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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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niemandem – niemandem, dass wir nicht die sind, die wir zu sein vorgeben.«
    »Was hältst du davon, Tuppence?«, fragte er, nachdem er ihren Gast hinausbegleitet hatte.
    »Mir gefällt das nicht«, sagte Tuppence mit Nachdruck. »Vor allem gefällt mir nicht, dass die Pralinen so wenig Arsen enthielten.«
    »Wie meinst du das?«
    »Siehst du das denn nicht? Die ganzen Pralinen, die in der Nachbarschaft verschickt wurden, dienten nur der Ablenkung. Um die Idee von einem ortsansässigen Wahnsinnigen zu etablieren. Wenn das Mädchen dann wirklich vergiftet worden wäre, hätten alle das mit dieser Sache in Zusammenhang gebracht. Verstehst du nicht? Ohne diesen glücklichen Zufall wäre kein Mensch jemals auf die Idee gekommen, dass die Pralinen von einem Mitglied des Haushalts verschickt worden waren.«
    »In der Tat ein glücklicher Zufall. Du hast recht. Du meinst, es handelt sich um einen wohl durchdachten Anschlag auf das Mädchen selbst?«
    »Ich fürchte ja. Ich erinnere mich, von Lady Radclyffes Letztem Willen gelesen zu haben. Diese junge Dame hat einen gewaltigen Batzen Geld geerbt.«
    »Ja, und vor drei Wochen ist sie volljährig geworden und hat ein Testament gemacht. Es sieht schlecht aus – für Dennis Radclyffe. Er profitiert von ihrem Tod.«
    Tuppence nickte.
    »Das Schlimme daran ist – sie denkt genauso! Deshalb will sie die Polizei nicht einschalten. Sie verdächtigt ihn bereits. Und sie muss mehr als nur leicht in ihn verliebt sein, um so zu handeln, wie sie es getan hat.«
    »Wenn dem so ist«, sagte Tommy nachdenklich, »warum zum Teufel heiratet er sie nicht? Sehr viel einfacher und sicherer.«
    Tuppence starrte ihn an.
    »Da sagt du was«, bemerkte sie. »Gute Güte, ich freue mich darauf, Miss Van Dusen zu sein.«
    »Warum ein Verbrechen begehen, wenn gesetzestreue Mittel zur Hand sind?«
    Tuppence überlegte.
    »Ich hab’s«, verkündete sie. »In seiner Zeit in Oxford hat er eine Bardame geehelicht. Grund für den Streit mit der Tante. Das erklärt alles.«
    »Und warum schickt er dann nicht der Bardame vergiftete Pralinen?«, fragte Tommy. »Viel praktischer. Ich wünschte, du würdest nicht immer so wilde Vermutungen anstellen, Tuppence.«
    »Das sind Schlussfolgerungen«, sagte Tuppence nicht ohne Würde. »Dies ist deine erste corrida, mein Freund, aber nach gerade einmal zwanzig Minuten in der Arena…«
    Tommy warf ein Bürokissen nach ihr.
    »Tuppence, meine Güte, Tuppence, komm her.«
    Es war zur Frühstückszeit am nächsten Morgen. Tuppence eilte aus ihrem Schlafzimmer ins Esszimmer, wo Tommy auf und ab schritt, die aufgeschlagene Zeitung in der Hand.
    »Was ist los?«
    Tommy wirbelte herum, presste ihr die Zeitung in die Hand und deutete auf die Schlagzeile:
     
    MYSTERIÖSER VERGIFTUNGSFALL
    TOD DURCH FEIGENSANDWICHES
     
    Tuppence las weiter.
    Die mysteriösen Lebensmittelvergiftungen hatten sich in Thurnly Grange ereignet. Bislang war bekannt geworden, dass Miss Lois Hargreaves, die Eigentümerin des Hauses, und das Stubenmädchen Esther Quant dem Gift erlegen waren. Ein Captain Radclyffe und eine Miss Logan seien, so hieß es, schwer erkrankt. Ursache der Vergiftung war allem Anschein nach eine Feigencreme, die als Brotaufstrich verwendet worden war, da sich eine weitere Dame, eine gewisse Miss Chilcott, die nicht davon gekostet hatte, Berichten zufolge bester Gesundheit erfreute.
    »Wir müssen sofort hinfahren«, sagte Tommy. »Dieses Mädchen! Dieses reizende junge Mädchen! Warum zum Teufel habe ich sie gestern nicht sofort begleitet?«
    »Hättest du das getan«, sagte Tuppence, »hättest du wahrscheinlich auch Feigensandwiches gegessen und wärest jetzt tot. Komm, wir brechen sofort auf. Hier steht, dass auch Dennis Radclyffe ernsthaft erkrankt ist.«
    »Wahrscheinlich simuliert er, der dreckige Schuft.«
    Gegen Mittag trafen sie in dem kleinen Dorf Thurnly ein. In Thurnly Grange öffnete ihnen eine ältere Frau mit geröteten Augen die Tür.
    »Hören Sie«, sagte Tommy eilig, bevor sie ein Wort herausbringen konnte. »Ich bin kein Reporter oder dergleichen. Miss Hargreaves hat mich gestern aufgesucht und mich gebeten, hierherzukommen. Gibt es jemanden, mit dem ich sprechen kann?«
    »Dr. Burton ist gerade da, wenn Sie mit ihm reden wollen«, sagte die Frau zögernd. »Oder Miss Chilcott. Sie kümmert sich um alles.«
    Tommy entschied sich für Ersteres.
    »Dr. Burton«, sagte er in amtlichem Tonfall. »Ich würde ihn gern sofort sehen, wenn er hier ist.«
    Die

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