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Die Büchse der Pandora

Die Büchse der Pandora

Titel: Die Büchse der Pandora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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können, ohne dass jemand sie gesehen hätte? Oder glaubst du, sie hätte einfach ihre Rechnung verlangt und erklärt, sie sei die ganze Nacht aus gewesen?«
    »Tommy, wir sind Idioten. Sie brauchte ja gar nicht nach Torquay zurückzufahren; sie konnte einfach einen Freund beauftragen, ins Hotel zu gehen, ihr Gepäck zu holen und die Rechnung zu bezahlen. So konnte sie sich die quittierte Rechnung mit dem richtigen Datum verschaffen.«
    »Ich glaube, dass wir damit eine recht solide Hypothese ausgearbeitet haben«, meinte Tommy. »Um unsere brillanten Schlussfolgerungen zu überprüfen, schlage ich vor, morgen mit dem Zwölfuhrzug nach Torquay zu fahren.«
     
    Mit einer Aktenmappe voller Fotos setzten sich Tommy und Tuppence am nächsten Tag in ein Abteil erster Klasse und bestellten Plätze für das Mittagessen im Speisewagen.
    »Wahrscheinlich sind es nicht die gleichen Kellner«, sagte Tommy. »So viel Glück können wir nicht erwarten. Wir müssen wahrscheinlich tagelang zwischen London und Torquay hin und her reisen, ehe wir auf die richtigen Kellner stoßen.«
    »Dieses Alibi zu knacken ist wirklich nicht leicht«, sagte Tuppence. »In den Büchern wird das alles in zwei oder drei Absätzen erledigt: Inspektor Soundso nimmt den Zug nach Torquay, fragt die Kellner im Speisewagen und ist einen bedeutenden Schritt weitergekommen.«
    Diesmal aber hatte das junge Paar Glück.
    Der Oberkellner, der ihnen die Rechnung brachte, hatte tatsächlich am letzten Dienstag im gleichen Zug Dienst gehabt. Tommy legte noch zehn Shilling als Trinkgeld auf den Zahlteller, und Tuppence öffnete die Aktenmappe.
    »Ich möchte gern wissen«, sagte Tommy, »ob eine dieser jungen Damen am letzten Dienstag in diesem Zug zu Mittag gegessen hat?«
    Diesmal hatten sie wirklich das Glück, das den Meisterdetektiv im Kriminalroman nie verlässt: Der Mann deutete sofort auf Una Drakes Fotografie.
    »Ja, Sir, ich erinnere mich an die Dame. Ich weiß, dass es am Dienstag war, weil die junge Dame selbst darauf zu sprechen kam. Sie sagte, der Dienstag sei immer ein Glückstag für sie.«
    »So weit, so gut«, sagte Tuppence, als sie wieder in ihrem Abteil waren. »Und wir werden vermutlich auch entdecken, dass sie ein Zimmer im Hotel genommen hat. Schwieriger wird es schon, wenn wir beweisen wollen, dass sie nach London zurückgefahren ist; aber vielleicht kann sich ein Träger am Bahnhof an sie erinnern.«
    Diese Hoffnung erfüllte sich nicht. Tommy fragte den Kontrolleur an der Sperre und einige Träger. Nach der obligaten Verteilung von Zehnshillingnoten schienen zwei der Träger sich dunkel erinnern zu können: Eine der abgebildeten Damen sähe einer Person ähnlich, die an jenem Nachmittag den Zug um 16 Uhr 40 nach London bestiegen hatte. Aber es war nicht Una Drake.
    »Das beweist gar nichts«, sagte Tuppence, als sie den Bahnhof verließen. »Sie kann diesen Zug genommen haben, ohne dass jemand sie bemerkt hat.«
    »Sie kann auch von einem anderen Bahnhof, von Torre zum Beispiel, abgefahren sein.«
    »Wahrscheinlich. Wir werden es überprüfen, wenn wir uns im Hotel erkundigt haben.«
    Das ›Castle Hotel‹ war ein großes Hotel mit Blick aufs Meer.
    Tommy bestellte ein Zimmer für die Nacht, trug sich ins Register ein und bemerkte dann freundlich:
    »Ich glaube, eine Freundin von uns, Miss Una Drake, hat letzten Dienstag hier bei Ihnen übernachtet.«
    Die junge Dame im Büro nickte ihm zu.
    »O ja, ich entsinne mich genau! Eine junge Dame aus Australien, glaube ich.«
    Auf ein Zeichen von Tommy hin zog Tuppence das Foto heraus. »Ist das nicht ein reizendes Bild von ihr?«, fragte sie.
    »Ja, ganz reizend!«
    »Ist sie lange hier geblieben?«, fragte Tommy.
    »Nur eine Nacht. Sie fuhr am nächsten Morgen mit dem Eilzug nach London zurück. Eine lange Reise für eine einzige Nacht! Aber Australierinnen machen lange Reisen ja nichts aus.«
    »Sie ist ein sehr aktives Mädchen«, meinte Tommy. »Immer auf Abenteuer aus. Neulich erst ging sie am Abend mit Freunden aus, fuhr dann mitten in der Nacht mit deren Wagen spazieren, landete glücklich im Straßengraben und kam erst morgens wieder ins Hotel zurück. Ich glaube, diese Geschichte ist ihr sogar in Torquay passiert…«
    »Oh – nein«, sagte die junge Dame im Büro. »Miss Drake nahm das Abendessen hier im Hotel ein.«
    »So? Sind Sie da ganz sicher? Ich meine – woher wissen Sie das denn?«
    »Ich habe sie selbst gesehen.«
    »Ich frage bloß, weil ich dachte, sie hätte mit

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