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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aber bei näherer Betrachtung entdeckt man Risse in dem Gebäude.«
    »Das sollte wirklich nicht allzu schwer sein«, stimmte Tommy zu. »Da man von vornherein weiß, dass eine der beiden Geschichten Schwindel ist, ist das Ganze ein Kinderspiel. Und das bereitet mir Kummer.«
    »Kummer? Warum denn?«
    »Kummer wegen der Frau«, sagte Tommy. »Sie wird wahrscheinlich den jungen Mann heiraten müssen, ob es ihr passt oder nicht.«
    »Liebling«, sagte Tuppence, »sei doch kein Narr! Frauen geben gern vor, leidenschaftliche Spieler zu sein – sie sind es aber in Wirklichkeit gar nicht. Diese Frau wäre niemals auf eine solche Wette eingegangen, wenn sie nicht bereit wäre, diesen netten, aber hohlköpfigen Jungen zu heiraten. Doch glaub mir, Tommy, sie wird ihn mit größerer Bereitwilligkeit und mehr Respekt heiraten, wenn er die Wette gewinnt und sie nicht erst Mittel und Wege finden muss, um ihm die Sache auf andere Weise schmackhaft zu machen.«
    »Du bildest dir wirklich ein, dass du über alles Bescheid wüsstest«, bemerkte Tommy.
    »Du wirst sehen, dass ich Recht habe.«
    »Wir wollen erst einmal das Material studieren«, sagte Tommy und begann die Papiere durchzublättern. »Zuerst das Foto. Hm – eine recht hübsche Person. Und offenbar ein gutes Bild. Deutlich und leicht zu erkennen.«
    »Wir müssen uns auch ein paar Fotos von anderen Frauen verschaffen«, meinte Tuppence.
    »Wozu?«
    »Das macht man immer so. Man zeigt den Kellnern vier oder fünf Bilder, und sie tippen dann auf das richtige.«
    »Meinst du wirklich, dass sie das richtige herausfinden?«
    »So steht es in den Detektivromanen; da finden sie es immer heraus.«
    »Nur schade, dass das wirkliche Leben sich so wenig an die Welt der Romane hält«, meinte Tommy. »Nun, was haben wir hier? Aha, da sind die Londoner Beweisstücke. Abendessen im ›Bon Temps‹ um 19 Uhr 30. Dann ›Duke’s Theatre‹, wo sie sich die neue Revue Der blaue Enzian ansah. Kontrollabschnitt des Theaterbilletts liegt bei. Souper im ›Savoy‹ mit Mr le Marchant. – Ich denke, wir könnten Mr le Marchant dazu hören.«
    »Das wird uns gar nichts bringen«, sagte Tuppence. »Wenn er ihr Spiel mitspielt, wird er sie nicht verraten, das ist klar. Wir können von vornherein streichen, was er sagt.«
    »Also gut – widmen wir uns dem Tagebuch aus Torquay«, fuhr Tommy fort. »Zwölfuhrzug ab Paddington, Essen im Speisewagen, quittierte Rechnung liegt bei. Über Nacht im ›Castle Hotel‹. Abermals quittierte Rechnung.«
    »Mir kommt das alles recht mager vor«, meinte Tuppence. »Jeder kann eine Theaterkarte kaufen und braucht deswegen noch lange nicht ins Theater zu gehen. Sie ist einfach nach Torquay gefahren, und die ganze Londoner Geschichte ist aufgelegter Schwindel.«
    »Dann wäre es unter unserer Würde, den Fall zu bearbeiten«, meinte Tommy. »Nun, das wird sich ja herausstellen, wenn wir Mr le Marchant interviewen.«
    Mr le Marchant war ein eleganter Windhund, der ihren Besuch für die natürlichste Sache der Welt hielt. »Una hat sich wohl einen kleinen Scherz ausgedacht, wie?«, fragte er. »Man weiß nie, was dieser kleine Schlingel im nächsten Augenblick anstellt.«
    »Stimmt es, Mr le Marchant, dass Miss Drake am letzten Dienstag mit Ihnen im ›Savoy‹ soupiert hat?«, erkundigte sich Tommy.
    »Ja, ja, das stimmt. Ich weiß, dass es am letzten Dienstag war, weil Una mir immer wieder das Datum eingeschärft hat; ja, sie wollte sogar, dass ich es in mein Notizbuch eintrage.«
    Nicht ohne Genugtuung zeigte er sein Gekritzel vor:
     
    Souper mit Una. Savoy. Dienstag, den 19.
     
    »Wissen Sie, was Miss Drake in der Zeit vor dem Souper unternommen hat?«
    »Sie hat sich irgendeine alberne Revue angesehen. Ich glaube, sie hieß Rosa Pfingstrosen oder so ähnlich. Reine Zeitverschwendung, so lautet ihr Urteil.«
    »Sind Sie absolut sicher, dass Miss Drake diesen Abend mit Ihnen verbracht hat?«
    Mr le Marchant starrte Tommy entgeistert an: »Aber natürlich, habe ich es Ihnen denn nicht deutlich genug gesagt?«
    »Vielleicht hat sie Sie bloß gebeten, uns gegenüber etwas zu behaupten, was gar nicht stimmt?«, sagte Tuppence.
    »Nein, aber sie sagte in der Tat etwas Merkwürdiges an diesem Abend. Wie war das bloß noch? Sie sagte: ›Jimmy, Sie glauben, dass wir hier zusammensitzen und soupieren. Aber in Wirklichkeit soupiere ich gerade in Devonshire, zweihundert Meilen von hier.‹ Das war eine verdammt komische Bemerkung, finden Sie nicht? Es erinnerte

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