Haltung zurück.
    »In dem Fall«, murmelte er, »wissen wir, woran wir sind. Ich gehe davon aus, Miss Hargreaves, dass Sie nicht geneigt sind, mir mitzuteilen, wen Sie verdächtigen?«
    »Ich verdächtige niemanden – aber es gibt Möglichkeiten.«
    »Ganz recht. Wollen Sie mir dann eine detaillierte Beschreibung Ihres Haushalts geben?«
    »Die Dienstboten sind, mit Ausnahme des Stubenmädchens, alle schon alt und seit vielen Jahren bei uns. Sie müssen wissen, Mr Blunt, dass ich bei meiner Tante aufgewachsen bin, Lady Radclyffe, die überaus wohlhabend war. Ihr Gatte hatte ein Vermögen gemacht und war zum Ritter geschlagen worden. Er war es, der Thurnly Grange erworben hatte, war aber zwei Jahre, nachdem er es bezogen hatte, verstorben, woraufhin Lady Radclyffe nach mir hatte schicken lassen, um bei ihr zu wohnen. Ich war ihre einzige noch lebende Verwandte. Der zweite Bewohner des Hauses war Dennis Radclyffe, der Neffe ihres Gatten. Ich habe ihn immer Cousin genannt, aber natürlich ist er in Wahrheit nichts dergleichen. Tante Lucy hatte immer offen gesagt, dass sie plane, ihr gesamtes Vermögen – bis auf eine geringe Summe für mich – Dennis zu vermachen. Es ist Radclyffe-Geld, pflegte sie zu sagen, und sollte an einen Radclyffe gehen. Als Dennis aber zweiundzwanzig Jahre alt war, hatte sie einen heftigen Streit mit ihm – soweit ich weiß, ging es um Schulden, die er angehäuft hatte. Ein Jahr später starb sie, und zu meiner Überraschung stellte sich heraus, dass sie ein Testament hinterlassen hatte, mit dem sie ihr ganzes Geld mir vermachte. Es war, das weiß ich, ein harter Schlag für Dennis, und ich war nicht sehr glücklich damit. Ich hätte ihm das Geld gegeben, hätte er es genommen, aber scheinbar ist so etwas nicht zu machen. Sobald ich aber einundzwanzig wurde, setzte ich ein Testament auf, mit dem ich das ganze Geld ihm vermache. Das ist das Mindeste, was ich tun kann. Wenn ich also von einem Auto überfahren werde, kann Dennis sein Erbe antreten.«
    »Richtig«, sagte Tommy. »Und wann wurden Sie einundzwanzig, wenn ich fragen darf?«
    »Vor drei Wochen.«
    »Ah!«, bemerkte Tommy. »Könnten Sie mir nun weitere Angaben zu den derzeitigen Mitgliedern Ihres Haushalts machen?«
    »Dienstboten oder… andere?«
    »Beides.«
    »Die Dienstboten sind, wie gesagt, schon einige Zeit bei uns. Da wäre die alte Mrs Holloway, die Köchin, und ihre Nichte Rose, das Küchenmädchen. Dann haben wir zwei ältere Hausmädchen und Hannah, die das Kammermädchen meiner Tante gewesen war und mir seit jeher treu ergeben. Das Stubenmädchen heißt Esther Quant, eine, soweit ich weiß, sehr nette, ruhige Person. Und wir selbst, das wären Miss Logan, die früher Tante Lucys Gesellschafterin war und heute das Haus für mich führt, Captain Radclyffe – Dennis, von dem ich Ihnen erzählt habe – und eine nette junge Dame namens Mary Chilcott, eine alte Schulfreundin von mir, die bei uns lebt.«
    Tommy dachte einen Moment lang nach.
    »Das wirkt alles überaus klar und ehrlich, Miss Hargreaves«, sagte er ein bis zwei Minuten später. »Wenn ich Sie recht verstehe, haben Sie keinen besonderen Anlass, die eine Person mehr als die andere zu verdächtigen, richtig? Sie hegen lediglich die Befürchtung, dass es vielleicht – nun – vielleicht kein Dienstbote war, sagen wir es so?«
    »Ganz recht, Mr Blunt. Ich weiß ganz ehrlich nicht, wer dieses Packpapier verwendet hat. Die Adresse war aufgedruckt.«
    »Da gibt es nur eines zu tun«, sagte Tommy. »Ich muss vor Ort sein.«
    Die junge Frau sah ihn fragend an.
    Nach kurzem Nachdenken fuhr Tommy fort.
    »Ich schlage vor, Sie bereiten das Terrain für die Ankunft von… sagen wir, Mr und Miss Van Dusen, Freunde von Ihnen aus Amerika. Lässt sich das einigermaßen unauffällig bewerkstelligen?«
    »Oh ja! Das ist überhaupt keine Schwierigkeit. Wann wollen Sie kommen – morgen oder übermorgen?«
    »Morgen, wenn es recht ist. Wir sollten keine Zeit verlieren.«
    »Dann ist es abgemacht.«
    Die junge Frau erhob sich und streckte ihm die Hand hin.
    »Eines noch, Miss Hargreaves: Kein Wort, zu

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