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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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mich an die Geschichten vom Astralleib und dergleichen. Das Komische ist bloß, dass ein Freund von mir, Dicky Rice, behauptet, sie tatsächlich dort gesehen zu haben.«
    »Wer ist Mr Rice?«
    »Oh, ein Bekannter. Er war in Torquay bei einer Tante zu Besuch. Eine alte Schachtel, die immer am Sterben ist und nie stirbt. Dicky war dort und spielte den liebevollen Neffen. Er sagte: ›Ich habe dieses australische Mädchen dort gesehen – Una Soundso. Ich wollte sie ansprechen, aber meine Tante zog mich weg, und ich musste mit einer alten Ziege in einem Liegestuhl Konversation machen.‹ Ich fragte: ›Wann war das?‹ Und er sagte: ›Dienstag, am späten Nachmittag.‹ Ich erklärte ihm natürlich, dass er sich geirrt haben müsse – aber es ist doch seltsam, finden Sie nicht? Besonders, weil Una am selben Abend auf ihren Aufenthalt in Devonshire anspielte!«
    »Sehr seltsam«, bestätigte Tommy. »Sagen Sie mal, Mr le Marchant, kannten Sie jemanden von den Gästen an den Nebentischen im ›Savoy‹ an jenem Abend?«
    »Ja, am nächsten Tisch saßen die Oglanders.«
    »Kennen diese Leute Miss Drake?«
    »Doch ja, sie kennen sie, sind aber nicht mit ihr befreundet.«
    »Nun, Mr le Marchant, wenn Sie uns sonst nichts weiter zu sagen haben, wollen wir uns verabschieden.«
     
    »Entweder ist der Bursche ein unglaublich geschickter Lügner, oder er sagt die Wahrheit«, bemerkte Tommy, als sie wieder auf der Straße waren.
    »Ja«, meinte Tuppence. »Ich muss meine Meinung korrigieren. Ich habe jetzt das Gefühl, dass Una Drake an diesem Abend tatsächlich im ›Savoy‹ soupiert hat.«
    »Gehen wir jetzt mal ins ›Bon Temps‹«, sagte Tommy. »Auch ein kleiner Imbiss könnte nicht schaden, denn so eine Jagd macht hungrig! Wir wollen uns noch ein paar Fotos von hübschen Frauen besorgen.«
    Die Beschaffung dieser Bilder erwies sich jedoch als weitaus schwieriger, als sie angenommen hatten. Als sie bei einem Fotografen eine Auswahl von Bildern verlangten, wurden sie kühl abgewiesen.
    »Warum ist im Leben alles so schwierig, was in Büchern so einfach erscheint?«, klagte Tuppence. »Wie argwöhnisch die uns angesehen haben! Wofür, glauben die wohl, brauchen wir diese Fotos? Vielleicht hat Jane ein paar Bilder für uns.«
    Tuppences Freundin Jane zeigte sich verständnisvoll und ließ sie in ihrem Schreibtisch kramen. Dort fand Tuppence vier Bilder von ehemaligen Freundinnen. Sie lagen vergessen in irgendeiner Schublade: aus den Augen – aus dem Sinn.
    Ausgerüstet mit dieser Auswahl weiblicher Schönheit fuhren sie ins ›Bon Temps‹, wo neue Schwierigkeiten sie erwarteten.’ Tommy musste mit jedem Kellner einzeln verhandeln, der Reihe nach Trinkgelder austeilen und konnte dann erst seine Fotos vorzeigen. Das Ergebnis war wenig befriedigend. Mindestens drei der jungen Damen, die auf den Fotos abgebildet waren, wollte man am letzten Dienstag in dem Lokal beim Souper gesehen haben.
    Also kehrten sie wieder in die Agentur zurück, wo Tuppence sich in das Kursbuch vertiefte.
    »Paddington ab 12 Uhr – Torquay an 15 Uhr 35. Das ist der Zug. Und Mr le Marchants Freund, dieser Mr Rice oder wie er heißt, hat Una dort am Spätnachmittag gesehen.«
    »Wir haben seine Behauptung noch nicht nachgeprüft, vergiss das nicht!«, warnte Tommy. »Wenn dieser le Marchant ein Freund von Una Drake ist, wie du annimmst, könnte er sich diese Geschichte vielleicht ausgedacht haben.«
    »Also gut – spür diesen Mr Rice auf!«, sagte sie. »Aber ich habe so eine Ahnung, dass Mr le Marchant die Wahrheit gesagt hat. Ich habe jetzt eine andere Möglichkeit im Auge: Una Drake verlässt London mit dem Zug um 12 Uhr, nimmt vielleicht ein Zimmer im Hotel und packt ihre Koffer aus. Dann fährt sie zurück und kommt rechtzeitig in London an, um sich im ›Savoy‹ sehen zu lassen. Es geht ein Zug um 16 Uhr 40 von Torquay, der um 21 Uhr 10 in Paddington eintrifft.«
    »Und dann?«, fragte Tommy.
    »Ja, dann wird die Sache schwieriger. Es geht zwar ein Zug um Mitternacht von Paddington ab, aber den hat sie wohl nicht nehmen können; es wäre zu früh gewesen.«
    »Vielleicht ein schnelles Auto…«, schlug Tommy vor.
    »Hm«, brummte Tuppence. »Es sind immerhin zweihundert Meilen.«
    »Man hat mir erzählt, dass Australier sehr leichtsinnige Fahrer sind.«
    »Ja, sie hätte es schaffen können«, meinte Tuppence. »Sie wäre dann gegen 7 Uhr früh in Torquay angekommen.«
    »Meinst du, sie hätte im ›Castle Hotel‹ auf ihr Zimmer schleichen

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