Die Büro-Alltags-Bibel
überleben. Und das sind eben nicht diejenigen, die frohen Mutes durch die Flure tanzen, sondern die harten; die, die ihre Zähne zusammenbeißen und jedes Lächeln im Gesicht festhalten, als hätten sie es als Geisel genommen. Wäre doch auch gelacht! Belege für diese Thesen gibt es sicher einige. Sie verschleiern aber zugleich, dass es mindestens ebenso viele Gegenbeispiele gibt: Menschen, die ihre Karriere nicht ihren Ellbogen, spitzen Zungen, dem Stuhlbeinsägen und verkniffenen Gesichtsmuskeln verdanken, sondern deren Erfolg auf Loben, Lächeln und guter Laune basiert. Nur allzu oft verwechseln wir Nettigkeit mit Naivität und Fröhlichkeit mit Flatterhaftigkeit. Dabei hat gute Laune weder etwas mit dem kommandierten Frohsinn im Kölner Karneval zu tun noch geht es darum, auf sich unkommentiert herumtrampeln zu lassen und dabei vielleicht noch zu grinsen. »Penetrante Fröhlichkeit verfehlt die Heiterkeit sogar völlig«, schreibt der deutsche Lebenskunstphilosoph Wilhelm Schmid. Sie mute töricht an, wenn sie grundlos ist. Oder wie es der griechische Schriftsteller Plutarch formuliert hat: »Gute Laune beruht darauf, Missmut zu vermeiden« und eben nicht, diesen zu kaschieren. Humor ist, wenn man trotzdem lacht; Frohsinn hat auch allen Grund dazu.
Wie Hochstimmung wirkt
Frohsinn ist kein Fetisch, sondern nützlich. Gute Laune, also jener Zustand, in dem man laut Definition die Umwelt mit durchweg positiven Gefühlen wahrnimmt, wird in der Wissenschaft schon länger erforscht. Die bisherigen Ergebnisse lassen sich so zusammenfassen: Heiterkeit macht aufmerksamer und aktiver. Gutgelaunte sind stressresistenter, ertragen Rückschläge leichter, können besser mit Niederlagen umgehen und lernen daraus mehr. Und natürlich macht Frohsinn kreativ. Das Gehirn belohnt Lebensfreude mit gesteigerter Denkleistung und neuen Sichtweisen. Zu diesem Ergebnis kamen zum Beispiel Untersuchungen der Universität Toronto. Der Psychologe Adam Keith Anderson teilte dazu 24 Probanden in drei Gruppen ein. Die erste wurde durch Musik in einebeschwingte Stimmung versetzt, die zweite hörte traurige Lieder, die Kontrollgruppe schmökerte geografische Fakten über Kanada. Anschließend sollten die Teilnehmer kreative Aufgaben lösen sowie solche, die ihre volle Konzentration verlangten. Das Ergebnis spricht für sich: Die Hochstimmung verbesserte die Aufnahme- und Analysefähigkeit der Probanden enorm. Lediglich bei den Konzentrationstests ließen sie sich etwas leichter ablenken als die traurig gestimmten Gemüter. Offenbar, so der Schluss Andersons, werde bei schlechter Laune der Fokus stärker auf das Wesentliche gelenkt.
Auch Chris Robert, Psychologe und Managementprofessor an der Universität von Missouri-Columbia beschäftigt sich schon seit einiger Zeit mit Humor am Arbeitsplatz und hat dazu diverse Theorien und Studien unterschiedlicher Disziplinen verglichen. Seine Quintessenz ist ein Plädoyer für mehr Frohsinn: So können etwa lustige Menschen, die ab und an einen Witz erzählen oder Optimismus im Job verbreiten, ihr Ansehen im Unternehmen enorm steigern, sie werden eher erinnert und weiterempfohlen als andere. Die beiden Wissenschaftler Adrian Gostick und Scott Christopher wiederum haben über eine Million Angestellte dazu befragt, was diese motiviert oder was einen Arbeitgeber attraktiv macht. Die Ergebnisse hat das Duo in dem Buch
The Levity Effect: Why it Pays to Lighten Up
zusammengefasst, und eine Einsicht war auch hierbei: Die Menschen mögen Betriebe und Büros umso mehr, wenn in diesen häufig gelacht wird. Obendrein sind die Belegschaften in solchen Betrieben produktiver. Denn beim Lachen schüttet der Körper zusätzlich Glückshormone aus, die nicht nur die Stimmung aufhellen, sondern auch Abwehrkräfte stärken und Stress abbauen. Schon in seinem Bestseller
Emotionale Intelligenz
wies der Harvard-Psychologe Daniel Goleman darauf hin, dass erhöhte Heiterkeit kreativer macht, weil sie Denkblockaden auflöst und hilft, anschließend komplexereGedanken zu knüpfen. Kurzum: Lachen macht den trägen Geist flexibler und findiger. Sogar die Vermutung, dass Humor Männer für das weibliche Geschlecht anziehender macht, gilt spätestens seit der entsprechenden Studie von Eric Bressler von der McMaster-Universität als wissenschaftlich belegt.
Der britische Psychologe Richard Wiseman hat über ein Jahr rund 40000 Witze aus 70 Ländern gesammelt und anschließend global bewerten lassen. Heraus kam der witzigste Witz der
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