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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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– gewiss.« Mr Montgomery Jones nickte.
    Tommy glaubte, seinem Klienten genügend Respekt eingeflößt zu haben. Deshalb drückte er auf den Knopf unter seiner Schreibtischplatte, und sogleich wurde Mr Montgomery Jones von Albert hereingeführt.
    Tommy stand auf, um ihn zu begrüßen; er schüttelte seinem Klienten herzlich die Hand und begleitete ihn zu einem freien Sessel.
    »Nun, Mr Montgomery Jones«, sagte Tommy munter, »was verschafft uns das Vergnügen?«
    Mr Montgomery Jones warf einen vorsichtigen Blick auf die dritte Person im Raum und zögerte mit der Antwort.
    »Meine Privatsekretärin, Miss Robinson«, stellte Tommy vor. »Sie können ganz offen in ihrer Gegenwart sprechen. Es handelt sich wohl um eine delikate Familienangelegenheit?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Das überrascht mich. Sie sind doch hoffentlich nicht selbst in Schwierigkeiten geraten?«
    »Nein, eigentlich nicht.«
    »Nun«, meinte Tommy, »vielleicht könnten Sie uns Ihr Anliegen jetzt auseinandersetzen?«
    Mr Montgomery Jones war offensichtlich außer Stande, diesem Wunsch nachzukommen.
    »Es ist eine reichlich verzwickte Angelegenheit, in der ich Sie konsultieren möchte!«, begann er vorsichtig. »Ich weiß wirklich nicht recht, wie ich es Ihnen sagen soll.«
    »Ich befasse mich niemals mit Scheidungsangelegenheiten«, sagte Tommy kühl.
    »O Gott, nein!«, rief Mr Montgomery Jones entsetzt. »Das meine ich nicht. Es ist bloß – ja, es ist bloß ein verteufelt, dummer Scherz. Das ist es.«
    »Jemand hat sich wohl einen Spaß mit Ihnen erlaubt, und Sie können dem Spaßvogel nichts nachweisen?«
    Aber Mr Montgomery Jones schüttelte abermals den Kopf. Tommy gab es auf, Hilfestellung leisten zu wollen.
    »Nun, lassen Sie sich ruhig Zeit«, sagte er liebenswürdig, »und schildern Sie den Fall mit Ihren eigenen Worten.«
    Pause.
    »Ja«, brachte Mr Montgomery Jones schließlich heraus, »es war beim Abendessen. Ich saß neben einer Frau.«
    »Nun?«, ermutigte Tommy ihn.
    »Sie war – ach, ich kann es nicht beschreiben! Sie war – einfach die schönste Frau, die ich je getroffen habe: Sie kommt aus Australien und teilt mit einer Freundin die Wohnung in der Clarges Street. Ich kann Ihnen nicht schildern, was für einen Eindruck sie auf mich gemacht hat!«
    »Wir glauben es Ihnen gern, Mr Jones«, sagte Tuppence.
    Mit den klassischen Methoden eines Mr Blunt war Mr Jones offensichtlich nicht zu bewegen, sein Herz zu erleichtern. Hier war weibliches Gefühl vonnöten, das merkte Tuppence genau.
    »Ja, wir verstehen Sie sehr gut«, wiederholte sie.
    »Ach, das war ein furchtbarer Schock für mich«, sagte Mr Montgomery Jones. »Furchtbar, dass eine Frau einen so umwerfen kann… Ich habe schon mal eine Frau gekannt – eigentlich zwei. Die eine war schrecklich lustig und so, aber ihr Kinn wollte mir nicht recht gefallen. Aber tanzen konnte sie! Wunderbar! Und dann kannte ich sie auch schon eine Ewigkeit – da fühlt man sich sicherer, verstehen Sie? Die andere – tanzte im Kabarett ›Frivolity‹. Sie war großartig. Aber natürlich gab es ihretwegen Krach mit meinen Alten; und ich hatte sowieso nicht die Absicht, die eine oder die andere zu heiraten. Natürlich – man spielt manchmal mit diesem Gedanken, verstehen Sie? Und dann, wie ein Blitz aus heiterem Himmel komme ich neben diese Frau zu sitzen und…«
    »Die ganze Welt war wie verwandelt«, warf Tuppence gefühlvoll ein.
    Tommy rückte ungeduldig auf seinem Stuhl hin und her. Mr Jones’ Liebesgeschichten begannen ihn grenzenlos zu langweilen.
    »Wie gut Sie das ausgedrückt haben!«, rief Mr Montgomery Jones. »Ja, die ganze Welt war wie verwandelt. Aber wissen Sie, ich fürchte, sie hat gar keinen sehr guten Eindruck von mir gewonnen. Sie werden es mir vielleicht nicht glauben wollen, aber ich bin nicht besonders gescheit.«
    »Oh, Sie sind gewiss viel zu bescheiden«, warf Tuppence ein.
    »Nein, nein, ich weiß genau, dass ich kein großes Kirchenlicht bin«, sagte Mr Montgomery Jones. »Ich bin nicht gut genug für ein so wundervolles Wesen wie diese Frau. Aber gerade deswegen muss ich diese Sache jetzt durchstehen, es ist meine einzige Chance. Sie hat soviel Charakter – sie würde niemals ein gegebenes Wort brechen!«
    »Nun, wir wünschen Ihnen jedenfalls viel Glück«, sagte Tuppence freundlich. »Ich verstehe nur nicht, was für eine Rolle wir dabei spielen sollen!«
    »O Gott!«, sagte Mr Montgomery Jones. »Habe ich es Ihnen denn noch nicht erklärt?«
    »Nein«,

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